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Über 20.000 Menschen beim Stadtfest. Deutsches Brauchtum auf brasilianisch zum Auftakt.

Freudenstadt - Weit über 20.000 Besucher dürften es gewesen sein, die sich am Samstag und Sonntag auf dem Freudenstädter Stadtfest tummelten und ein vielseitiges Programm genossen.

Brasilianisch fing alles an. Nicht nur das Wetter zeigte sich fast wie in Südamerika, sondern auch eine Tanzgruppe war aus Sao Paulo, vom Collégio Benjamin Constant, einem deutschen Gymnasium, angereist. Sie umrahmte den Fassanstich durch Oberbürgermeister Julian Osswald. Wer aber im Vorfeld an leicht bekleidete Sambatänzerinnen gedacht hatte, war schief gewickelt. Die Gruppe aus Brasilien, die jedes Jahr einen Sommeraufenthalt am Eduard-von-Hallberger-Institut in Freudenstadt verbringt, um die deutsche Sprache zu vertiefen, pflegt das deutsche Brauchtum und den Volkstanz. Und so eröffnete sie zünftig mit der "Lichtensteiner Polka" das Fest.

Ganze zwei Schläge benötigte OB Osswald, bis der Gerstensaft aus dem Fass floss und das Stadtoberhaupt mit zahlreichen Ehrengästen anstoßen konnte. Der OB dankte in seiner Ansprache besonders Ellen Bidermann-Hoppart von Freudenstadt-Tourismus, die als Hauptorganisatorin die Fäden bei der Vorbereitung des Stadtfests gezogen hatte. Die Frauenhilfe nutzte das Fest, um mit ihrer Bierdeckelaktion zu beginnen, die sich gegen sexuelle Grenzverletzungen wendet.

Jean Ferry verblüffte die Gäste mit einer atemberaubenden Leiterakrobatik. Auf fünf Bühnen bekam das Publikum von verschiedenen Bands eine große musikalische Bandbreite geboten – vom Schlager über Rock bis hin zu Jazz oder Ska. Bei strahlendem Sonnenschein füllte sich die für den Verkehr gesperrte Innenstadt schnell. Gegen 21 Uhr gab es schon kaum mehr ein Durchkommen in den Gassen zwischen den Ständen der 40 Vereine und einiger Gastronomen, die nicht nur allerlei Gaumenfreuden boten, sondern zum Teil auch Unterhaltungsprogramme, vom DJ bis zum Männerstrip.

Kein Wunder, dass die Stimmung schnell stieg. Eine kleine Panne gab es bei einem Ballonstart auf dem unteren Marktplatz. Als die Hülle kurz vor dem Start im unteren Bereich des Ballons kurz Feuer fing, stockte manchem Zuschauer der Atem. Doch wie die Hohenzollerischen Ballonfahrer mitteilten, war der kurze Brand harmlos. Es entstand lediglich ein kleines Loch in der Hülle, dass für die Sicherheit des Heißluftballons angeblich nicht von Belang war. Er startete und landete später mit seinen Passagieren ohne Probleme.

Bis zum Musikfeuerwerk erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt. Durch die Befeuerung mit Musik verschiedener Genres aus allen Himmelsrichtungen glich der Marktplatz einem Hexenkessel. Doch das ist eben Stadtfestatmosphäre. Auch die Musik zum Feuerwerk war heuer mit Hits aus den Charts ganz auf die junge Generation abgestimmt und nicht auf die Pyrotechnik.

Am Sonntag ging es etwas ruhiger zu, doch Tische und Bänke waren gut besetzt. Auch das Wetter hatte wieder gute Laune, nachdem am frühen Morgen noch heftige Regengüsse über Freudenstadt niedergegangen waren. Wieder sorgten verschiedene Musikgruppen für gute Laune beim Publikum. Große Resonanz hatten die Volksbanken und Raiffeisenbanken mit ihrer Sonderveranstaltung zum internationalen Tag der Genossenschaften, bei der sich verschiedene Genossenschaften aus dem Landkreis mit Informationsständen und Spielen auf dem oberen Marktplatz vorstellten.

Viel los war auch beim Kinderprogramm auf dem unteren Marktplatz, getragen von verschiedenen Vereinen und Organisationen. Ebenso fanden die "Begegnungsfreuden" für Menschen mit und ohne Behinderung, organisiert von der Kreissparkasse mit Beteiligung verschiedener Organisationen, guten Zuspruch. Dicht gedrängt stand das Publikum um den Platz, wo die Malteser das Können ihrer Rettungshunde demonstrierten.