Der Biologe Wolfgang Rohe (links) und Rüdiger Schmiedel, der Vorsitzende der Stiftung für Bären. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Wildtiere: Experte Wolfgang Rohe fordert Leitbild wie in anderen europäischen Ländern

Ist "GW 852m" ein Problemwolf? Diese Frage beantwortete Rüdiger Schmiedel, Vorsitzender der Stiftung für Bären, bei einer Pressekonferenz anlässlich der Konferenz "Mythos Wolf, Luchs und Bär" im Kurhaus.

Freudenstadt. Für eine Bezeichnung wie für den Braunbären Bruno in Bayern damals brauche es eine Kommission, die ihn so benenne und zum Abschuss freigebe. Das sei aber nicht der Fall. Darüber hinaus verhalte sich das Tier bisher ganz natürlich, so Schmiedel.

Er und der Biologe Wolfgang Rohe sahen vor allem die Landesregierung in der Pflicht, ein Leitbild über den Umgang mit Wildtieren zu entwerfen. Das gelte nicht nur für den Wolf, sondern auch für den Luchs und den Bär.

Der Bär lege ebenso schnell große Strecken zurück wie ein Wolf, sagte Schmiedel. Derzeit gebe es im Trentino eine Population von etwa 70 Bären, einer sei schon bei Bern gesichtet worden. Da gebe es sehr wohl eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass ein Bär auch im Schwarzwald auftaucht, so Schmiedel. Die Natur lasse sich nicht aufhalten und für Tiere würden Landesgrenzen nicht gelten.

Flächennutzer nicht alleine lassen

Rohe verwies auf Spanien und Frankreich, wo bereits Leitbilder für den Umgang mit Wildtieren entworfen worden seien. Dabei komme es darauf an, alle Flächennutzer – die Landwirte, Wald- und Herdenbesitzer sowie die Kommunen – miteinzubinden. Denn man dürfe diese nicht mit dem Wildtieren nicht allein lassen, wie es jetzt passiere. In Spanien etwa sei auch der Abschuss eines Tieres vorgesehen, falls es Probleme mache, so Rohe.

Aber gerade das Beispiel Nordspanien zeige, dass es mit Wildtieren funktionieren könne. Dort habe es immer Wölfe und Bären gegeben – neben der Haltung von Nutzvieh. Heutzutage werde das Vorkommen der Tiere auch touristisch genutzt. Bei Exkursionen könnten die Kunden etwa auf Spurensuche von Wölfen und Bären gehen.

Es gehe bei der Konferenz, die noch bis Sonntag dauert, auch darum, die Bürger über die Tiere und das Verhalten ihnen gegenüber zu informieren, sagte Schmiedel. Aber die Angst ließe sich so natürlich nicht zur Gänze nehmen. Freudenstadt habe sich angesichts der vielen Besucherzahlen im Alternativen Wolf- und Bärenpark in Bad Rippoldsau-Schapbach angeboten.

Etwa 100 Experten aus Deutschland, Frankreich, Österreich, der Slowakei und der Schweiz hätten sich angekündigt, sagte Schmiedel. Star-Gast unter den Referenten ist der Bärenforscher Reno Sommerhalder.