Die Energiewende kann mitunter schwierig sein. Das erleben derzeit auch die Geschäftsführer der Stadtwerke Rainer Schuler (links) und Oliver Daun. Foto: Eberhardt

Bei Thema erneuerbare Energien beißt sich die Katze in den Schwanz. Blockheizkraftwerk als neuer Ansatz.

Freudenstadt - Die Energiewende bahnt sich ihren Weg nach Freudenstadt. Und bei den Stadtwerken bemüht man sich um eine nutzergerechte Umsetzung. Doch die Rahmenbedingungen sind mitunter nicht einfach.

Oliver Daun und Rainer Schuler, beide Geschäftsführer der Stadtwerke Freudenstadt, nutzen die Stimmung des energiefokussierten Bundestagswahlkampfs, um lokale Zwischenbilanz zu ziehen. "Wir versuchen, den Menschen die Energiewende nahe zu bringen und gut zu beraten", formuliert Oliver Daun diplomatisch. Aber beim Thema regenerative Energien beißt sich die Katze in den Schwanz. Die gesetzliche vorgeschriebene Umlage für erneuerbare Energien (EEG-Umlage) hat sich auch auf den Strompreis der Stadtwerke ausgewirkt. Und mit jedem Verbraucher, der seinen Strom auf regenerativer Basis selbst produziert und aus dem öffentlichen Versorgungsnetz aussteigt, müssen die Netzkosten auf immer weniger Nutzer umgelegt werden.

Bei den Stadtwerken versucht man daher, eigene und machbare Wege im energetischen Wandlungsprozess zu finden. "Man muss die Wende koordiniert angehen und die Erzeugungskapazität dort schaffen, wo sie gebraucht wird", erklärt Rainer Schuler. Derzeit werden in Freudenstadt rund zehn Prozent des Stroms lokal erzeugt. "Eine autarke Energielandschaft wäre allerdings utopisch", bekennt Oliver Daun. Die Versorgungssicherheit ist schwierig und Blockheizkraftwerke, wie sie auch in Freudenstadt ihren Dienst versehen, stehen in der Hierarchie der Energiewende hinter Windkraft und Photovoltaik. Ökostrom wäre zudem in Herstellung und Speicherung rund 30 Prozent teurer – für viele Kunden ein K.O.-Argument, wie Oliver Daun durchblicken lässt. "Von 15 000 Einwohnern nutzen aktuell nur 200 den Ökostrom der Stadt."

Potenzial und Kapazitäten in Sachen Freudenstädter Energiewende liegen laut Rainer Schuler vielmehr in der Nah-Wärme-Versorgung. Das Baugebiet Kohlstätter Hardt II wird bereits komplett aus dem Wärme-Verbund um Panoramabad und Kepler-Schule versorgt. Und es könnte weitergehen, etwa im Gebiet Zehnmorgen in der Nordstadt – nach Schuler und Dauns Ansicht idealer Ort für eine Anbindung an die Heizzentrale der Kepler-Schule. Doch der Mehrwert des Konzepts werde noch nicht wahrgenommen, erklären die Geschäftsführer. Und bei den Anliegern bestehe immer noch eine Angst der Abhängigkeit von Dritten.

Dennoch sucht man bei den Stadtwerken beständig nach neuen Ansätzen. Aktuell wird ein Projekt begleitet, bei dem ein Blockheizkraftwerk in einem Einfamilienhaus im Stadtzentrum eingebaut wurde. Von den Stadtwerken kommt die Beratung und erhält einen Zuschuss. Im Gegenzug gibt es Beobachtungsdaten, mit denen Wärme- und Stromumsatz analysiert werden können. Für Oliver Daun ist es wichtig, dass Teile des Gewinns der Stadtwerke in neue Investitionen fließen dürfen. Und eines wollen die beiden Geschäftsführer vor der Stromkostendiskussion unbedingt noch betonen: Immer hagele es Vorwürfe, dass Anbieter Einkaufsverbesserungen beim Strom nicht an den Verbraucher weitergeben. "Wir tun das komplett", versichern Daun und Schuler. Bei derzeit günstigen Marktpreisen, könne damit fast die EEG-Umlage kompensiert werden.