Bei ihrem Abschiedsbesuch in Freudenstadt: Schwester Irmentrudis (links) und Schwester Reinholda. Foto: Günther

Reinholda Zirkel und Irmentrudis Berktold kehren in ihr Kloster bei Schramberg zurück.

Freudenstadt - Zwei Franziskanerinnen wirken derzeit noch im Schwesternkonvent St. Antonius in Waldachtal-Heiligenbronn: Schwester M. Reinholda Zirkel und Schwester M. Irmentrudis Berktold. Beide haben bleibende Spuren in Freudenstadt hinterlassen.

Ende März verabschieden sich die beiden endgültig aus dem Kreis Freudenstadt und ziehen sich altershalber – beide sind über 80 – in ihr Mutterhaus, das Kloster Heiligenbronn bei Schramberg, zurück.

In Waldachtal und in Freudenstadt haben die beiden Ordensfrauen Spuren hinterlassen. Viele ältere Freudenstädter erinnern sich noch an ihre "Schwester Reinholda", wie in den 60er-Jahren die junge Leiterin des Taborkindergartens genannt wurde.

Aber auch Schwester Irmentrudis hat in der Freudenstädter Region nachhaltige Spuren hinterlassen, vor allem bei den Eltern hörgeschädigter Kinder. Irmentrudis war Leiterin der zum Kloster Schramberg-Heiligenbronn gehörenden Sonderschule für hörgeschädigte Kinder und als solche geschätzte Ratgeberin und fachkundige Ansprechpartnerin für Eltern betroffener Kinder.

Leiterin des Taborkindergartens

Bei einem Abschiedsbesuch in Freudenstadt erinnerten sich die beiden Nonnen an viele Erlebnisse. Schwester Reinholda war damals im Kurhaus St. Elisabeth an der Landhausstraße untergebracht, im Gebäude des heutigen Jugend- und Vermessungsamts. Von 1930 bis etwa 1975 war St. Elisabeth ein katholisches Kurhaus, in dem Pfarrer aus Süddeutschland ihren Erholungsurlaub verbrachten.

20 Franziskanerschwestern bewirtschafteten die Einrichtung. Die junge Reinholda kam als Leiterin des Taborkindergartens als 21. Nonne dazu. Ihre erste Aufgabe in Freudenstadt hatte allerdings nichts mit Kindern zu tun: Sie musste die Führerscheinprüfung ablegen, weil sie die Kinder, die am Stadtrand wohnten, abholen und wieder zurückfahren musste.

Über ihre Freudenstädter Zeit berichtet Reinholda noch heute mit leuchtenden Augen: Es sei immer schön gewesen, aber nicht unbedingt leicht. Denn neben dem Ganztagskindergarten hatte sie Jugend- und Mütterkreise abzuhalten. Dazu kamen viele Elternberatungen. Bei größeren Problemen in den Familien sei sie häufig zu Hausbesuchen gerufen worden.

Wie die Aussage einer älteren Freudenstädterin zeigt, war Reinholda bekannt dafür, auch schwierigsten Familienproblemen hilfreich zu begegnen: "Mutter hat damals oft nur noch geweint und Vater getrunken, rumgeschrien und uns alle verprügelt. Dann haben wir schnell Schwester Reinholda geholt."

Aber bereits sieben Jahre später wurde sie zum Studium der Sozialpädagogik abgeordnet: Sie musste in Schramberg-Heiligenbronn die Leitung der Internate übernehmen. Erst 1990 kam sie wieder in den Kreis zurück, als Heimleiterin von Klein-Heiligenbronn.

"Brettle" für Weltmeister Frank Höfel

Zehn Jahre später führte auch der Weg von Schwester Irmentrudis zum Schwesternkonvent St. Antonius. Vorher war sie fast 40 Jahre lang Sonderschulrektorin der Heiligenbronner Schule für Hörgeschädigte, die in der Region großes Ansehen genoss.

Trotz der vielen Arbeit hatten die beiden noch Zeit für Hobbys. Bei genügend Schnee waren sie in ihrer Mittagspause stets hinter dem Kloster auf Langlaufskiern anzutreffen. Der erste Schüler, der sich dieser Sportart anschloss, war der blinde Frank Höfel. Mit der Bitte: "Wenn Du mir auch so zwei Brettle geben würdest, täte ich es gerne probieren", gründete er seine Profilaufbahn, die er Jahre später als Paralympics-Skilanglauf-Weltmeister beendete.

In Waldachtal-Heiligenbronn kümmerten sich die beiden Schwestern in St. Antonius um die renovierte barocke Wallfahrtskirche "Zur schmerzhaften Muttergottes" und organisierten jeden Donnerstag und Sonntag Gottesdienste.

Sie waren dabei Ansprechpartnerinnen für unzählige Pilger und boten Supervision, Meditation, Eutonie, Exerzitien im Alltag, Seniorennachmittage zu verschiedensten Themen, Frauenfrühstücke, geistliche Begleitung, Beratungsgespräche und Kurseelsorge an. Dass die beiden mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen, zeigen ihre Abschiedsworte: "So schön es hier auch war, wir haben in unserer kleinen Ordensgemeinschaft doch eines vermisst: das gemeinsame Chorgebet aller Schwestern, das gemeinsame Singen und die gemeinsamen Gottesdienste und Feste."

Mit einem Festgottesdienst werden die Schwestern am 25. April verabschiedet.

Info: Der Apostolatsort St. Antonius

Die Franziskaner-Ordensschwestern M. Reinholda Zirkel und Schwester M. Irmentrudis Berktold gehören dem Kloster Heiligenbronn bei Schramberg an. Der Schwesternkonvent in Waldachtal-Heiligenbronn – die korrekte Bezeichnung ist Apostolatsort St. Antonius – ist eine Filiale dieses Klosters. Bis in die 90er-Jahre wirkten dort zahlreiche Nonnen, seit 1990 nur noch die Schwestern Irmentrudis und Reinholda.

Die Gründung und Namensgebung von St. Antonius geht auf den Fund einer Pieta und auf den "Heiligen Bronnen" zurück. Der Quelle werden seit jeher heilsame Wirkungen zugeschrieben. Bis 1988 betrieben die Franziskanerschwestern in Heiligenbronn ein Kinderheim, dem eine Sonderschule angeschlossen war. Danach diente es einige Jahre als Übergangswohnheim für Menschen aus Osteuropa.

In den jüngsten Jahren entwickelte sich St. Antonius mit seinem Kräutergarten zu einem geistigen Zentrum.