Im Mittelpunkt der Feier standen Interviews, die Moderatorin Susi Herzberger (von links) mit Luise Josephine Kassing und David Gilmore führte. Foto: Frey Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Landkreis richtet im Kienbergsaal Einbürgerungsfeier für neue Staatsangehörige aus

Zur ersten Einbürgerungsfeier des Landratsamts im Kienbergsaal des Kurhauses in Freudenstadt waren neben vielen neuen Staatsbürgern auch Gäste aus Politik und Wirtschaft gekommen.

Kreis Freudenstadt. Zum ersten Mal gab es diese Feier für diejenigen, die in den Jahren 2016 bis 2018 eingebürgert wurden und aus mehr als 30 Ländern stammen. In den drei Jahren hatten 424 ►Ausländer einen Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft gestellt, 383 Anträge waren bewilligt worden.

Für einen solchen Antrag sind viele Unterlagen und Dokumente zu beschaffen, davon auch etliche aus den ehemaligen Heimatländern. Das kann Monate dauern. Dann folgt ein Einbürgerungstest, in dem die neuen Staatsbürger Fragen beantworten müssen, die beweisen, dass sie sich mit dem deutschen Staat und seiner Geschichte befasst haben. Nur wer besteht, hat eine Chance auf die deutsche Staatsbürgerschaft.

In diesem Zusammenhang erinnerte Landrat Klaus Michael Rückert an das Grundgesetz, das in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert. Er forderte die neuen Staatsbürger auf, sich in die Politik einzumischen und immer wieder für die freiheitlich demokratische Grundordnung zu kämpfen. Nur so sei in Deutschland eine Zukunft in Frieden und Freiheit möglich. Die Moderatorin Susi Herzberger führte gekonnt und mit viel Charme durch den Abend.

Im Mittelpunkt standen Interviews mit zwei neuen Staatsbürgern, moderiert von Susi Herzberger. Luise Josephine Kassing, eine gebürtige Niederländerin, eroberte mit ihrer optimistischen, strahlenden Art im Nu die Herzen des Publikums. Ihr Weg führte sie über Südafrika in den Landkreis. Kassing ist gelernte Physiotherapeutin.

In Freudenstadt habe sie schon immer die Natur fasziniert. Eigentlich hatte sie schon entschieden, wieder zurück in die alte Heimat zurückzukehren, als eine neue Liebe sie veranlasste, endgültig in Freudenstadt zu bleiben und die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen.

Begegnungen auf allen Ebenen

Auch David Gilmore, der zweite neue Staatsbürger, hat einen bewegten Lebenslauf. Der gebürtige Brite lebt schon seit 1972 in Deutschland und sieht sich heute als Europäer. Er stammt aus einer jüdischen Familie und hat als Kind sehr unter seiner Außenseiterrolle gelitten. Seine Familie habe nach der Vertreibung aus Osteuropa nie wieder eine Heimat gefunden.

Nach Deutschland sei er schließlich gekommen, um den Humor zu finden, obwohl ja besonders die Schwaben zum Lachen in den Keller gingen. Sein Weg führte ihn über Westberlin und San Francisco nach Freudenstadt, wo er 15 Jahre lang in der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses gearbeitet hat. Als Clowntherapeut entwickelte er mit Improvisationstheater und Körperwahrnehmung ganz neue Therapieformen. Er sehe sich als Clown, Spieler und Lehrer und biete sein Markenzeichen, die Kraft des Lachens, in verschiedensten Formen an.

Er fühle sich in Deutschland gut aufgehoben und schätze an seiner neuen Heimat, dass Begegnungen auf allen Ebenen möglich seien, sagte er. In England dagegen gäbe es keine Verfassung und jeder lege die Regeln nach seinem persönlichen Machtbedürfnis aus. Auch die Künstlersozialkasse sei für einen Künstler wie ihn ein großer Vorteil, da diese Einrichtung eine Absicherung fürs Alter biete, wie es sie kaum irgendwo sonst gäbe. Mit viel Beifall dankte das Publikum den beiden neuen Staatsbürgern für ihre Bereitschaft, aus ihrem Leben zu berichten.

Musikalisch wurde der Abend von der Bigband des Kepler-Gymnasiums unter der Leitung von Christoph Ruetz begleitet. Die jungen Musiker präsentierten sich mit der Europahymne "Ode an die Freude" von Beethoven, den Rock-Klassikern "Feelings" von Shirley Bassey und "Against all Odds" von Phil Collins in Hochform.