Die Zahl der Betriebe und Beschäftigten in der Sägeindustrie sinkt bereits seit zehn Jahren. Foto: dpa

2011 gab es im Südwesten 106 Unternehmen. Ministerium wartet Gutachten zu Nationalpark ab.

Freudenstadt - Die Sägeindustrie im Nordschwarzwald steckt in einer Krise - auch ohne den geplanten Nationalpark. Das geht aus Zahlen hervor, die das Ministerium für ländlichen Raum jetzt auf Anfrage der CDU-Landtagsfraktion veröffentlicht hat.

Laut Ministerium sinkt die Zahl der Betriebe und Beschäftigten in der Branche bereits seit zehn Jahren. Zählte das Statistische Landesamt im Jahr 2000 landesweit noch 198 Betriebe mit rund 5300 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro, waren es 2011 nur noch 106 Betriebe mit rund 4300 Beschäftigten. Der Umsatz ist mit knapp 1,2 Milliarden Euro dennoch leicht gestiegen.

Statistisch nicht erfasst sind in dieser Rechnung rund 200 Kleinsägebetriebe mit weniger als zehn Arbeitnehmern. Doch gerade sie seien von der schwierigen wirtschaftlichen Situation der Sägeindustrie in besonderem Maße betroffen gewesen, schreibt das Ministerium. Grund dafür seien Überkapazitäten, die zu einem massiven Verdrängungswettbewerb und zu zahlreichen Werkschließungen geführt hätten.

NABU-Chef warnt vor voreiligen Schlüssen

Die Situation wird sich verschärfen, mahnt die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher und prophezeit den Verlust von weiteren 670 Arbeitsplätzen in der Branche, sollten durch einen Nationalpark Waldflächen aus der Nutzung genommen werden.

Durch den Nutzungsverzicht im geplanten Nationalpark würden in 30 Jahren vielleicht 40 000 Festmeter Holz pro Jahr weniger geerntet, schätzt NABU-Landeschef Andre Baumann. Das sei weniger als drei Prozent der Sägewerkskapazität und ungefähr die Holzmenge, die im Jahr 2012 in den Privatwaldflächen des Ortenaukreises im Vergleich zu den Vorjahren weniger eingeschlagen wurde. Dort habe die regionale Sägeindustrie diesen Rückgang kaum gespürt. Die Behauptung, der Nationalpark lasse die Sägewerksindustrie zusammenbrechen und gefährde Hunderte Jobs, hält er für völlig überzogen: "Dafür ist die fragliche Holzmenge viel zu klein."

Im Ministerium hält man sich mit Prognosen bedeckt: Die Auswirkung eines Nationalparks auf die Holzindustrie werde im laufenden Gutachten bewertet, heißt es aus dem Haus von Minister Alexander Bonde (Grüne). Allerdings gehen die dortigen Sachbearbeiter davon aus, dass durch den geplanten Waldumbau im Entwicklungsnationalpark in den ersten 30 Jahren so viel Holz anfällt, "dass die Versorgung der örtlichen Sägewerke gesichert ist".