Glasfaser: Räte mühen sich zu Etappenziel

Kreis Freudenstadt (vr). Hinter den Kulissen wird der Aufbau eines kreisweiten öffentlichen Glasfasernetzes für schnelles Internet vorangetrieben. Der Verwaltungs- und Sozialausschuss des Kreistags trägt die Marschroute mit, lieferte sich am Montag aber noch mal eine quälend lange Grundsatzdebatte.

Wie berichtet, soll der Aufbau eines kreisweiten Backbone-Netzes, sozusagen das digitale Rückgrat, dieses Jahr starten. Rund 3,5 Millionen sind 2018 dafür finanziert. Damit Glasfaser aber in die Häuser und Firmengebäude kommt, müssen die Städte und Gemeinden Ortsnetze schaffen. Das Planungsbüro Rala hat ihre Planungen für innerörtliche Netzstrukturen bereits in fast allen 14 Kommunen im Kreis vorgestellt. Danach müssen in den Rathäusern genehmigungsreife Feinplanungen erstellt werden. Acht Kommunen hätten Rala bereits mit der weiteren Planung beauftragt.

Der Kreis ist mit dem überörtlichen Netz einen Schritt weiter, informierte Landrat Klaus Michael Rückert. Derzeit bereiten die Anwaltskanzlei Iuscomm und die Komm.Pakt.Net die Ausschreibung der Bauarbeiten vor. Dies dauere rund fünf Monate. Serviceangebot an die Kommunen: Sie können sich an die Ausschreibung andocken, den Aufbau des Ortsnetzes an das Backbone koppeln und dadurch Geld und auf jeden Fall viel Zeit sparen. Zwölf potenzielle Ausbaugebiete hätten die Städte und Gemeinden schon gemeldet.

Tore-Derek Pfeifer (Freie Wähler) meldete sich fast empört zu Wort, er fühle sich schlecht informiert. Seine Gemeinde Glatten pausiere beim Straßenbauprogramm wegen des Glasfasernetzes, es müsse bald weitergehen. Außerdem habe er Sorge, andere Kommunen kämen schneller an die Reihe, weil deren Netze eine ganz schlechte Leistung hätten. Landrat Rückert ließ ihn auflaufen; er könne nichts dafür, dass Pfeifer krank gewesen sei. Außerdem hätten es die Kommunen auch selbst in der Hand, wann Breitband in ihrem Ort komme.

Ernst Wolf (FDP) eröffnete noch einmal die Grundsatzdebatte: Der Kreis solle prüfen, ob er Übergangslösungen wie Vectorin schon jetzt umsetzen könne oder darauf setzen, dass die Telekom ins Risiko gehe und doch noch das Netz selbst aufbaue. Die 20 Millionen fürs Backbone seien ja nicht alles, dazu kämen die Ortsnetze. 2021 soll das Glasfasernetz stehen, für Wolf "viel zu spät". Außerdem gebe es bis dahin vielleicht neue Techniken. Während sich der Landrat seinen Ärger sichtlich verbiss, rüffelten andere Kreisräte den Kollegen. Für Julian Osswald (CDU) ist eine Kooperation mit der Telekom "ein No-go", Gerhard Müller (FWV) sagte, er sei es allmählich leid, "bei jedem Zwischenschritt wieder die Grundsatzdebatte zu führen".