Der Cayenne bekommt einen kleinen Bruder. Foto: dpa

Zu den vier Porsche-Baureihen kommt eine Fünfte, ein kleiner Cayenne. Arbeitstitel: Cajun.

Stuttgart - Bis die juristischen Hürden für eine Verschmelzung von VW und Porsche ausgeräumt sind, dauert es vermutlich Jahre. Schon heute arbeiten die Unternehmen aber eng zusammen: Im künftigen Porsche-Vorstand sitzen VW-Manager, die Entwicklungshoheit für Sportwagen im VW-Konzern übernimmt Weissach.

Einmal mehr greift damit eine zentrale Strategie von Volkswagen: Technologien und Fahrzeugkonzepte werden einmal entwickelt, dann aber markenübergreifend im gesamten Konzern eingesetzt. Auf diese Weise ist der Geländewagen Cayenne entstanden, der sich mit dem VW Touareg und dem Audi Q7 eine Plattform teilt. Diese Kooperation stammt aus der Zeit, als VW und Porsche getrennte Wege gegangen sind. Seit die Wolfsburger an der Verschmelzung mit der Sportwagenmarke arbeiten, wird zudem über die Zuständigkeit für den sogenannten Sportwagen-Baukasten und den Modularen Standardbaukasten verhandelt. Den Zuschlag hat nun das Porsche Entwicklungszentrum in Weissach erhalten.

VW-Lenker Martin Winterkorn, der zugleich Chef der Porsche-Holding SE ist, überbrachte die Nachricht persönlich - gestern tagte in Weissach der Porsche-Aufsichtsrat, der zudem über die Personalrochade Dürheimer/Hatz und eine fünfte Baureihe zu entscheiden hatte. "Die Botschaft ist klar: Der Konzern setzt voll und ganz auf Porsche-Kompetenz", betonte Winterkorn.

Grünes Licht für kleinen Bruder des Geländewagens Cayenne

VW stellt die gesamte Produktion derzeit auf Baukästen um. Dabei ist die Marke VW zuständig für den Modularen Querbaukasten, darauf basieren kleine und kompakte Autos mit quer eingebautem Frontmotor. Audi macht die größeren Wagen, bei denen der Motor in Fahrtrichtung eingebaut wird und so Platz für Sechs- und Achtzylinderantriebe lässt (Modularer Längsbaukasten). Porsche wird neben dem Sportwagen-Baukasten für den Modularen Standardbaukasten zuständig sein, auf dem etwa die viersitzige Limousine Panamera beruht. "Wir sind quer aufgestellt - wer will uns da noch aufhalten?", fragte Winterkorn nach der Verkündung, die live in den Werkhof an den Stammsitz Stuttgart-Zuffenhausen übertragen wurde. Dort lauschten Mitarbeiter im Schneetreiben Winterkorns Worten.

Zudem gab der Porsche-Aufsichtsrat grünes Licht für einen kleinen Bruder des Geländewagens Cayenne. Unter dem Arbeitstitel "Cajun" solle das weltweit erfolgreichste Porsche-Segment im Bereich Geländewagen weiter ausgebaut werden, hieß es. Die neue Baureihe wurde als "Porsche-typisch leicht, handlich und agil" beschrieben. Dass Porsche den Cayenne schrumpfen will, ist seit langem bekannt, voraussichtlich 2013 soll er auf den Markt kommen. Die Beschäftigten nahmen die neuen Aufgaben mit Begeisterung auf, noch vor einem halben Jahr sei man davon "weit entfernt" gewesen, sagte Betriebsratschef Uwe Hück. Dem neuen Porsche-Entwicklungschef Wolfgang Hatz gab er auf den Weg, "zu beweisen, dass wir in Weissach steigerungsfähig sind". An Winterkorn gewandt sagte er, "ich bin überzeugt, sie werden auch noch Porscheaner, und zwar schlimmer als ich".

Porsche soll 2011 als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert werden, allerdings verzögern das Klagen vor Gericht. Voraussetzung ist zudem eine Kapitalerhöhung über fünf Milliarden Euro, die die derzeit rund sechs Milliarden Schulden der Porsche-Holding verringern soll. Am heutigen Dienstag entscheiden darüber die Porsche-Aktionäre. In den ersten drei Monaten des Rumpfgeschäftsjahrs 2010 hat die Porsche SE plus 155 Millionen Euro erwirtschaftet.