Der Alternative Wolf- und Bärenpark Schwarzwald in Bad Rippoldsau-Schapbach konnte unter anderem mit LEADER-Mitteln finanziert werden. Foto: Archiv-Foto: Michel

Am LEADER-Programm Oberer Neckar ist auch der Kreis Freudenstadt beteiligt. Veranstaltung in Sulzer Stadthalle.

Kreis Freudenstadt - Die Europäische Union ist weit weg, ihr Ruf ist nicht der beste. Bald könnte die EU aber zum Beispiel einen Wanderweg um Eutingen, einen Dorfladen in einem Horber Ortsteil oder einen Erholungspark in Glatten finanzieren. Die Region Oberer Neckar will Fördergelder über das Programm LEADER in die Region holen. Noch stehen keine Projekte fest. Erste Ideen werden am heutigen Donnerstag ab 19 Uhr in der Stadthalle Sulz gesammelt. Alle Interessierten sind eingeladen. Die Kernfrage ist: Was könnte die ländliche Wirtschaft voranbringen?

Martin Steudinger ist Projektkoordinator im Landratsamt Freudenstadt. Er erwartet, dass touristische Projekte eine Rolle spielen werden. Erfahrungsgemäß wünschten sich Bürger auch oft einen Einkaufsladen im Dorf. Denkbar sei aber noch viel mehr, sagt Steudinger. Bei einer erfolgreichen Bewerbung würden solche Projekte gewaltig gefördert, sagt Steudinger. Tritt die Gemeinde oder der Kreis als Financier auf, übernehme das LEADER-Programm 55 bis 75 Prozent der Kosten. Private Initiativen müssen sich allerdings mit 25 Prozent Förderung zufrieden geben.

Über insgesamt sieben Jahre könnte das Geld abgeschöpft werden. Das LEADER-Projekt wird von der EU getragen und vom Land Baden-Württemberg cofinanziert. Der Landkreis Freudenstadt hatte schon einmal erfolg mit einer LEADER-Bewerbung: Etliche Kreisgemeinden haben als Teil der LEADER-Region Nordschwarzwald bereits Zugriff auf die Förderung. Die bereits umgesetzen Projekte geben einen Eindruck davon, was man mit dem Geld machen kann. In Baiersbronn-Obertal wurde die ehemalige Glashütte wieder aktiviert – sowohl aus historischen als auch aus touristischen Gründen. In Bad Rippoldsau-Schapbach flossen Fördergelder in einen Bärenpark.

Die Ideen für Projekte im oberen Neckartal sollen nicht aus der Verwaltung kommen, sagt Steudinger, sondern aus der Bevölkerung. Deshalb wünsche er sich so viele Leute wie möglich zur heutigen Ideensammlung in Sulz. Stand Dienstag hatten sich allerdings erst 50 Menschen für die Veranstaltung angemeldet. Die meisten davon gehören der LEADER-Aktionsgruppe an, die Vorbereitungen für die Bewerbung getroffen hat.

Die Mitglieder sind nach Steudingers Angaben zum Beispiel Naturschutz- und Kunstvereine, Kirchen, Jugendgruppen und Unternehmer aus den beiden Landkreisen, die vorab zur Mitarbeit eingeladen worden waren. Juliane Vees aus Eutingen ist Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Landfrauenverbände im Land. Sie plädiert dafür, dass sich viele Frauen am LEADER-Projekt Oberer Neckar beteiligen. Sie hat als Landfrau einen guten Draht ins Landwirtschaftsministerium, das über die Bewerbung mitentscheidet. Dort sei angedacht, dass Projekte mit 33 Prozent Frauenquote eine größere Chance auf Erfolg haben sollen. Außerdem sei den Landfrauen in Aussicht gestellt worden, dass Projekte von Frauen innerhalb des LEADER-Programms zusätzliche Förderung aus dem Topf "Innovative Maßnahmen für Frauen im ländlichen Raum" erhalten.

Vees sagt: "Wir würden uns freuen, wenn Frauen ihre Ideen einbringen. Auch kleiner dimensionierte Projekte können gefördert werden." Soll nicht heißen, dass Frauen nur kleine Brötchen backen, betont sie. Oft sei der Anfang eines privaten Investitions-Projekts aber zaghaft. Sie erzählt ein Beispiel aus dem Raum Biberach. Eine Frau habe dort mit LEADER-Förderung eine Scheune auf dem Hof ihrer Eltern ausgebaut, um als Erzieherin Kinderbetreuung und -geburtstage auf dem Bauernhof anzubieten. "Das war erstmal eine kleine Idee, die mit LEADER möglich geworden ist", sagt Vees. Solche strahlenden Beispiele wünscht sie sich auch für die Region Oberer Neckar.

Seit gut einer Woche ist eine Webseite online (www.leader-oberer-neckar.de), auf der das Programm erklärt wird. Auch online können Vorschläge für Förderprojekte gemacht werden.

 Abkürzung: LEADER ist eine Abkürzung für die französische Bezeichnung: Liaison entre actions de développement de l’économie rurale. Auf deutsch heißt das so viel wie gebündelte Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft.

Region: Zur Förderregion gehören folgende Gemeinden: Horb, Eutingen, Glatten, Schopfloch, Dornhan, Sulz, Vöhringen, Oberndorf, Epfendorf, Dietingen, Rottweil, Wellendingen, Deißlingen, Bösingen und Villingendorf.

Zeitplan: Bis Oktober muss ein Konzept mit konkreten Aktionen fertig sein und beim Landwirtschaftsministerium eingereicht werden. Betreut wird der Bewerbungsprozess durch ein Fachbüro aus Aulendorf. Mit einer Entscheidung wird im Dezember gerechnet.

 Chancen: Von zirka 27 Antragsstellern erhalten nach Informationen von Juliane Vees maximal 18 einen Zuschlag. Die Gewinnchance liegt damit bei höchstens 66 Prozent. u Kosten: Die Bewerbung kostet etwa 50. 000 Euro. Davon bezahlen der Kreis Freudenstadt ein Drittel, der Kreis Rottweil zwei Drittel.