Die Veränderungen des Gesundheitswesens treffen Krankenhäuser wie das in Freudenstadt vor allem finanziell. Foto: SB-Archiv

Geschäftsführer Mast begründet finanzielle Schieflage der KLF mit allgemeinem Gesundheitswesen.

Freudenstadt - Die Schuldenkrise in den Krankenhäusern des Landkreises Freudenstadt (KLF) ist laut KLF-Geschäftsführer Peter Mast nicht hausgemacht, sondern durch die große finanzpolitische Wende im Krankenhauswesen der Bundesrepublik verursacht worden.

Es handele sich derzeit um etwa 2,5 Millionen Euro reinen Betriebsverlust pro Jahr. Mit dieser Erkenntnis stieg Peter Mast, Geschäftsführer der KLF, in sein Referat zur "Planung zum Schuldenabbau als Grundlage zukünftiger Eigenständigkeit des KLF" ein. Eingeladen dazu hatte ihn der Bürger- und Patientenstammtisch Freudenstadt.

Mast machte seine These an einem einfachen Beispiel fest. Bekam ein Krankenhaus früher pro Operation einen Betrag X und für jeden Belegtag des Patienten die volle Vergütung, so gibt es seit 2004 nur noch einen Pauschalbetrag. Für eine Hüftoperation – mit allem Drum und Dran – gerade einmal 8000 Euro, so Mast. Und da sei das Prothesenmaterial schon mit drin. Seiner Erfahrung nach sind diese Preise nur in großen Häusern realisierbar.

Kleine Häuser, wie beispielsweise Horb, seien die Verlierer in diesem System. Horb habe dadurch einen systembedingten Umsatzrückgang von 15 Prozent, erklärte Mast. "Hier wurde ein System eingeführt, dass nicht in den ländlichen Raum passt." Gewinner sind laut KLF-Geschäftsführer die Uni-Kliniken und die anderen großen Häuser. Bei einer jährlich zugestandenen Veränderungsrate – einer Art Anpassung zur Einnahmestabilität – von maximal 1,4 Prozent pro Jahr bei gleichzeitigen Lohnkostensteigerungen von 2,5 Prozent kommen allein in Freudenstadt rund 400 000 Euro Defizit pro Jahr zustande, rechnete Mast vor. "Daraus resultiert eine konsequente Optimierungs-Spirale nach unten." Übersetzt bedeutet dies, dass immer weniger Leute immer mehr Arbeit machen müssen.

"Wir haben allein 52 Prozent Notfall-Patienten"

Auch habe sich die mittlere Verweildauer der Patienten um drei Tage reduziert. "Die Patienten werden halt noch etwas krank entlassen." Dem betriebswirtschaftlichen Wundermittel Bettenabbau und Fallzahlsteigerung habe der Gesetzgeber jedoch durch monetäre Kürzungen einen Riegel vorgeschoben. Sich nur auf gut honorierte Krankheiten zu spezialisieren, gehe auch nicht, da die KLF als Standort der Grundversorgung alle Patienten aufnehmen muss. "Wir haben allein 52 Prozent Notfall-Patienten", rechnete Mast vor. Das sei extrem viel und zudem betriebswirtschaftlich unrentabel. "Wir schaffen viel – und verdienen nix", lautete das nüchterne Fazit des studierten Mathematikers. "Mit diesem ›Gemischtwarenladen‹ werden wir nie Gewinn machen", so der Freudenstädter Augenarzt Kurt Breuer.

Wie will Peter Mast jedoch vor diesem Hintergrund die vom Landrat geforderte operative Null erreichen? Als einen wichtigen Schritt sieht Mast die Schaffung von sechs Stellen im Bereich Case-Management. "In der medizinischen Dokumentation liegt das Geld. Nur die Leistung, die wir dokumentieren, bekommen wir bezahlt." 30 Euro pro Fall konnten so 2012 generiert werden, und dies lohnt sich bei 30 000 Fällen im Jahr allemal. "2013 sind wir im sechsstelligen Bereich", hofft Mast. Gute Qualität – die eigentlich selbstverständlich sein sollte – ist ein weiteres Pfund, mit dem die KLF wuchern möchte. "Wer gute Qualität liefert, bekommt mehr Patienten", so die einfache Rechnung. Spezialisierung auf Gefäß- und Altersmedizin soll die Standorte zusätzlich finanziell nach vorne bringen. "Wir wollen uns dort steigern, wo es sich finanziell lohnt", beschreibt Mast die Ausrichtung der Zukunft.

Ständig kontrolliert würden auch die Einkaufspreise. Derzeit ist man im Einkaufsverbund P.E.G. und kann in diesem Jahr bereits auf Einsparungen von rund 150 000 Euro zurückblicken. Dies alles sind Ansätze, mit denen sich die Teilnehmer des Bürger- und Patientenstammtisches identifizieren können. Ob nun anwesender Arzt, Patient oder Interessenvertreter, für jeden stand fest, dass man auf keinen Fall eine Privatisierung der KLF möchte und dass alles getan werden muss, um die beiden Standorte zu erhalten. Von Seiten der Teilnehmer an dieser Runde geht man optimistisch in die Zukunft, wie im Fazit festgestellt wurde. "Das war die erste Sitzung mit einem KLF-Geschäftsführer, die ruhig verlaufen ist", durfte Mast noch ein kleines Lob mit nach Hause nehmen.