Viel zu berichten hatten die Vorsitzenden des Gewerbevereins auf der Generalversammlung. Von links Besitzerin Alexandra Limberger, die Vorsitzende Tamara Pfaff, sowie die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Andrea Kanold und Jürgen Rebholz. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder Bote

Gewerbeverein: Weitere kreative und kostengünstige Lösungen sind mit der Stadt zu suchen

Bad Dürrheim. Umfangreicher als in den vergangenen Jahren gestaltete sich die diesjährige Jahreshauptversammlung des Gewerbevereins mit seinen derzeit 111 Mitgliedern.

In den Jahresberichten der Abteilungen Forum Innenstadt, Handwerk und Hoga (Hotel und Gaststätten) wurde deutlich, welche Veränderungen und Anstrengungen in der Corona-Situation von den Gewerbetreibenden durchgeführt und verkraftet werden mussten.

Spende für Jugendhaus

Vorsitzende Tamara Pfaff gab einen Überblick über die im Vorjahr noch machbaren Aktionen. Zwei Tage lang wurde im Adventsdörfle Gulaschsuppe und Wein verkauft, der Erlös wurde an das Jugendhaus gespendet, um jeden Monat im Naturkostladen einen Obstkorb zusammenstellen zu können. Dreimal habe es diese Möglichkeit gegeben, dann musste der Laden schließen.

Als eine tolle Sache habe sich in Zusammenarbeit mit der Stadt und der Kur und Bäder GmbH die Möglichkeit ergeben, bei den Einzelhändlern und den Gastronomen Gebrauch vom Abhol- und Lieferservice zu machen. Hier erwähnte Tamara Pfaff, dass sich insbesondere Alexander Stengelin, Fachbereichsleiter für Strategische Entwicklung und Kommunikation, viel Arbeit mit dem Erstellen von Listen für die Angebote der Gastronomen gemacht habe.

Angenehm überrascht sei man von der Plakataktion der Kubä gewesen, die auf großen Werbeflächen die Hinweise mit alten Veranstaltungen entfernen ließ und stattdessen die Worte "Wir halten zusammen" angebracht habe. "Eine tolle Idee, damit wurden die Einzelhändler unterstützt", meinte Pfaff.

Zwei lange Einkaufsabende

"Anti-Virus-Stempel" wurden im Sommer an die zehn Kindertagesstätten der Stadt übergeben, mit denen die Kleinen zum gründlichen Händewaschen motiviert wurden. Statt dem verkaufsoffenen Sonntag wurden im September zwei lange Einkaufsabende durchgeführt. Geplant sei im September dieses Jahres eine Wiederholung. Der Adventskalender konnte zum Jahresende auch wieder stattfinden, nachdem jedoch am 15. Dezember die Geschäfte schließen mussten, habe man eine andere Lösung gefunden. Als eine Hau-Ruck Aktion bezeichnete die Vorsitzende die Fremdenverkehrsabgabe, sie sei viel zu kurzfristig gekommen, sie hätte zuvor besser mit den Betroffenen besprochen werden sollen. Dass Gelder von der Stadt von drei Jahren zurückgefordert wurden, sei nicht kooperativ. So wollte es Bürgermeister Jonathan Berggötz nicht stehen lassen. Er wies darauf hin, dass im Oktober 300 Personen zu diesem Thema eingeladen waren. Jedoch habe es kaum Rückmeldungen gegeben, für einzelne Fragen hätte sich die Verwaltung gerne Zeit genommen. Im November aber habe die Entscheidung fallen müssen, da die Satzung für die Fremdenverkehrsabgabe veraltet gewesen sei und aktualisiert werden musste.

An einem Strang ziehen

"Es ist wichtig, dass wir gemeinsam an einen Strang ziehen", betonte die stellvertretende Vorsitzende Andrea Kanold von der Abteilung Forum Innenstadt. Die Situation sei frustrierend: In der Innenstadt leere Straßen, Gaststätten konnten ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen, die Einzelhändler mussten sich ständig mit neuen Vorgaben vertraut machen. Obwohl sie gute Konzepte erarbeitet hatten, um ihr Geschäft zu betreiben, haben sie trotzdem schließen müssen.

Keine einfache Sache sei die Kundennachverfolgung, ebenso die Testsituation. In der Zusammenarbeit mit der Kubä und der Stadt sei Kreativität zu sehen, so Kanold, aber es sei noch viel zumachen, auch ohne großen Kostenfaktor. "Wir brauchen Ausdauer und Geduld und dürfen die Hoffnung nicht verlieren, dass die Leute in die Geschäfte kommen, trotz Online-Einkauf." Der Versuch, Menschen wieder in die Innenstadt zu bekommen wäre wichtig, daher müssten Gewerbetreibende, Stadt und Kubä stark und intensiv zusammenarbeiten.

Fehlende Fachkräfte

Das Handwerk, so konnte der stellvertretende Vorsitzende Jürgen Rebholz berichten, habe in der Corona-Zeit Glück gehabt, da es – außer den Frisören – seine Arbeit ausführen konnte. So hatten die Handwerker kaum Einbrüche im Auftragsbereich. Auch habe es wegen Corona krankheitshalber wenig Ausfälle gegeben, da überwiegend im Freien oder in großen Hallen gearbeitet werde. Probleme würde es jedoch mit der Materialbeschaffung geben, denn bei langen Lieferzeiten sei es teurer geworden. Als schlecht bezeichnete Rebholz die Lehrlingslage, zudem würden Fachleute fehlen.

"Unsere Branche kam am meisten in Mitleidenschaft", versicherte Beisitzerin Alexandra Limberger in ihrem Jahresbericht für die Abteilung Hoga. Von Januar bis Mitte März sei noch alles "normal" gelaufen, dann sei der abrupte Stillstand gekommen. Viele Mitarbeiter haben sich von der gewohnten Arbeitszeit auf Kurzarbeit umstellen müssen, die finanzielle Hilfe sei oftmals zu spät gekommen. Der Abhol- und Bringservice sei für viele etwas ganz Neues gewesen. Als im Juni die Therme wieder öffnen konnte, seien die Gäste wieder gekommen. Mit Trennwänden, Abstand halten und besonderen Hygiene-Maßnahmen waren die Betriebe bis Oktober gut belegt.

Am zweiten November kam das Aus, seither sei wieder alles leer. Schön wäre es, so wünschte sich Limberger, eine langfristige Planung zu haben, damit sich die Betriebe auf die nächste Öffnung vorbereiten könnten.