Beim Fackelumzug in Schuttern haben Hexen Unheil verbreitet. Wer nicht aufpasste, lief Gefahr ein Strohbad erleiden zu müssen. Knapp 80 Gruppen haben am Freitagabend auf Schutterns Straßen ihr Unwesen getrieben. Fotos: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Fasent: Fackelumzug in Schuttern lockt Tausende Besucher und Hästräger an / Ausklang in der Offohalle

Beim großer Nachtumzug mit der Narrenzunft Kruttstumpe sind am Freitag 80 Zünfte und Gruppen mit gut 2000 Hästrägern nach Schuttern gekommen. Die Gastgeber waren selbst mit 100 Aktiven am Start.

Schuttern. Nein, die Narrenzunft Kruttstumpe feierte in diesem Jahr noch nicht ihr großes Jubiläum. Erst 2019 wird die Zunft 66 Jahre jung. Trotzdem machte die Anzahl von knapp 80 Gruppen und Zünften einem Jubiläumsumzug alle Ehre. Was die Kruttstumpe wohl im kommenden Jahr aus ihrem wundersamen Hut der Narretei zaubern werden, dürfte wohl der gesamten Linie von Superlativen gerecht werden.

Ob ein Umzug wie er seit vielen Jahren zur finsteren Nacht an einem Freitagabend in Schuttern noch steigerungsfähig ist, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall verstehen die Schutterner ihre Fastnacht zu feiern und wirklich riesige Umzüge in einem bunten Lindwurm durchs Dorf ziehen zu lassen. Allen voran, Ehre wem Ehre gebührt, der Dorfbott mit seiner großen Glocke. Aber das Narrenvolk musste weder geweckt noch informiert werden. Aufgeregt und bunt kostümiert, präsentierten sich Tausende von Zuschauern. Der Ort schien fast aus allen Nähten zu platzen. Aber nur fast, schließlich wissen die Kruttstumpe ihre Gäste mit Pauken und Trompeten und bester Bewirtung zu empfangen. Groß war die Aufmerksamkeit, die den Sternenberg Dämonen aus Altschweier bei Bühl zuteil wurde. Sie hausten viele Jahre unbemerkt auf dem Sternenberg. Allerdings nicht in Friesenheim, wo die Sternenberghalle steht, sondern in Altschweier bei Bühl.

Dämonen, Hexen, Schneewölfe, Teufel, ganz schön viele Gestalten, die das Fürchten lehren, trieben in Schuttern ihr schauriges Unwesen. Eigentlich dürfte nach diesem Umzug der Winter sich nur noch auf und davon machen. Viele junge Mädchen erlebten einen Nervenkitzel der besonderen Art, wenn sie von Dämonen und Geistern über eine gewisse Wegstrecke kreischend davongetragen wurden. Einige versteckten sich hinter ihren Gruppen. Wen die Häsgruppen im Visier hatten, dem blieb kein Entkommen. Von Karlsruhe bis Lörrach wurde der Fackelumzug in Schuttern zum Treffpunkt der Hästräger und Narretei. Aus der Großgemeinde beteiligten sich die Krabbe Schenkel aus Oberweier, die Feuerhexen aus Heiligenzell sowie die Höllenbrut aus Friesenheim.

Nach dem Umzug ging es in die Offohalle, in die Gasthäuser oder es blieb beim Aufenthalt im mystischen Nachtlicht. In der Offohalle bereiteten die Kruttstumpe ein Fest aus Guggemusik und Tanz. Gastzünfte bestritten gemeinsam den bunten Abend und närrischen Ausklang bis in die Morgenstunden.

Die Wurzel der Schutterner Fasent geht mehr als 300 Jahre zurück, und zwar bis ins Jahr 1688. Unter dem damaligen Abt Johannes II. Vogler (1688-1708) wurden bereits Fasentspiele veranstaltet. Diese Fasentspiele haben sich bis heute in Schuttern erhalten, wenn auch in etwas anderer Form. Es gibt noch heute handgeschriebene Fasentspiele aus dem vorletzten Jahrhundert (1888). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Fasentspiele von Johannes Mast, Wilhelm Silberer und dem langjährigen Oberzunftmeister Josef Blattmann vorgetragen. Aufgrund dieser Veranstaltung wurde die Narrenzunft "Kruttstumpe" am 20. Januar 1953 ins Leben gerufen. Im Gasthaus Prinzen fand die Gründungsversammlung statt.