Ab 7 Uhr wurde jede Menge Müll von jungen Mitgliedern der "Ahmadiyya Muslim Jamaat" eingesammelt. Am Ende mussten 30 Säcke Silvestermüll von der Stadt abtransportiert werden. Foto: Schwark

Junge Erwachsene der "Ahmadiyya Muslim Jamaat" befreien Marktplatz von den Überresten der Neujahrsnacht.

Freudenstadt - Manch einer rieb sich verdutzt die Augen: Etwa 30 Jugendliche und Erwachsene der Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat befreiten den Marktplatz von den Überresten der Silvesternacht. Dass Silvester in Freudenstadt von vielen mit einer ordentlichen Knallerei gefeiert wurde, belegte nicht nur das lang anhaltendes Feuerwerk in der Neujahrsnacht. Auch deren Überreste auf dem Marktplatz und in den Nebenstraßen zeigen dies. Für die Mitglieder der Reformgemeinde gab es also einiges zu tun.

Die "Ahmadiyya Muslim Jamaat" versteht sich als Reformgemeinde im Islam und wurde 1889 von Hadhrat Mirza Ghulam gegründet. "Liebe für alle, Hass für keinen" lautet einer ihrer Grundsätze. Außerdem wollen die Bürger aus Pakistan und Indien, die in Deutschland aufgenommen wurden, Loyalität gegenüber dem Land zeigen. Im Bereich Horb/Freudenstadt/Calw hat die Reformgemeinde etwa 100 Mitglieder, berichtete Jugendleiter Gondal Sharjeel, der die offiziell genehmigte Reinigungsaktion auf dem Freudenstädter Marktplatz leitete. "Deutschlandweit verzeichnet die Organisation etwa 30 000 Mitglieder", berichtete Gondal.

Es war nicht die erste Reinigungsaktion der jungen Leute in der Region. In den Jahren zuvor waren am Neujahrsmorgen vergleichbare Aktionen in Nagold, Calw und Hallwangen durchgeführt worden. Einige Helfer standen in der Neujahrsnacht bereits gegen 5 Uhr auf. Nach einem gemeinsamen Gebet und einem Tee zur Stärkung um 6 Uhr ging es dann um Punkt 7 Uhr auf den Marktplatz zum Auflesen der Silvesterüberreste. Auf dem Marktplatz gab es für die jungen Leute dann auch einiges zu tun: Dutzende Silvesterraketen und Böller nebst Glasscherben wurden mit den bloßen Händen aufgesammelt. Der Silvestermüll füllte schlussendlich etwa 30 Müllsäcke, die von den Helfern ordentlich zusammengestellt und anschließend von der Stadt abtransportiert wurden. Gegen 11 Uhr war die Reinigungsaktion dann auch schon beendet.

Warum sich die jungen Erwachsenen diesen Stress am Neujahrsmorgen antun? "Wir wollen darauf hinweisen, dass wir uns in die Gesellschaft integrieren", betonte Gondal, der genauso wie die anderen freiwilligen Helfer bereits seit Jahren (einige schon 20 Jahre) in der Region lebt. Also wurde nach getaner Arbeit gemeinsam bei einem in Freudenstadt lebenden Mitglied gefrühstückt. Zu Essen gab es speziellen pakistanischen Reis, Brot und Hähnchen. Dazu trank man Chae (Tee) mit Milch und Zucker.

Den Jahreswechsel feierten die Mitglieder der Reformgemeinde übrigens mit Gebeten zu Hause oder in einer Moschee.