Die Horber Friedenstage beginnen am Samstag. Foto: Schülke

Bei den Friedenstagen 2023 gibt es neben den aktuellen Themen Gäubahn und Stuttgart 21 auch einen Rückblick auf vergangene Veranstaltungen und auf einen besonderen Moment der Friedensbewegung in Deutschland: die Menschenkette vor 40 Jahren.

Mit den 25. Friedenstagen, die am Samstag, 28. Oktober, im Horber Kloster beginnen, feiert der 1983 gegründete soziokulturelle Verein Projekt Zukunft (PZ) auch sein 40-jähriges Bestehen.

Sicher mit etwas Wehmut, denn der PZ nimmt als Veranstalter Abschied vom Kloster. Doch es gibt noch einmal die Möglichkeit, in die Geschichte einzutauchen. Die Fotoausstellung „40 Jahre Projekt Zukunft macht die Region Horb bunt und lebendig“ erinnert an viele Veranstaltungen; an Stellwänden hängen die Plakate vergangener Friedenstage.

Die Protestkultur der 1980er Jahre hat dank des PZ auch in Horb ihre volle Blüte entfaltet. Etwa mit Auftritten von Ape, Beck und Brinkmann und Thomas Felder, einer Gandhi-Woche oder einer „Aktionswoche gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit“. Berühmte Kabarettisten gastierten in Horb: Gerhard Polt, Matthias Richling, Lisa Fitz. Ein großes Kapitel der PZ-Geschichte nimmt auch der Kampf gegen die Kernenergie ein.

Dieses Jahr sind mit Stuttgart 21 und der Gäubahn Verkehrsthemen an der Reihe. Auf den Krieg im Gaza-Streifen konnten die Programmmacher noch nicht reagieren, und der Ukraine-Krieg war bereits im vergangenen Jahr Thema.

Verkehr steht im Fokus

Aktuell und bedrückend wird es trotzdem, denn aktuelle Recherchen sprechen von einer massiven Ausweitung der S 21-Pläne: noch mehr Tunnels unter Stuttgart mit rund hundert Kilometer Strecke. Bahnchefs, „Betonmafia“ und Spekulanten tauchen in dem Dokumentarfilm von Klaus Gietinger auf, der am Dienstag, 31. Oktober, um 19.30 Uhr im Kloster gezeigt wird – S 21 als Trojanisches Pferd. Dazu passt am 1. November die Diskussion von Michael Theurer, Bundesminister für Digitales und Verkehr, mit Roland Morlock, dem Landesvorsitzenden des Deutschen Bahnkunden-Verbands.

Die Menschenkette

Sicher eine Perle im Programm ist der Lesungs- und Filmabend am Mittwoch, 8. November, um 19.30 Uhr mit Cäcilie Kowald. Sie hat einen Roman über die Menschenkette geschrieben, die vor 40 Jahren just in dem Gründungsjahr des PZ stattfand. Auch damals waren schon Aktivisten aus Horb mit dabei. „Ein strahlendes Land – Mit dem Geigerzähler durch Deutschland“ von und mit Marivn Oppong ist ein Vortrag, der am Mittwoch, 15. November, ab 19.30 Uhr von kontaminierten Orten berichtet – zum Beispiel einem Einkaufszentrum.

Viele Erinnerungen

Die Brüder Helmut und Ewald Loschko, zwei der „Motoren“ des PZ, blicken mit Freude auf all die Jahre zurück und glauben, dass ihr Engagement für den Frieden nicht vergebens war. Helmut Loschko meint: „Ich sehe mich als jemanden, der erreicht hat, dass die Kaserne in Horb wegkommt.“

Helmut Loschko erzählt: „In den Jahren 1985/86 bekamen wir von der Stadt jährlich 100 DM Zuschuss für unser Kinderprogramm. Der damalige OB Hans Hörner sagte: Man bezuschusst doch nicht die, die einem den Ast absägen wollen.“

Ein beängstigendes Ereignis schildert Ewald Loschko: „Das war 2007 bei der Aktion ,Horb mag dich, wenn du kein Nazi bist’. Da kamen dann so zehn, zwölf junge Männer zu einem Vortrag, deren Frisuren man ansah, dass sie zur rechten Szene gehörten. Sie machten ein Ping-Pong-Fragespiel, bis der Referent eingriff und es beendete. Dann sind plötzlich alle auf einmal wie auf Befehl aufgestanden und rausgegangen. Da konnte es einem kalt den Buckel runterlaufen.“

Kontakt zu den Horber Friedenstagen und weitere Informationen über die Horber Initiative für den Frieden und das Projekt Zukunft: horberfrieden@gmx.de, www.pz-horb.de

Friedenstage

Das Programm
Samstag, 28. Oktober