Wenn von zehn Männern einer Hans heiße, so Konrad Kunze, dann müsse ein Nachname zur Unterscheidung her. Foto: cbs Foto: Lahrer Zeitung

Vortrag: Konrad Kunze erklärt in Schuttern, wo in der Region verbreitete Nachnamen ihren Ursprung haben

Wer Kopf heißt, hat wahrscheinlich Vorfahren mit einem großen Kopf, Schrempp hingegen weist auf einen Schramme im Gesicht hin. Namensforscher Konrad Kunze hat in Schuttern auf Einladung des Historischen Vereins unterhaltsam referiert.

Schuttern. Adam und Eva, König David, Kaiser Karl der Große und Barbarossa hatten eines gemeinsam: Alle hatten keinen Familiennamen. Erst vor 800 Jahren sind Familiennamen entstanden, erklärte Kunze, Namensforscher und Spezialist für Familiennamen am Mittwochabend auf Einladung des Historischen Vereins in Schuttern. Ob der Fritz oder Hans unbedingt einen Familiennamen brauche, diese Frage beantwortete sich aus dem Wachstum von Städten, so Kunze. Wenn von zehn Männern einer Hans heiße, brauchte es eben eine Unterscheidung.

Wobei Island als einziges Land in Europa noch heute ohne Nachnamen auskomme. Dort wird der Vorname des Vaters zum Nachname. Gustavson heißt so viel wie der Sohn von Gustav oder Gustavdottir, die Tochter von Gustav. Die heutigen Nachnamen begründen sich auf fünf Motive, die ihren Ursprung 800 Jahre zurückverfolgen lassen. Zum einen wird unterschieden nach dem Vornamen des Vaters oder der Mutter. Ketterer etwa bezieht sich auf den Vornamen Katharina. Dilger auf den Vornamen der Ottilie. Rudolf waren die Nachkommen eines Rudolf und Killius die Nachfahren eines Killian.

Wolfgang wird zu Wolf, Erbo zu Erb

Erb, ein in Friesenheim stark verbreiteter Nachname, ließe sich auf den alten germanischen Rufnamen Erbo begründen, aber auch auf die Tatsache, dass jemand viel geerbt habe. Weit verbreitet war auch die Halbierung von Vornamen zum Nachnamen, so wurde Wolfgang zu Wolf, Heinrich zu Hein, Heinle, Heinzelmann, Heitzmann. Der Nachname Herr sei eben ein halbiertes Herrmännle, so Kunze. Mussler bezieht sich auf den Vornamen Hieronymus. Der Namensforscher begeisterte mit seiner humorvollen und geschichtlich fundierten Sicht auf die Namensforschung. Ihm hätten die Gäste noch Stunden zuhören können. Zumal viele ihrem eigenen Nachnamen auf die Spur gekommen sind.

Greiner deutet auf Heulsusen hin

Die Unterscheidung der Nachnamen an den Platz oder Ort, an dem Menschen wohnen, an die Stadt oder Region aus der die Familie stammt, am Beispiel Elsäßer, Schwarzwälder, Freiburger lässt sich weiter beschreiben im Berufsstand der Vorfahren. Allen voran die Nachnamen Meier, Bauer und Hofmann, die auf einen landwirtschaftlichen Betrieb zurückzuführen sind oder Schmidt, Müller, Schuhmacher, Becker, alles Namen, die sich von selbst erklärten.

Wirklich zünftig wird es oft, wenn der Nachname auf das Aussehen zurückzuführen ist. "Hans der Lange geht ja noch", so Kunze. Nachnamen wir Kurz, Faißt (dick), Dürr (dünn), Steißle (Steißbein), Schrempp (Schramme im Gesicht), Maus (klein, flott, aber auch Maulwurffänger) Greiner (viel heulen oder zanken), Lauer (hinterhältiger Mensch) gehen auf die Beschreibung einer Person zurück.

Der Name Kopf hingegen, dürfte auf einen auffallenden großen Kopf schließen, aber es steht auch für ein altdeutsches Wort Becher. Die Gäste hatten ihre Freude an diesem Abend und werden ihrem eigenen Nachnamen noch besser auf die Spur gekommen sein.

Konrad Kunze, Literatur- und Sprachwissenschaftler, wurde 1939 geboren. Er lehrte bis zur Pensionierung im Jahr 2004 an der Universität Freiburg. Seine Forschung hat ergeben, dass es in Deutschland 1,1 Millionen Nachnamen gibt. Für diese Forschung ging er 2005 allen Telefonbüchern auf die Spur und kam zum Ergebnis von 850 661 einfachen Nachnamen und 245 333 Doppelnamen.