Ein beeindruckendes Konzert boten Werner Wilms, Burkhard Eulberg, Johannes Köstler und Uli Schmidt-Haase von "Maseltov" ihren zahlreichen Zuhörern. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Rudert-Festival: "Maseltov" übertrifft sich selbst / Jiddische Lieder und humorvolle Zwischntexte

Eine musikalische Überraschung erlebten die zahlreichen Besucher beim Konzert der Gruppe Maseltov im Rahmen des Rudert-Festivals.

Freudenstadt. Die Überraschung dürfte zumindest für alle, die bereits vorher "Maseltov"-Fans waren, groß gewesen sein. Denn mit ihrem neuen Programm "Die grine Kusine in Americe – Jiddische Lieder von neuen und alten Kontinent" übertrafen die vier erfahrenen Musiker ihr vorher schon hohes Niveau um Längen.

Zwar spielten Burkhard Eulberg (Klarinette und Gitarre), Uli Schmidt-Haase (Kontrabass), Johannes Köstler (Akkordeon und Xylofon) und "Frontman" Werner Wilms (Geige und Bratsche) ihre jiddische Musik in gewohnt hervorragender Art und Weise, jedoch lieferten sie mit ihrem neuen Programm rundum gelungenen Kabarettabend. Dafür hatten sie das Programm mit herrlichen Gesangsdarbietungen, dreistimmig gesungenen Liedern und vielen, mal humorvollen, mal nachdenklichen Zwischentexten gespickt.

Das Publikum sah es genauso und entließ die vier Musiker erst nach mehreren Zugaben, die es stürmisch eingefordert hatte. Auch bei Abschied zeigte sich die Extraklasse von "Maseltov": Zunächst wurden alle erfolgreich zum Mitsingen animiert, dann gingen die Künstler – während das Publikum noch sang – leise von der Bühne.

Melodien voller Wehmut

Mitgebracht hatten die vier Musiker Melodien voller Wehmut, Sehnsucht und Lebensfreude. Viele Lieder beschreiben die Auswanderungswellen nach Amerika und erzählten in wunderbaren Melodien, wie sich das jüdische Leben in Amerika entwickelte und die jiddische Musik die Kulturszene Amerikas bereicherte. Der Titelsong "Di grine Kusine in Americe" handelt von einer grinen, also unerfahrenen Auswanderin, die für ihren Lebensunterhalt bis an ihr Lebensende Tüten kleben muss.

Mit Leonhard Cohens in einer jiddischen Fassung vorgetragenem "Halleluja" war beim Konzert auch ein Stück Moderne des 20. Jahrhunderts dabei, meisterhaft interpretiert und mit mehrstimmigen Gesang.

Genießen konnten die Besucher auch das – leise und sanft – vorgetragene Liebeslied der "Zwei Täubele", die gemeinsam nach Amerika auswandern, einen Ragtime, der gekonnt in eine Lehrstunde in Musikgeschichte umfunktioniert wurde und bei dem sich moderne Synkopen mit Marschmusik mischten.

Beim schwungvoll gespielten "Yidl mitn Fidl" wurden die Zuhörer mit hineingenommen in eine jüdische Hochzeit in Amerika, untermalt durch geradezu komödiantische Einlagen der vier Künstler. Den Titelsong des letzten Programms "Vot ken ju makh, es is Americe" nutzten die Musiker, um ihr Publikum über die jiddische Sprache, die aus Mittelhochdeutsch, aus osteuropäischen Sprachen und Hebräisch besteht, aufzuklären.

Mit dem Lied "Red jiddisch" brachte Werner Wilms mit seinem wohlklingenden Bariton, Burkhard Eulberg mit seinem strahlenden Tenor und Johannes Köstler mit seinem kraftvollen Bass die Besucher zum Schmunzeln, während ein Krakauer-Kletzmer-Stück in die Welt des Tango und Charleston entführte.

Beifallsstürme waren dem Quartett aber auch bei Stücken wie "Küss mich, Schnuckiputzi", "Bei mir bist Du schen" und "Donai, donai" sicher.