Zwei Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums mit Realschulzug wollen das Schuljahr mit dem "Musikabitur" abschließen. Eifrig arbeiten Pia Kienzler und Sven Morutzan darauf hin.Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Pia Kienzler und Sven Morutzan streben Abschluss für Spezialbegabte an / Ausbildung früh begonnen

Das neue Schuljahr hat begonnen und da treffen junge Menschen mit dem Reifezeugnis wichtige Zukunftsentscheidungen.

Furtwangen. Sonderformen des Abiturs sind das Wirtschaftsabitur, das an der Robert-Gerwig-Schule abgelegt werden kann oder das populäre Sportabitur. Einen anderen Weg schlagen Pia Kienzler und Sven Morutzan am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) ein. Sie streben den Abschluss mit dem "Musikabitur" an, eine Chance für Spezialbegabte.

Die beiden gehören damit zu den weiteren zwei Schülern aus Triberg und sieben aus St. Georgen, die sich der Musik verschrieben haben. Im vergangenen Jahr wählten in Furtwangen keine Schüler die Fachrichtung.

Eng ist die Kooperation der OHG-Musiklehrer mit Kollegen in St. Georgen und Triberg. Für die Lehrinstitute bedeutet die Fachrichtung einen enormen organisatorischen Aufwand. Räumlichkeiten, Instrumente, Notenmaterial, Musikliteratur, Bücher und Schülerarbeitshefte müssen vorgehalten werden.

Bisher standen die beiden Furtwanger Schüler unter den Fittichen von Hartmut Janke und werden künftig beim Musikabitur durch dessen Kollegen Christoph Häusele betreut. Beide Lehrer sind mit vielen Instrumenten vertraut. Janke ist Kirchenmusiker in Villingen und leitet das Quellen-Ensemble. Häusele hat sich auch einen Namen als Komponist gemacht. Unvergessen bleibt sein Musical "Pfauenauge in der Tagesschau".

Die Erarbeitung von Werken steht im Mittelpunkt, wie beispielsweise die berühmte "Johannes-Passion" von Johann Sebastian Bach. Variationszyklen müssen studiert werden und wichtig sind Werkanalyse, Wechselbezüglichkeit im Kontext von Historie, Entstehen der Komposition und Wirkung, Beziehung von Gesangstext und Musik. Harmonik, Rhythmik, Besetzungsmöglichkeiten, Texte und Musik werden kennen gelernt.

Pia erhielt bei Ihrer Mutter Edeltraud Kienzler, einer in der Region bekannten Organistin, Klavierunterricht und erlernte seit dem fünften Lebensjahr das Flötenspiel. Sie erhält von der SHO-Dirigentin Uta Borho Blockflötenunterricht und ist auf C- und F-Blockflöte zuhause. Auch im Jugendorchester des Rohrbacher Handharmonikaclubs "Edelweiss" wirkte sie mit. Sie möchte an der PH Freiburg Grundschullehrerin werden und Musik unterrichten.

Sven hat sich schon als versierter Organist hervorgetan und bewies vielseitiges Talent am Klavier. Bei "Jugend musiziert" erreichte er Preise auf Bundesebene und erst kürzlich spielte er das berühmte Fantasie-Impromptu op. 66 von Chopin ein. Klavierunterricht erteilt ihm Sabine Pander von der JMS Furtwangen und der Villinger Bezirkskantor Marius Mack, bei dem er die C-Prüfung ablegte, bildet ihn an der Orgel aus.

Nicht leicht war für Beide die Anfangszeit der Corona-Krise. Über digitale Medien wurde weiter unterrichtet, bis endlich wieder Präsenzunterricht möglich war.

Das Abitur in Musik besteht aus einem "fachpraktischen" und einem "schriftlichen" Abitur. Die Benotung erfolgt nach einem Instrumentalvorspiel mit anschließender zehnminütiger mündlichen Prüfung zu den Vortragsstücken und einer 75-minütiger Klausur. Höraufgaben, Notendiktate und Harmonielehre stehen im Mittelpunkt. Alle nötigen Kenntnisse werden binnen zwei Jahren systematisch eingeübt.