"So kann es nicht weitergehen": Gastronomen aus dem Raum Freudenstadt im Gespräch mit Timm Kern.Foto: Lazar Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Gastronomen im Kreis sind sauer / Szene feiert im Untergrund weiter

Die Gastronomen im Kreis Freudenstadt sind sauer: Die zweite Zwangsschließung wegen Corona trifft in ihren Augen die falschen in der Branche.

Kreis Freudenstadt. Dies erklärten Christina Beilharz (Hotel Rössle, Alpirsbach), Oliver Widmann (Martinique Unterhaltungsgastronomie, Panoramabad-Restaurant und Friedrichs am Kienberg Freudenstadt), Jörg Möhrle (Hotel Tanne Baiersbronn) und Beate Gaiser (Hotel Adler Freudenstadt) in einer Videokonferenz mit dem FDP-Landtagsabgeordneten Timm Kern und weiteren FDP-Politikern.

Widmann schilderte, er sei "seit Monaten im Ausnahmezustand" und habe vor allem für die Tanzgaststätte Martinique keinerlei Aussicht auf Besserung: "Die bisherigen Hilfsinstrumente, wie das Kurzarbeitergeld, decken bei weitem nicht ab, was notwendig wäre." Er befürchte, dass sich die Gäste dauerhaft abwendeten, je länger die Eventbranche schließen müsse. Gleichzeitig beobachte er "eine Parallelgesellschaft mit vielen unorganisierten Betrieben und Bars". Vielfach würden Partys ohne jegliche Hygienevorkehrungen in Kellern, Schuppen und Garagen gefeiert.

Christina Beilharz aus Alpirsbach sagte, dass vom permanenten Krisenmodus in eine verlässliche Perspektive gewechselt werden muss: "Die Unsicherheit raubt auf Dauer vielen Angestellten und Gastronomie-Betreibern die Kraft." Auch Beate Gaiser zeigte sich verärgert, dass seit Monaten ein Höchstmaß an Genauigkeit bei der Umsetzung der Hygieneregeln verlangt wird, während viele Ordnungsdienste meist nur bis 17 Uhr kontrollieren. "Schwarze Schafe" seien zu später Stunde aktiv. Gerade dann seien Kontrollen notwendig. Außerdem erhofft sie sich eine Perspektive für das kommende Jahr: "Es braucht eine andere Strategie. Denn was passiert im Januar oder Februar, wenn die Corona-Zahlen erneut steigen? Steht dann der nächste Lockdown an? So kann es nicht weitergehen."

"Ein Durcheinander"

Jörg Möhrle kritisierte die Art und Weise der Beschlussfassung: "Hinter verschlossenen Türen beraten die Regierungsspitzen ohne Parlamente. Dann werden große Pressekonferenzen veranstaltet, aber schlüssige Aussagen und verständliche Verordnungen gibt es leider nicht." Auch jetzt sei die Corona-Verordnung in Baden-Württemberg erst wieder am Sonntag veröffentlicht worden und am Montag bereits in Kraft getreten. Dies löse ein "Durcheinander" aus. "Das muss sich endlich ändern", so Möhrle.

Für Kern ist die Corona-Pandemie "eine ernsthafte Gefahr und muss entschlossen bekämpft werden". Doch dabei seien Rechtsstaat und Gewaltenteilung kein Hindernis, sondern eine Stärke. Umso wichtiger sei es, dass "nun endlich eine Debatte um Rechtfertigung und mildere Alternativen geführt wird". Die richtigen Orte dafür seien der Bundestag und die Landtage. Alle betroffenen Branchen bräuchten Unterstützung. "Wir brauchen jetzt die steuerliche Verrechnung der Corona-Verluste mit den Gewinnen der Jahre 2018 und 2019. Dies ist eine unbürokratische Hilfe. Und es ist eine wirksame Anerkennung vom Soloselbstständigen bis zum Industriekonzern", so Kern.