Reinhard Freitag ist gegen Stuttgart 21. Foto: SB-Archiv

Reinhard Freitag gegen Stuttgart 21 / Verunglimpfung von Projektgegnern bei kleinem Parteitag zurückgewiesen

Von Regina Schwenk undHartmut Breitenreuter Kreis Freudenstadt. Der stellvertretende Kreisvorsitzende der FDP, Reinhard Freitag, will sein Amt zunächst bis zum Jahresende ruhen lassen. Dies erklärte er auf dem kleinen Landesparteitag der Liberalen in Freudenstadt.

Zu dem kleinen Landesparteitag waren am Samstag die führenden Köpfe der baden-württembergischen FDP ins Kongresszentrum nach Freudenstadt gekommen. Landesvorsitzende Birgit Homburger begrüßte Justizminister Ulrich Goll, Wirtschaftsminister Ernst Pfister, den Europaabgeordneten Michael Theurer und den Landesvorsitzenden der Jungen Liberalen, Jens Brandenburger. Als Gymnasiallehrer freue er sich besonders, dass der Landesausschuss sich mit dem Thema Bildung befasse, meinte der Landtagskandidat des Kreises Freudenstadt, Timm Kern. In seinem Schlusswort zog Europaabgeordneter Michael Theurer ein positives Fazit.

Einzig der stellvertretende Kreisvorsitzende der FDP Freudenstadt, Reinhard Freitag, störte die liberale Harmonie. Allein auf weiter Flur sprach er sich gegen Stuttgart 21 aus und kündigte an, den Parteitag früher zu verlassen, um in Stuttgart an einer Demonstration gegen das Großprojekt teilzunehmen.

Reinhard Freitag, der im vergangenen Jahr als Bundestagskandidat für den Wahlkreis Calw-Freudenstadt ins Rennen gegangen war und eines der besten Erststimmenergebnisse erzielt hatte, verteilte beim Parteitag eine Erklärung, in der er bekannt gab, seine Delegiertenämter für die Liberalen und sein Amt als stellvertretender Kreisvorsitzender zunächst bis zum Jahresende ruhen zu lassen.

Der 38-jährige Berufsschullehrer aus Freudenstadt hatte sich auch als Landtagskandidat für den Wahlkreis Freudenstadt aufstellen lassen, aber nur zwei Stimmen bekommen. Bei dieser Nominierungsveranstaltung hatte er sich von Stuttgart 21 distanziert. In seiner Erklärung weist Freitag die Verunglimpfung von S-21-Gegnern "durch meine (Noch-) Parteifreunde" als "gedankenlos und zum Teil unverschämt" zurück. Freitag betont ferner, dass nichts für Stuttgart 21 in seiner jetzigen Form spreche. "Alle scheinbaren Pro-Argumente" würden auch für K 21 (Kopfbahnhof) und/oder ICE-Bahnhöfe im Norden, Osten oder Süden von Stuttgart mit Anbindung bei Wendlingen in Richtung Ulm gelten. Freitag fordert dazu auf "die geballte Fachkompetenz", wie Teilnehmer der Horber Schienentage, zu hören und die gesparten Mittel in den S-Bahn-Ausbau der Metropolregion Stuttgart, beispielsweise nach Horb oder Nagold, sowie in die Bildung zu stecken. Freitag fürchtet um den Wiedereinzug der FDP in den Landtag.

Da sich die Landtagskandidaten aus dem Kreis Freudenstadt zu diesem vor der Bildung wichtigsten Wahlkampfthema gar nicht oder nur pro Stuttgart 21 geäußert hätten, könne er sich bei aller Zustimmung in andern Punkten nicht im Landtagswahlkampf engagieren, es sei denn, es erfolge ein Umdenken, macht Reinhard Freitag klar.

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