Paul Huber gab einen Überblick über die Tätigkeiten des Tageselternvereins. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kinderbetreuung: Tageselternverein kümmert sich um 392 Kinder / Keine Lösung für Vertretungsregelung

"Wir sind längst weg von der Nachbarschaftshilfe – wir haben einen Bildungsauftrag". Das sagte Paul Huber, zweiter Vorsitzender des Tageselternvereins Landkreis Freudenstadt" vor dem Jugendhilfeausschuss des Kreistags.

Kreis Freudenstadt. Huber gab in der Sitzung des Ausschusses einen umfassenden Überblick über die Tätigkeiten des Vereins. 1996 sei man mit gerade einmal 40 zu betreuenden Kindern, einem kleinen Vorstandsteam und einer geringfügig beschäftigten Schreibkraft gestartet, heute verfüge man über zwei Büros in Horb und Freudenstadt, in denen sechs fest angestellte Mitarbeiter arbeiten. 727 Betreuungsverhältnisse seien es derzeit, in denen 392 Kinder – davon 173 unter drei Jahren – betreut werden. Und dies mit einem Stamm von etwa 110 bis 120 Tageselten.

Die Betreuung im Bereich der Null- bis Sechsjährigen sei in den letzten Jahren deutlich angestiegen, berichtete Huber "und trotzdem ist die Tagespflege in der Öffentlichkeit gar nicht existent", ergänzte er. In seiner ansehnlichen Bilanz gab es auch etwas Schatten. 20 Tageselternstellen fielen 2015 weg, nur neun neue kamen hinzu. Bei der aus Sicht des Vorstands recht dürftigen Bezahlung der selbstständigen Unternehmerinnen verwundere dies jedoch nicht. "Da gehen viele Frauen wieder zurück in ihren Beruf oder nehmen ein anderes, sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis an", bemerkte Huber.

Auch aus diesem Grund brauche man den Verein mit seiner Vorstandsstruktur, der alle Tageseltern und deren Interessen in den tangierten Gremien vertrete, so Huber weiter. Wichtig sei jedoch, dass die Tageseltern ihren Status der Selbstständigkeit behalten. "Kommt man zu einer anderen Feststellung, dann fallen sofort alle entscheidenden Vorteile unseres Betreuungsangebotes weg", stellte Huber fest, der in der Sitzung noch auf die Themenkomplexe laufende Geldleistungen und strukturelle Vertreterregelung einging. Gerade zum letzten Punkt fügte er etwas sarkastisch an: "Tageseltern werden nie krank – sie können sich das wirtschaftlich gar nicht leisten."

In diesem Punkt gab ihm Jugendamtsleiterin Charlotte Orzschig recht. Sie ergänzte, dass sich derzeit keine Lösung, die in die Zukunft zeigt, abzeichne. Ergänzend sprach Huber noch über die gemeinsame Bedarfsplanung in Zusammenarbeit mit den Kommunen und der Weiterentwicklung der Qualifizierung. Derzeit sei man im Qualifizierungsplan auf die U3-Kinder fokussiert und biete einen 160 Stunden Zusatzkurs an, der später durch eine modular aufgebaute Weiterbildung entsprechend der eigenen Schwerpunkte ergänzt werden könne.

20 Jahre gebe es den Tageselternverein nun schon im Landkreis und trotz aller Bemühungen sei er noch immer in den Köpfen vieler Leute der Verein, der die Randzeiten in der Kinderbetreuung abdeckt; der dann einspringt, wenn der Kindergarten oder die Ganztagsbetreuung in der Schule zumacht oder die Kinder in den Zeiten betreut, bevor Kindergarten, Schule oder Hort aufmachen. "Das sind wir aber nicht – wir sind viel mehr", betonte Paul Huber. Man habe einen Bildungsauftrag, und die Tageseltern seien alle umfassend qualifiziert. Insbesondere sei durch das Angebot "Tiger" (Tagespflege in geeigneten Räumen) ein zusätzlicher Schub in Richtung optimaler Tagespflege dazugekommen.

Kreisrat Erwin Zepf (CDU) wollte wissen, wie es denn mit der Betreuung der nachkommenden Flüchtlingskinder aussehe. Zepf fragte deshalb, weil er aus eigener Erfahrung wisse, dass die Frauen der Asylbewerber keine Kurse belegen, da es keine Kinderbetreuung gebe. Dem widersprachen sowohl Charlotte Orzschig als auch Paul Huber. Letzterer sprach sich klar für Integrationshilfe aus, die angeboten werden müsse. Die Jugendamtsleiterin betonte jedoch, dass keine "IKEA- Angebote" (halbfertig, zum selbst zusammenbasteln) zur Verfügung gestellt werden sollten.