Greifen anderen gerne unter die Arme: Ursula Görlich (von links), Ekkehard Fertig-Bilger, Eva Bilger, Ruth Maurer, Werner Maurer und Ingeborg Belschner Foto: Wind Foto: Schwarzwälder Bote

Nachbarschaft: Netzwerk zur gegenseitigen Unterstützung will weiter wachsen / Regelmäßiger Stammtisch

Sich kennen, sich vertrauen, einander helfen: Das ist das Motto des Nachbarschaftsvereins Netzwerk zur gegenseitigen Unterstützung (Nettz) in Freudenstadt. Der Verein freut sich auf neue Mitglieder.

Freudenstadt. Die Idee eines nachbarschaftlichen Netzwerks hatten Eva Bilger und Ekkehard Fertig-Bilger vor etwa zehn Jahren. "Damals war viel von der Senioren-Genossenschaft in Riedlingen zu lesen", erinnert sich Vereinsvorsitzender Fertig-Bilger im Gespräch mit unserer Zeitung. Gemeinsam mit Waltraud Dewitz überlegte das Ehepaar nach einem Besuch in Riedlingen, was von dem dort Gesehenen sie in Freudenstadt umsetzen könnten.

Für die Stunden gibt es ein Zeitkonto

"So etwas wie Essen auf Rädern und Tagespflege gibt es ja in Freudenstadt zum Glück schon", meint Fertig-Bilger: "Wir haben überlegt, was wir leisten können. 2011 haben wir dann mit 20 Mitgliedern einen gemeinnützigen Verein gegründet, um Spendenbescheinigungen schreiben zu können und bekannter zu werden."

Im Verein helfen die Mitglieder einander bei vielerlei Dingen. Fertig-Bilger ist beispielsweise Experte in Sachen Computer, ein anderes Mitglied ist Gärtner, wieder andere übernehmen Fahrdienste, helfen kurzfristig im Haushalt aus oder gießen die Blumen, wenn jemand in Urlaub ist. Die dabei eingebrachten Stunden werden jedem Einzelnen auf einem Zeitkonto gutgeschrieben. Dafür können Gegenleistungen in Zeitstunden bezogen oder das Zeitguthaben angespart werden. "Viele von uns kennen sich inzwischen aber so gut, dass wir gar nichts mehr aufschreiben. Wenn ich was brauche, weiß ich, wen ich anrufen kann", erklärt Ekkehard Fertig-Bilger.

"Trotzdem sind wir natürlich offen für neue Mitglieder, und ich finde gerade am Anfang hilft diese Formalität über Berührungsängste hinweg", so Ursula Görlich, die seit etwa vier Jahren bei "Nettz" dabei ist. Wie einige andere Mitglieder wohnt sie nicht in Freudenstadt. Mitglieder gibt es beispielsweise auch in Wittlensweiler, Baiersbronn und Hallwangen.

"Schön wäre es, wenn ein paar junge Familien dazu kommen würden", meint Gründungsmitglied Ruth Maurer. "Dann könnten wir unser Angebot ausweiten und gelegentliches Babysitting oder Hausaufgabenbetreuung anbieten."

Allerdings könne das eben immer nur kurzfristige Hilfe oder eine Übergangslösung sein. Ein regelmäßiges Angebot können die Vereinsmitglieder nicht leisten. "Dafür gibt es in Freudenstadt genügend Dienstleister. Wir wollen niemand Konkurrenz machen", erklärt Werner Maurer, der ebenfalls seit der Vereinsgründung Mitglied ist.

Gegenleistung wird ausgehandelt

Anfangs seien viele "Reingeschmeckte" dabei gewesen. "Aber inzwischen sind auch einige Urfreudenstädter dabei", sagt Fertig-Bilger. Eine von ihnen ist Ingeborg Belschner. "Als Kind habe ich alle Nachbarn gekannt. Heute kennt man ja nur noch die wenigsten." Sie empfinde das als Verlust und sei deshalb froh, über den Verein mit anderen Menschen in ihrer Umgebung in Kontakt treten zu können. Übrigens können auch Nichtmitglieder die Hilfsangebote von "Nettz" in Anspruch nehmen. Die Gegenleistung wird dann von Fall zu Fall ausgehandelt. Wer aber Lust hat, Vereinsmitglied zu werden, der kann unverbindlich beim regelmäßigen Stammtisch an jedem dritten Dienstag im Monat im Chinarestaurant Lotus in der Langen Straße in Freudenstadt vorbeischauen. Das nächste Treffen ist für den 16. April ab 19 Uhr geplant.

Weitere Informationen: Ekkehard Fertig-Bilger, Telefon 07441/95 18 06, E-Mail an nettz.fds@t-online.de oder im Internet unter www.nettz-fds.jimdo.com.