Im Großen Kursaal gab das Salonorchester Baden-Baden zugunsten der psychosozialen Hilfsgemeinschaft "Die Treppe" ein ansprechendes Neujahrskonzert. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Das Salonorchester Baden-Baden versetzt das Publikum in aufgeräumte Stimmung

Zum wiederholten Mal gab das Salonorchester Baden-Baden seine Visitenkarte im Freudenstädter Kurhaus mit einem Neujahrskonzert ab.

Freudenstadt. Das Publikum im Großen Kursaal hatte nicht nur Spaß an dem bunten Strauß aus eingängigen Kompositionen. Vielmehr durfte es sich nach dem rund zweieinhalbstündigen Programm mit dem angenehmen Gefühl auf den Heimweg machen, auch etwas Gutes getan zu haben, denn der Erlös des Konzerts ging an "Die Treppe", die psychosoziale Hilfsgemeinschaft Freudenstadt.

Deren erster Vorsitzender, Chefarzt Wilhelm Dengler, dankte in einem Grußwort für die Zuwendung. Im Herbst dieses Jahres, so teilte er mit, werde das 40-jährige Jubiläum des Vereins mit einem Festakt begangen. Nach Wochen festtagsgesättigter Besinnlichkeit in Wort und Ton kam ein musikalisches Angebot der leichteren Art mit dem Salonorchester Baden-Baden gerade recht, einem Ensemble aus Vollblutmusikern mit veritabler musikalischer Biografie.

In Cafés und Salons leichter Muße gehuldigt

Es hält die Tradition der Salonmusik aufrecht, deren Ursprung zurückreicht bis ins 19. Jahrhundert. Ihre große Zeit, so war zu hören, erlebte die Salonmusik auch in den 20er- und 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. In Cafés und Salons wurde der leichten Muße gehuldigt. In jenen bewegten Zeiten vermittelte das spezielle musikalische Genre den Menschen heiteres Gemüt und optimistischere Lebenseinstellung.

Das achtköpfige Ensemble, unter anderem besetzt mit Mitgliedern des SWR-Sinfonieorchesters, begeistert sein Publikum landauf landab bereits seit 30 Jahren. Im Kurhaus demonstrierten in der "Berliner Besetzung" Stehgeiger Harald Paul, Julia Richtberg an der zweiten Violine, Ewald Adam an der Viola, Cellist Sasho Somov, der mit seinen Klängen "selbst Steine zum Schmelzen bringt", Kontrabassist Wolfgang Güttler, Anton Hollich an der Klarinette, Alois Müller am Akkordeon sowie Pianist François Kilian ihre Klasse.

Moderator Willi Huber alias Willi März, profilierter Arrangeur und waschechter Münchener, sorgte mit verbalem Großeinsatz für heitere Zwischentöne. Da konnte es schon mal sein, dass Huber aus dem Ensemble zur Ordnung gerufen wurde, aber das war Spaß als Teil der Dramaturgie.

Moderator zeigt Können an der Zither

So erfuhren die Gäste, dass beispielsweise die Firma Fischer in Waldachtal millionenfach Dübel unter die Leute bringt und der erste Geldautomat im schwäbischen Tübingen eingerichtet wurde. Für einen Bayer erstaunlich genug, denn nach seiner Überzeugung "hebt der Schwabe nicht Geld ab, sondern er zahlt es ein".

Huber zeigte aber auch, dass er es anders kann – nämlich an der Zither. Was wäre eine entsprechende musikalische Demonstration ohne das Karas’sche "Harry-Lime-Thema" aus dem "dritten Mann", einem Ohrwurm ganz spezieller Art.

Und was wäre eine Salonmusik ohne Johann Strauß ("Rosen aus dem Süden" oder "Mein Herr Marquis"), eine Tango-Revue oder "Schabernack" aus dem Fundus des Akkordeon-Virtuosen Will Glahé! Aufrüttelnde "Puszta-Bilder" von Ernö Kaisz ließen das Publikum rhythmisch mitgehen, wohingegen "Der Schwan" aus "Karneval der Tiere" von Camille Saint-Saëns Bilder von filigraner Schönheit in den Raum malte. Dazu didaktisch der Hinweis auf den monogamen Schwan als Sinnbild für eheliche Treue.

Am Ende ertönt Mozarts Wiegenlied

Franz Lehár schwärmt noch immer von den "Lippen, die so heiß küssen", und zum Abschluss des Konzerts mit knapp 20 Titeln bearbeitete Willi Huber zu Josef Strauß’ "Feuerfest! – Polka Française" auf der Bühne mannhaft einen Amboss.

Eine originelle Idee verschaffte dem international besetzten Ensemble beim Publikum zusätzliche Pluspunkte: Alle Mitglieder wünschten in ihrer Herkunftssprache den Gästen ein gutes neues Jahr. Damit aber noch nicht genug: Zugaben wie der "Radetzki-Marsch", oder Peter Kreuders "Sag beim Abschied" ließen nochmals Beifall aufbrausen, bevor sich mit Mozarts "Wiegenlied" der Vorhang endgültig schloss.