Da applaudiert sogar der OB: Nach 30 Jahren im Freudenstädter Gemeinderat schied Urgestein Kurt Breuer aus dem Gremium aus (oben, rechts). Insgesamt wurde 13 Stadt- und Ortschaftsräten die Ehrennadel des Städte- und Gemeindetags für ihre langjährige und ehrenamtliche Tätigkeit verliehen (unten). Links oben der neu gewählte Gemeinderat. Fotos: Schuon Foto: Schwarzwälder-Bote

13 Stadt- und Ortschaftsräte für langjährige Tätigkeit geehrt / Neue Gemeinderäte auf ihr Amt verpflichtet

Von Kevin Schuon

Freudenstadt. Der Gemeinderat startet in einer neuen Zusammensetzung in die kommende Legislaturperiode. Neun Räte sind nicht mehr zur Wahl angetreten und schieden nun aus dem Gremium aus.

673 Stunden haben die Gemeinderäte der Stadt Freudenstadt in der vergangenen Legislaturperiode in Sitzungen und Ausschüssen verbracht. Das sind insgesamt 29 Tage in fünf Jahren, rechnete Oberbürgermeister Julian Osswald seinem neuen und alten Gemeinderat bei der konstituierenden Sitzung am Dienstag im Rathaus vor.

Dabei seien viele wichtige Themen beschlossen und diskutiert worden: Klimakonzept, Lückenschluss B 28, Bäderkonzept, der neue Baubetriebshof, das Einkaufszentrum in der Ludwig-Jahn-Straße und das Neubaugebiet Kohlstätter Hardt, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Nun sei es aber an der Zeit, nach vorne zu schauen, auf die nächsten fünf Jahre und damit die nächste Legislaturperiode. Das heißt aber auch Abschied nehmen, von den neun ausscheidenden Mitgliedern des Gemeinderats. 179 Jahre kommunalpolitische Erfahrung haben diese gemeinsam auf dem Buckel. Die meisten davon entfallen auf Kurt Breuer (BA) und Rolf Lautenschlager (CDU), die nach 30 Jahren als Stadträte nicht mehr zur Wahl angetreten waren – ebenso Walter Trefz (BA), der bei der konstituierenden Sitzung nicht anwesend sein konnte.

Während dieser Zeit habe vor allem Breuer dafür gesorgt, "dass die deutsche Sprache im Gremium hochgehalten wird", betonte Osswald. In seinem Schlusswort mahnte Breuer, alte Traditionen, auch wenn er von nun an nicht mehr da sei, nicht zu vergessen: "Nun seid ihr den Sprachquälgeist endlich los. Damit ihr mich aber in Erinnerung behaltet, hab’ ich euch noch eine Laus in den Pelz gesetzt", sagte er und verteilte großzügig die neueste Ausgabe des Anglizismen-Indexes, der für alle Anglizismen deutsche Synonyme bereithält. Doch nicht nur die deutsche Sprache soll seiner Meinung nach erhalten bleiben. Auch die Identität der Stadt solle bewahrt werden.

Als Anerkennung gab es für die drei langjährigen Gemeinderäte den Christophstaler in Gold. Das Gremium und die Zuschauer würdigten diesen Moment – und damit auch die Verdienste der Urgesteine – mit "standing ovations", oder wie Breuer es bevorzugen würde: stehenden Ovationen.

Nur fünf Jahre weniger im Amt waren Karl Bässler und Herbert Igel (beide CDU), die von Osswald für ihr Engagement für die Familien in Freudenstadt gelobt wurden. Sie wurden mit dem Christophstaler in Silber ausgezeichnet. Ebenfalls aus dem Gemeinderat ausgeschieden sind Jörg Hubertus (CDU, 17 Jahre), Elmar Haug (SPD, 15 Jahre), Kerstin Forster (FWV, fünf Jahre) sowie Martin Franz (Bürgeraktion, zwei Jahre). Neben den neun Stadträten legten auch zwei Ortsvorsteher ihr Amt nieder. Günter Züfle, seit 1999 Ortsvorsteher von Musbach und seit 1994 im Ortschaftsrat, sowie Gerhard Schwarz, seit 2004 Ortsvorsteher von Igelsberg und seit 1994 im Ortschaftsrat, waren nicht mehr zur Wahl angetreten. Auch sie bekamen den Christophstaler in Silber überreicht.

Nachdem die neuen und wiedergewählten Mitglieder verpflichtet worden waren, gab Oberbürgermeister Julian Osswald ihnen mit auf den Weg, dass ein fairer Umgang miteinander der Grundstein für eine konstruktive Zusammenarbeit in den nächsten fünf Jahren sei.