Auf dem Turm in Hallwangen sind viele Sendeanlagen installiert. Darunter jetzt auch eine LTE-Station für die Versorgung mit schnellem Internet. Foto: Breitenreuter

Anbieter steigt ins Rennen um schnelles Internet ein. Stadt hält an Ausbau des Kabelnetzes fest.

Freudenstadt - Durch den Ausbau des Glasfaser-Kabelnetzes will die Stadt Freudenstadt die Versorgung der Stadtteile mit schnellem Internet verbessern. Doch inzwischen gibt es Konkurrenz. Die Firma Vodafone baut der derzeit ihr LTE-Funknetz aus und aquiriert kräftig Kunden.In einem Ausschreibungsverfahren, das am 5. Oktober endet, soll ein Unternehmen gefunden werden, das den Ausbau des Leitungsnetzes in die Stadtteile übernimmt. Dabei ist es erklärtes Ziel der Stadtverwaltung und des Gemeinderats, eine kabelgebundene Lösung zu schaffen.

In jüngster Zeit bauen aber Mobilfunkanbieter wie Vodafone ihr LTE-Netz aus. Dabei handelt es sich um ein leistungsfähiges Funknetz, das schnelle Datenübertragungsraten von bis zu 50 Megabit pro Sekunde zulässt und somit auch für schnelle Internetverbindungen geeignet ist. Die Frequenzen für LTE (Long Term Evolution) wurden 2010 versteigert. Es sind Funkfrequenzen, die früher für Hörfunk und Fernsehen genutzt wurden und jetzt für den Mobilfunk frei geworden sind. Laut Pressesprecher Bernd Hoffmann von Vodafone bekamen die Anbieter die Auflage, bevorzugt Regionen zu versorgen, die bislang keine gute Breitbandversorgung haben.

Dabei muss sich das Unternehmen aber nicht darum kümmern, was die Kommunen bevorzugen. Aus diesem Grund flatterten in den vergangenen Wochen in viele Haushalte in den Stadtteilen Musbach, Grüntal, Frutenhof und Kniebis Faltblätter, mit denen die Firma Vodafone ihr Netz inklusive Telefonie anbietet. Wie Hoffmann betont, stößt das schnelle Internet per Funk auf gute Resonanz.

Im Kreis Freudenstadt betreibt Vodafone nach Auskunft von Unternehmenssprecher Marcus Gernsbeck bislang vier LTE-Basisstationen, und zwar in Waldachtal, Alpirsbach, Kniebis und Hallwangen. Die Sender in Hallwangen und Kniebis kommen für die Versorgung von Freudenstädter Stadtteilen in Frage. Kann die Stadt jetzt ihr Vorhaben abblasen? Oberbürgermeister Julian Osswald, der sich seit seinem Amtsantritt für die Verbesserung der Breitbandverbindungen einsetzt, sieht die Aktivitäten von Vodafone gelassen, auch wenn jetzt etliche Kunden auf die Funklösung aufspringen.

In einem Gespräch mit einer Vertreterin der Firma Vodafone sei klar geworden, dass die LTE-Technik als Ergänzung zu sehen ist. Die Stadt werde an ihrem Vorhaben festhalten und das Kabelnetz ausbauen. Dazu würden die Stadtwerke ein Angebot auf die Ausschreibung abgeben, kündigte Osswald nach einer Aufsichtsratssitzung der Stadtwerke an.

Der Grund für Osswalds Gelassenheit trotz der Vodafone-Konkurrenz liegt auch in der angeblich begrenzten Leistung von LTE. "Je mehr Nutzer sich auf einer Funkstation einloggen, desto geringer wird die Leistung", betont Osswald. Außerdem erreichten die LTE-Funkwellen nicht alle Stadtteile. Probleme gebe es beispielsweise in Dietersweiler und Wittlensweiler. Hinzu komme, dass LTE auch als Mobilfunknetz beispielsweise für die neue Generation von Handys genutzt werde, was die Leistung weiter herabsetze.

Die begrenzte Leistungsfähigkeit des LTE-Netzes bestätigte Vodafone-Sprecher Marcus Gernsbeck nur bedingt. In Stoßzeiten, etwa gegen 17 Uhr, wenn jeder von der Arbeit nach Hause kommt und kurz ins Internet schaut, könne es schon mal Leistungseinbußen geben, sagt er. Doch die LTE-Leistung sei gestaffelt und beginne bei etwa drei Megabit pro Sekunde, was einem DSL-6000-Anschluss entspreche. Dass auch die Topografie für die Leistungsfähigkeit von LTE eine Rolle spielt, räumt Gernsbeck aber ein.

Die Aktivitäten der Firma Vodafone sieht OB Osswald duchaus auch positiv, denn Nutzer, die nicht so lange warten wollen, bis das Kabelnetz ausgebaut ist, könnten so lange LTE nutzen. Denn laut Osswald kann mit den Arbeiten am Kabelnetz wohl frühestens nach dem nächsten Winter begonnen werden.