Buch: Hohe Ehre für Stefanie Höfler

Einstand nach Maß: Stefanie Höfler, Lehrerin am Freudenstädter Gymnasium, hat ihr erstes Jugendbuch veröffentlicht. Es wurde auf Anhieb für den Deutschen Jugendliteratur-Preis nominiert.

Freudenstadt. Die 37-Jährige ist derzeit schwer gefragt. Die dritte Auflage ist bereits erschienen, zahlreiche Einladungen für Autorenlesungen trudeln ein. In vielen Ecken Deutschlands könnte sie Kapitel aus ihrem Buch "Mein Sommer mit Mucks" vortragen, sogar im Ausland. "Ich mach’ das sehr gerne, vor allem vor Kindern und Jugendlichen. Aber alle Termine schaff’ ich nicht", sagt Höfler. Die Frau mit dem blonden Haar strahlt zwar mächtig Energie aus. Aber sie hat auch noch ihre Familie mit zwei Kindern und Unterricht.

Sabine Höfler lebt und arbeitet seit Sommer in Freudenstadt. Ihre Stelle am Gymnasium führte die Lehrerin für Deutsch, Englisch und Theater hierher. Ursprünglich stammt sie aus dem Raum Stuttgart, studierte dann in Schottland und in Freiburg. Zuletzt lebte sie bei Esslingen. Ihr Mann ist Künstler.

Höfler beschreibt sich selbst als "Buchmensch", schon von Klein auf, und als jemand, der gerne Geschichten erfindet und erzählt, auch das schon immer. Zuvor landeten ihre Ideen in der Schublade ihres Schreibtischs. Bei der Geschichte von Mucks war es anders. Geschrieben hatte sie sie 2011, in ihrer ersten Elternzeit. Sie gefiel ihr gut und gab sie deshalb zwei Freundinnen zum Lesen. "Die beiden sind offen zu mir, das schätze ich", sagt Höfler, "sie sagen knall hart, was sie von meinen Texten halten." Höfler lacht dabei, wie so oft. Nur ehrliche Kritik bringe einen weiter.

Da die Geschichte auch vor den Freundinnen bestehen konnte, reichte sie das Manuskript bei einem Wettbewerb des Beltz-Verlags ein. Sie schaffte es gleich unter die besten drei Geschichten, kurz darauf erhielt sie einen Autorenvertrag bei Beltz und Gelberg. 2015 erschien das Buch und wurde gleich für den Deutschen Jugendliteratur-Preis nominiert.

Dass es so glatt lief, sei schon "eine sehr untypische Geschichte", sagt Höfler. Allerdings war es vom Manuskript bis zum fertigen Buch noch mal echte Arbeit. Passagen wurden verworfen, durch andere ersetzt, andere gestrafft. Echte Textarbeit eben. Aber Stefanie Höfler hat sie Spaß gemacht. Schließlich hätte sie von der professionellen Lektorin noch mal viel gelernt. "Das sind tolle Leute mit viel Erfahrung. Auch die Illustratorin hat einen klasse Job gemacht", sagt die Autorin, "ich liebe meinen Verlag." Dass die Zusammenarbeit so gut klappte, lag sicher auch an ihr. Sie könne "Kritik ab" und lasse sich "gerne beraten", gerade von Profis, und sei nicht divenhaft. Wenn es sein müsse, gehe sie "radikal ran" an ihre eigenen Texte. "Ich glaube, aus Verlagssicht bin ich eine ganz nette Autorin", so Höfler. De r Erfolg gibt diesem Ansatz recht. 6000 Exemplare gingen in den ersten beiden Auflagen in Druck, jetzt ist der Roman auch als Taschenbuch erschienen. Wie viele Stück es sind, weiß sie nicht. Nicht so wichtig, sie müsse ja nicht davon leben. Höfler freut sich über ganz andere Aspekte. Dass der Verlag, dessen Bücher sie früher "als kleine Leseratte" verschlungen habe, nun ihren Roman veröffentlicht, sei für sie an sich schon "der Hammer". Aber dass sie jetzt selbst in Kontakt ist mit den Autoren-Idolen ihrer Kindheit, etwa mit Rafik Schami oder Kirsten Boie sprechen durfte, von Kollege zu Kollege praktisch, habe bei ihr "Schnappatmung" verursacht.

Das Schreiben falle ihr nicht schwer, wenn sie erst mal die richtige "Erzählstimme" gefunden habe. Anders als mancher Kollege, kennt sie das Ende ihrer Geschichte am Anfang selbst noch nicht. "Ich lass mich beim Schreiben treiben und schaue, was passiert", so Höfler. Auch das scheint zu klappen. Im Januar erscheint ihr nächstes Buch mit Kurzgeschichten für Mädchen ab 14 Jahren. Der Titel lautet "Eine Woche voller Erdbeertage" und handelt von der Menstruation. Im März soll ihr zweiter Roman veröffentlicht werden, er heißt "Tanz der Tiefseequalle". Es läuft. "So lange ich Lust und Ideen habe, mache ich das einfach mal", sagt sie und lacht.