Szenenfoto aus der Komödie "Frühstück bei Monsieur Henri". Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Das Lustspiel "Frühstück bei Monsieur Henri" beschert dem Publikum einen flotten Abend

Die Komödie am Altstadtmarkt Braunschweig brachte das vielbeachtete Stück "Frühstück bei Monsieur Henri" von Ivan Calbérac ins Theater im Kurhaus und bescherte dem Publikum einen unterhaltsamen Abend.

Freudenstadt. Unter der Regie von Christian H. Voss sorgte die Inszenierung für rund zwei Stunden Aktion und Schwung, aufgeteilt in zehn Szenen und untermalt mit französischen Chansons und eingängiger Popmusik. Dem vierköpfigen Ensemble, allesamt profilierte Künstler, war die Lust am Spiel anzumerken, auch oder gerade in Situationen, die durch kernige, so gar nicht noble Sprüche gekennzeichnet waren.

Trotz so mancher Übertreibung als Salz in der komödiantischen Suppe ist "Frühstück bei Monsieur Henri" kein Zerrbild, sondern geradezu ein Abbild menschlicher Verhaltensweisen. Worum geht es? Das Lustspiel greift das Bild vom misanthropischen Einzelgänger auf, der sich schließlich zum Wohltäter wandelt und die Redensart von der rauen Schale um einen weichen Kern belebt.

Monsieur Henri (Ulli Kinalzik) hat den Unfalltod seiner Frau über 30 Jahre hinweg nicht verwunden. In seiner Pariser Komfortwohnung grummelt er vor sich hin, vergrault wohlmeinende Menschen mit seiner schroffen Ablehung und lässt kaum eine Gelegenheit für eine Beleidigung aus. Im Visier hat er insbesondere seine Schwiegertochter Valérie (Sonja Wigger), die seiner Überzeugung nach nur mit beschränkten intellektuellen Fähigkeiten ausgestattet ist. Aber auch sein Sohn Paul (Florian Battermann), ein anfangs recht steifer Zeitgenosse, wird von ihm nicht mit Zuneigung überhäuft.

Eine perfide Verabredung

Überzeugt davon, dass es so nicht weitergehen kann, stellen Sohn und Schwiegertochter den vereinsamten Henri vor die Wahl: Gründung einer Wohngemeinschaft oder Altersheim. Zähneknirschend stimmt der alte Griesgram erstgenannter Lösung zu, nimmt sich jedoch offensichtlich vor, die ganze Sache zu konterkarieren.

Die junge Studentin Constance (Ronja Geburzky) interessiert sich für das angebotene Zimmer und lässt sich auch von den Schikanen, die Henri aufbaut, nicht entmutigen. Henri trifft mit Constance eine perfide Verabredung: Gegen Vergünstigungen soll sie Paul von der ungeliebten Schwiegertochter Valérie abbringen. Constance lässt sich zunächst darauf ein und spielt ihre Reize aus. Tatsächlich verfängt sich Paul in ihrem Gespinst aus Nettigkeiten und vorgeblicher Anteilnahme an seinen Interessen. Wie Constance ihr Angriffsarsenal, das ihr Henri geliefert hat, in Position bringt, ist tatsächlich höchst komisch. Plötzlich entdeckt Paul ungeahnte Gemeinsamkeiten.

Mit der Zeit überwiegen dennoch bei Constance die Skrupel ob des fiesen Vorgehens. Nach Um- und Irrwegen löst sich das Gefühlschaos angesichts veränderter Ausgangslagen schließlich in Wohlgefallen auf. Monsieur Henri traut sich nach und nach unter dem Einfluss von Constance aus seiner emotionalen Festung heraus und schafft Tatsachen vor seinem Ende. Er versöhnt sich mit seiner Familie – ein Enkelkind bricht letztlich das Eis – und fördert die musikalische Begabung der ihm ursprünglich aufgezwungenen Mieterin.

Autor und Regisseur des Lustspiels lassen ihrem Personal viel freien Raum für die Interpretation. Heftige Rede und Gegenrede, quirlige Auftritte und gedämpfte Abgänge lösen einander ab. So entwickeln sich die Charaktere unverkennbar, lösen sich aus ihren Verstrickungen und finden zu neuen Sichtweisen: Ablehnung verwandelt sich in Zuneigung, eine dahindümpelnde Beziehung belebt sich neu, der Glaube an eigene Fähigkeiten gewinnt an Fahrt. Das ist die Botschaft des Stücks, das mit seinem komödiantischen Anstrich an Daseinsgrundlagen rührt.