Vesperkirche: Start am Dienstag
Jeden Tag am Esstisch alleine zu sitzen, ist für viele Menschen Realität. Ebenso wie die Tatsache, dass sich viele am Ende des Monats kein warmes Essen mehr leisten können. Vom 23. Januar bis 5. Februar ist das anders: Dann ist wieder Vesperkirche.
Freudenstadt. Im Gemeindesaal der Taborkirche steht in dieser Zeit für jedermann ein kostenloses warmes Mittagessen samt Kaffee und Kuchen bereit. Dazu gibt es Musik, kostenlose Friseurtermine beim benachbarten Friseur und vor allem Menschen, die Zeit füreinander haben.
Rund 100 ehrenamtliche Mitarbeiter sind ab Dienstag bei der fünften Freudenstädter Vesperkirche zehn Tage aktiv. Bereits seit Wochen kümmert sich ein Vorbereitungsteam, das aus Vertretern der evangelischen, katholischen und evangelisch-methodistischen Kirche sowie aus der Diakonie und der Erlacher Höhe besteht, um die Details.
Freiwillige des Zentrums des Zuhörens empfangen die Essensgäste; bei ihnen liegen auch die Listen mit freien Friseur-Terminen aus. Das Mittagessen wird zum Selbstkostenpreis von einem Freudenstädter Hotel geliefert, das vegetarische Essen kommt von der Erlacher Höhe. Bei den Speisen handelt es sich, darauf legt Renate Braun-Schmid von der Diakonischen Bezirksstelle Freudenstadt großen Wert, um qualitativ hochwertige und weitgehend regionale Zutaten.
Bis zu 200 Besucher pro Tag werden erwartet
Erwartet werden in der Vesperkirche pro Tag bis zu 200 Besucher. Damit alles reibungslos klappt, sind jeweils zwischen 15 bis 20 Ehrenamtliche im Einsatz. Auch die täglich benötigten 20 Kuchen werden von Freiwilligen gebacken. Dafür braucht es allerdings noch zusätzliche Kuchenspender (Infokasten).
Damit auch viele weitere Angebote für Kopf und Herz bereit stehen, beteiligen sich zahlreiche Organisationen an der Vesperkirche. So erfreut der Musik-Leistungskurs des Kepler-Gymnasiums die Besucher mit Musik, die Taborspatzen und die Kinderkantorei kommen zum Singen vorbei, und eine Gruppe der Volkshochschule bestreitet eine Aufführung. Auch die "El Camino"-Gruppe der Firmlinge hat einen Beitrag vorbereitet. An einem Vesperkirchentag verwöhnt eine Kooperationsklasse der Eichenäckerschule Dornstetten und der Luise-Büchner-Schule die Besucher mit frischen Waffeln. Dem Vorbereitungsteam sei es besonders wichtig, dass die "Vesperkirche auch Schülergruppen zum sozialen Engagement einlädt", so Renate Braun-Schmid. Und jeden Tag um 13 Uhr gibt es ein kurzes geistliches Wort.
Auch die Anreise auswärtiger Gäste ist geklärt: Die Verkehrsgemeinschaft Freudenstadt stellt von allen Kreisgemeinden aus kostenlose Fahrscheine zur Vesperkirche zur Verfügung. Lediglich die erste Fahrt müssen die Besucher selbst organisieren, um sich die Busgutscheine abzuholen.
Keine "Armenspeisung", sondern Gemeinschaft
Ein Problem stellte die Finanzierung dar. Die elf Tage können finanziell nur gestemmt werden wenn sich viele Sponsoren beteiligen. Da kam das neue Crowdfunding-Projekt einer hiesigen Bank gerade recht. Darüber hinaus gibt es weitere Sponsoren. Vor allem aber die "Solidaritätsesser", die in den vergangenen Jahren ein Drittel der Besucher ausmachten, sind gefragt. Diese bezahlen für ihr Essen, indem sie eine Spende in Sammelbüchsen am Ausgang legen, und finanzieren so das Essen eines anderen mit.
Solidaritätsesser sind aber auch, so Tobias Ditlevsen vom Vorbereitungsteam, für jede Vesperkirche aus einem anderen Grund wichtig. Denn es geht es nicht um "Armenspeisung", sondern um Gemeinschaft und Solitarität untereinander. Die Besucher- und Mitarbeiterzahlen sind bei der Vesperkirche in der Vergangenheit gestiegen.
■Die Freudenstädter Vesperkirche im Gemeindesaal der Taborkirche hat von Dienstag, 23. Januar, bis Freitag, 2. Februar, jeweils von 11.30 bis 13.30 geöffnet. ■Friseurtermine sind vom 29. bis 31. Januar möglich. ■Kuchenspenden werden noch gebraucht. Die Kuchen sollten keinen Alkohol und Sahne enthalten. Mehr Information und Anmeldung unter Telefon 07441/88 40 12.
■Alle Angebote der Vesperkirche sind kostenlos.
