Autor Hartel, gespielt von Uwe Nimmergut erinnert an den Stadthistoriker Gerhard Hertel. Im Theaterstück ist er in Begleitung der Hospitantinnen Celine (Kathrin Hog, links) und Alina (Veronika Schnell). Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Sommertheater: Auch eine Würdigung des Historikers Gerhard Hertel wird in der Handlung aufgenommen

Der Theaterspaziergang "Auf nach Freudenstadt!" ist auf die Zielgeraden eingebogen: Die letzten Aufführungen im Kurhaus und Kurgarten gehen am heutigen Donnerstag, am Freitag und am Samstag über die Bühne.

Freudenstadt. Produktionsleiter Thomas Fischer ist mit dem bisherigen Publikumszuspruch sehr zufrieden. Im Schnitt kamen bis dato rund 250 Personen pro Aufführung. Bislang kam es zu keinen Spielausfällen, auch wenn sich zwei Mal das Wetter als recht zickig erwies und deshalb gewisse Improvisationen erforderlich waren.

Stadtarchiv bereits in früher Phase beteiligt

"Auf nach Freudenstadt!" vereint Fiktion und Historie. Bereits in der frühen Phase war das Freudenstädter Stadtarchiv in Planung und Produktion einbezogen. Federführend war hierbei Archivarin Anja Staubitz als Beraterin in Sachen Stadtgeschichte.

Autor und Regisseur des Stücks Jürgen von Bülow stimmte demnach historische Fakten auf die Handlung ab. So wurden von Stadtbaumeister Heinrich Schickhardt auf Geheiß von Herzog Friedrich I. von Württemberg um das Jahr 1597 erste Planungen für die Ansiedlung vorgenommen. Verbrieft, so Anja Staubitz, seien Bedenken von Schickhardt hinsichtlich der Eignung des Geländes – vermutlich wegen der geologischen Gegebenheiten. Der Herzog habe bewusst auch das Areal, das im Besitz von Baiersbronn und einem Waldgeding aus mehreren umliegenden Gemeinden gewesen sei, für sein Vorhaben eingeplant.

"Der Herzog wollte Macht demonstrieren", gibt sich die Archivarin überzeugt. Dass die Baiersbronner Rachegelüste offenbart hätten und die Ansiedlung niederbrennen wollten, ist jedoch lediglich ein Resultat dichterischer Freiheit von Autor Jürgen von Bülow.

Anja Staubitz ließ sich insbesondere von der schauspielerischen Leistung des Ensembles überzeugen. Ins Spiel kommt auch Stadthistoriker Gerhard Hertel, eine Kapazität auf dem Gebiet, dessen Theorien zur Gründung der Stadt allerdings nicht von allen Fachleuten geteilt wurden. Im Stück hat Hertel einen Auftritt als Autor, und zwar im zeitgenössischen Teil. Sein Eifer wird allerdings nicht geteilt vom autoritären Regisseur Rosenberg (gespielt von Uwe Kotschner), der den wohlmeinenden Gelehrten höflich, aber bestimmt hinauskomplimentiert.

Würdigung des Heimatforschers

Uwe Nimmergut schlüpft in die Rolle des "Herrn Hartel", für die ihm Regisseur von Bülow weitgehende Freiheiten zugebilligt hat. Von Bülow hatte diese Figur nicht explizit auf Gerhard Hertel angelegt, weil er ihn gar nicht kannte. Vielmehr sollte sie exemplarisch sein für die schreibende Zunft. Uwe Nimmergut war der Meinung, eine Stadtgeschichte ohne die Einbeziehung des Heimatforschers sei ein Unding, und kniete sich folglich in die Interpretation des lokalen "Historicus" hinein. Damit bescherte er ihm eine wohlwollende Würdigung.

Nimmergut lernte Hertel anlässlich des "Fontänenzaubers" 2002 kennen und schätzen. Der Schauspieler, der bei dieser Gelegenheit den Herzog Friedrich mimte, erkannte in Gerhard Hertel "einen äußerst belesenen Fachmann, mit dem er sich sehr angenehm unterhalten konnte". Hertel offenbarte sich ihm als "beeindruckende Persönlichkeit". Den Einheimischen prägte sich das Bild eines Mannes mit Baskenmütze, Brille, Krawatte, Zigarre oder Pfeife ein, der großen Gefallen daran fand, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.