Ein Kamerafahrzeug wie dieses war auch schon in Freudenstadt unterwegs, um Straßenzüge und Häuserzeilen für Google Street View abzulichten. In der Bevölkerung regt sich Widerstand gegen den neuen Dienst im Internet. Foto: Rehder

Menschen aus Region bewerten Google Street View kritisch. Theurer: "Eingriff in Privatsphäre".

Kreis Freudenstadt - Hilfreich oder lästig? Google Street View erhitzt die Gemüter. Das Unternehmen Google will die Straßenzüge von 20 Städten in Deutschland ins Internet stellen. Der Kreis Freudenstadt ist zwar noch nicht dabei, doch ein Kamerafahrzeug war schon unterwegs.

Manfred Bok, Vorsitzender des Eigentümervereins Haus & Grund in Horb, sieht Vor- und Nachteile, Häuser im Internet anschauen zu können. So sei es sicher praktisch, sich Immobilien im Internet anschauen zu können, findet Bok, der selbst Eigentümer von Immobilien ist.

Allerdings überwiegen für ihn die Nachteile. "Kriminelle können ihre potenziellen Tatorte abchecken." Bok hat deswegen eine klare Meinung: "Google Street View geht zu weit." Falls ihn seine Mitglieder fragen, werde er deshalb auch empfehlen, Widerspruch einzulegen, wenn die Stadt Horb einmal auf der Liste von Google stehen würde. Auch werde er den Mitgliedern von Haus & Grund gerne behilflich sein, wenn sie einen Widerspruch einlegen wollen.

Das Problem mit Kriminellen, die den Einbruch per Laptop planen, sieht auch Stefan Greza, Vorstand der Volksbank Dornstetten. Auch im Bereich der Immobilien gelte das Interesse der regionalen Banken an der Nutzung von Google Street View nur eingeschränkt. Meistens kenne man sich in der Gegend aus, in der ein Haus beliehen werden soll. Doch bisher habe man sich nicht aktiv mit dem Thema beschäftigt, denn bis auch die ländliche Gegend abgelichtet wird, vergehe noch etwas Zeit, ist Greza überzeugt.

Kamerafahrzeug war bereits unterwegs

Bei der Horber Stadtverwaltung haben sich noch keine besorgten Bürger gemeldet, berichtet Wolfgang Kronenbitter, Fachbereichsleiter Recht und Ordnung. Dennoch könne Google Street View künftig ein Thema für die Stadt Horb werden, meint Kronenbitter. So müsse man sich überlegen, wie man mit öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten verfahren würde. Er selbst steht den Plänen des Internet-Unternehmens gelassen gegenüber. "Ich habe zwar selbst ein Haus, aber ich denke nicht, dass ich Widerspruch einlegen würde." Der Freudenstädter Bürgermeister Gerhard Link weiß, dass die Firma Google bereits mit einem Kamerafahrzeug in Freudenstadt unterwegs war, um Aufnahmen von Straßenzügen und Häusern zu machen (wir berichteten).

Er sieht nichts Schlimmes daran, wenn man nachschauen kann, wo das Rathaus steht. Auf Google Maps sei es ja schon aus der Vogelperspektive möglich. "So etwas wie Google Maps nutzen wir alle gerne", sagt er. "Sobald es natürlich persönlich wird, führt es zum Problem. Aber da soll jeder selbst entscheiden, wie er dazu steht." Für sein Haus werde er jedenfalls Widerspruch erheben, so der Bürgermeister.

Einen Link zur Widerspruchserklärung hat die Stadtverwaltung auf Anfrage des Gemeinderats bereits im Juli auf ihrer Homepage gestellt. Eine klare Meinung vertritt Michael Theurer, Horber EU-Parlamentarier. "Ich sehe das Ganze sehr kritisch. Es ist ein großer Eingriff in die Privatsphäre." Es sei auch zu bezweifeln, ob Google die notwendige Rechtsgrundlage besitze. Auch auf europäischer Ebene werde derzeit über das Thema diskutiert. Man müsse sich künftig sicherlich verstärkt mit weiteren technischen Entwicklungen beschäftigten.