Das ehemalige Hotel Alexanderschanze wurde vom Land gekauft und steht derzeit leer. Foto: Archiv

Dokument von der Einkehr eines Gasts beschreibt Besonderheiten des Wanderheims.

Freudenstadt-Kniebis - Es war zum Schluss nur noch ein einfaches Wanderheim. 2015 stellte der Besitzer des Hotel Alexanderschanze in Kniebis den Betrieb ein. Das Land kaufte das denkmalgeschützte Gebäude, seither steht es leer.

Seit seiner Pensionierung im Jahr 1991 führte Walter Gaiser, ehemaliger Lehrer am Kepler-Gymnasium in Freudenstadt, das Hotel, das 1911 errichtet wurde. Er war Hotelier, Zimmermädchen, Koch und Servierer zugleich. Immer wieder gab es Streit um die Wasserversorgung, was seinerzeit den Betrieb erschwerte.

Schriftstück hängt am Schwarzen Brett

Carola Broermann, Stadträtin der CDU in Freudenstadt, besuchte das Hotel Alexanderschanze noch kurz vor seiner Schließung. Am Schwarzen Brett fiel ihr ein Schriftstück auf, das ein Gast verfasst hatte, und das Walter Gaiser ausgehängt hatte, vermutlich, weil es den Charakter von ihm und des Hotels so treffend beschrieb. Carola Broermann fotografierte das Schreiben mit einem Lachen im Gesicht. Denn auch sie konnte sich als Schülerin des Kepler-Gymnasiums noch gut an Walter Gaiser erinnern. Beim Neujahrsessen des Gemeinderats trug sie zur Erheiterung der Gäste den Text vor, aus dem wir einige Passagen zitieren.

Der Wanderer schreibt unter anderem über das Hotel Alexanderschanze: "Als wir dort eintrafen, lag ein betagter Herr im Liegestuhl des Gartens, der Eigentümer und einzige Mitarbeiter. Wir wollten ein Zimmer buchen. Das Hotel befindet sich im Zustand der 50er-Jahre. Handwerker hat das Gebäude wohl nie gesehen. Es war an einem späten Nachmittag im Mai, draußen blies ein immer kälterer Wind. Der Maestro führte uns an einem kleinen Nebenzimmer vorbei, in dem vier gepflegte Cocktailsesselchen um einen Nierentisch standen. Er schloss unser Zimmer auf und blickte aufs Thermometer. Es hatte geschlagene zwölf Grad. Er fragte, ob wir einen Heizlüfter benötigen. Lieber wollten wir zuerst was essen. Wir setzten uns in den Gastraum und schlotterten alsbald. Ob er den Kachelofen in Betrieb setzen solle? Wir könnten uns direkt daneben setzen, dann würde uns kuschelig warm werden. Während er das Abendessen bereitete, erzählte er, er würde nur so viele Gäste übernachten lassen, wie er zum Betrieb des Hotels unbedingt benötige. Und nur solche, die ihm sympathisch seien. Hunde seien grundsätzlich nicht erlaubt."

Auch seine Eindrücke vom Essen und von der Nacht schildert der Wanderer: "Das Abendessen bestand aus Roggenmischbrot, einigen Scheiben Käse und Schwarzwälder Schinken, allerdings aus der Plastikpackung eines Discounters, Tomaten mit Zwiebeln sowie einem nicht näher definierbaren Hauswein. Um die Nacht auf knapp 1000 Metern Höhe zu überstehen, bekamen wir nicht nur Bettwäsche, wie ich sie von meiner Großmutter kannte, sondern auch einige Thermoskannen heißen Wassers, das unsere Trinkflaschen in Wärmflaschen verwandelte. Über die Matratzen und das Frühstück breiten wir den Mantel des Schweigens."

Weitere Nutzung noch unbekannt

Am Schluss zieht der Wanderer ein Resümee: "Das Hotel Alexanderschanze unterscheidet sich drastisch von allen anderen deutschen Hotels, und es hat Charme. Wer den Westweg wandert, muss dort übernachten. Sofern einen der Chef lässt". Übernachten kann man in der "Alexanderschanze" seit vier Jahren nicht mehr.

Als das Land im September 2015 die "Alexanderschanze" kaufte, wurde die Lage am Rand des Nationalparks Schwarzwald als Grund für den Kauf genannt. Als mögliche Nutzungen wurden eine Rangerstation für den Nationalpark oder eine gemeinsame Nutzung mit dem geplanten Wildtierpark an der Alexanderschanze ins Auge gefasst. Bis heute gibt es aber keine konkreten Aussagen, was mit dem Gebäude passieren soll.

Beim Nationalpark Schwarzwald ist über eine künftige Nutzung nichts bekannt. Beim Verein Wildtierpark Alexanderschanze, dessen Vorsitzender Freudenstadts Oberbürgermeister Julian Osswald ist, besteht nach wie vor der Wunsch, das Gebäude eventuell als eine Art Infozentrum mitzunutzen.