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War’s das schon wieder mit dem Lockerungen im Kreis Freudenstadt? Das Landratsamt stimmt Einwohner und Geschäftsleute darauf ein, dass schon bald wieder verschärfte Regeln gelten.

Kreis Freudenstadt - Eine Woche ist es jetzt her, dass Lockerungen für Einzelhandel, Museen sowie eingeschränkt für Sport und Kultur in Kraft traten. Am Montag informierte das Landratsamt über "mögliche Konsequenzen", nachdem die Sieben-Tage-Inzidenz wieder über den Wert von 50 gestiegen ist. Dabei seien die Infektionen vom Coronaausbruch in einem Kindergarten in Horb bereits herausgerechnet. Dies sei ein "singulärer und vom Gesundheitsamt abgesicherter Infektionscluster".

Am Samstag und Sonntag seien jedoch weitere Fälle aufgetreten, die nichts mit dem Horber Fall zu tun gehabt hätten. Die – um Horb bereinigte – Inzidenz sei auf 64,3 und damit über den Wert von 50 gestiegen. Da die Prognosen für Montag nicht besser aussahen, liege der Inzidenzwert an drei aufeinanderfolgenden Tagen über der "für Lockerungen maßgeblichen Schwelle".

Entscheidung am Dienstag

Dann komme das Landratsamt nicht umhin, wieder strengere Regeln zu erlassen, die ab Donnerstag, 18. März, einzuhalten wären. "Diese treffen insbesondere den Einzelhandel, der dann nur noch ›click & meet‹ anbieten darf. Museen, Galerien, Zoos und botanische Gärten dürfen nur noch mit Anmeldung und Dokumentation öffnen, und Sport im Freien darf nur noch kontaktfrei mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten oder maximal 20 Kindern bis einschließlich 14 Jahren stattfinden", so das Landratsamt. Musik- und Kunstschulen dürften keinen Einzelunterricht und keinen Gruppenunterricht für Kinder mehr anbieten. Das Landratsamt werde am Dienstag die Lage beurteilen und bekanntgeben, ob ab Donnerstag strengere Regeln im Landkreis Freudenstadt gelten.

Am Sonntag wurden dem Landratsamt nur vier Neuinfektionen gemeldet. Die betroffenen Personen kommen aus Baiersbronn, Horb (zwei Fälle) und Schopfloch. Derzeit gebe es 248 akute Infektionen, von denen Behörden und Ärzte wissen, sechs weniger als tags zuvor.

Die offizielle Sieben-Tage-Inzidenz – Zahl der Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage pro 100 000 Einwohner – beträgt nach offiziellen Angaben des Landesgesundheitsamts von Montag, Stand 16 Uhr, 114,2. Laut Landratsamt seien mindestens 69 Fälle auf den "Infektionscluster" in Horb zurückzuführen.

Ähnliche Lage in Calw

Auch der Landkreis Calw teilte am Montag mit, dass die Lockerungen im Einzelhandel ab Mittwoch zurückgenommen werden müssten. Dies erfolge auf Anweisung des Sozialministeriums an den Landkreis. Auch dort hatte das Landratsamt seine Inzidenzen bereinigt. "Mit Blick auf das wieder dynamischere Infektionsgeschehen im Landkreis hätte auch die bereinigte Inzidenz an drei aufeinander folgenden Tagen einen Wert über 50 ausgewiesen", so das Landratsamt des Nachbarkreises.

Am Montag forderte das Land Baden-Württemberg die Impfzentren im Land auf, unverzüglich die Impfungen mit dem Astrazeneca-Impfstoff zu stoppen. Zuvor hatte das Bundesgesundheitsministerium darüber informiert, dass aufgrund einer Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts die Corona-Impfungen mit Astrazeneca vorsorglich ausgesetzt werden.

Das hat auch Auswirkungen auf das Kreisimpfzentrum in Dornstetten. Wie das Landratsamt mitteilte, müssen jetzt Impftermine abgesagt werden. Wie es weitergeht sei noch unklar. Auch ob die Personen, die mit Astrazeneca bereits einmal geimpft wurden, ihre zweite Dosis erhalten können, wisse man noch nicht.

IHK droht mit Klageweg

Am Montag meldete sich außerdem die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald zu Wort. "Vor dem Hintergrund schleppender Impfungen und Testungen" fordere die Kammer die Politik auf, "endlich auf eine evidenzbasierte statt auf eine inzidenzbasierte Strategie zu setzen". Die Politik müsse sich jetzt auf Infektionsquellen konzentrieren und eine vollständig digitale Nachverfolgung der Infektionsketten schaffen. Eine solche Strategie würde es erlauben, sowohl den Schutz der Gesundheit als auch die wirtschaftliche Basis der IHK-Mitgliedsunternehmen zu gewährleisten, so Hauptgeschäftsführer Martin Keppler. Eine erneute Schließung lasse den Unternehmen nur noch die Möglichkeit der Klage. Die Kammern hätten "zahlreiche Vorschläge" gemacht, wie eine bessere Impf-, Test-, und Nachverfolgungsstrategie aussehen könnte. Jetzt sei die Politik am Zuge, diese "unverzüglich umzusetzen".