Musbacher Bürger mit Ortsvorsteher Günter Züfle (rechts) beim Frühjahrsschnitt. Werner Oesterle (links) hatte eine Baumschneideaktion ins Leben gerufen. Foto: Altendorf-Jehle Foto: Schwarzwälder-Bote

Werner Oesterle ruft mit Schnittkurs Aktion ins Leben / Teilnehmer als Multiplikatoren

Von Bärbel Altendorf-Jehle

Feudenstadt-Musbach. "Die Obstbäume und Sträucher in Musbach sehen schlimm aus", meint Werner Oesterle. Aber er kritisiert nicht nur, sondern nimmt selbst die Schere in die Hand und will Abhilfe schaffen.

Werner Oesterle sieht sich als Multiplikator, will sich und sein erlerntes Wissen einbringen und weitergeben. Mit seiner Aktion in Musbach versucht er, Mitstreiter zu gewinnen, die ihm bei der großen Aufgabe helfen sollen. Und er hat bereits welche gefunden.

Insgesamt 16 Bürger aus Musbach hatten sich zum ersten Baumschneidelehrgang eingefunden, paukten bereitwillig Theorie und versuchten sich dann unter der Anleitung von Werner Oesterle im Baumschnitt.

Es ist in gewisser Weise eine besondere Wissenschaft. Werner Oesterle spricht zum Beispiel vom Leitast und von Konkurrenztrieben. Es gilt, Äste fachmännisch einzukürzen. "Nein, den Riesenstumpen lassen wir nicht stehen", sagt Oesterle, zückt seine aufklappbare kleine Säge und kürzt ihn ganz dicht am Stamm. An anderer Stelle hindert er einen allzu Schneidefreudigen an seinem Aktionismus.

"Wird aus dem Baum überhaupt noch was?", zweifelt ein Teilnehmer, denn unten zeigt der Stamm eine tiefe Wunde, eindeutig vom Rasenmäher. "Keine Sorge", beruhigt Werner Oesterle, die Obstbäume sind hart im Nehmen. Dennoch rät er den Kursteilnehmern: "Machen Sie vor Ihrem Baum ruhig öfter einen Kniefall und grasen sie ihn von Hand aus", denn den Rasenmäher oder die Motorsense habe man oftmals nicht so im Griff. Eine Nordmannstanne würde so eine Verletzung nicht überleben, weiß Ortsvorsteher und Forstwirt Günter Züfle, der auch an diesem Kurs teilnimmt.

"Dieser Erfahrungsaustausch ist ganz wichtig", sagt Werner Oesterle, und er gehört zu seinem Konzept. Der Bürger versucht sein Wissen, das er sich in über 80 Stunden erworben hat, nun an die Einwohner von Musbach weiterzugeben. Wenn die eigenen Bäume im Garten und auf den Feldern richtig geschnitten würden, sei schon mal ein Schritt für ein gutes Obstbaumbild im Ort erreicht, meint er. Darüber hinaus will er die nun soweit geschulten Bürger dazu bringen, ihr Wissen weiterzugeben und auch mal dem Nachbarn zu helfen.

Die Teilnehmer mussten einen kleinen Betrag für den Kurs bezahlen, aber das Geld steckt Oesterle nicht in seine Tasche, sondern kauft in Absprache mit der Stadtgärtnerei Obstbäume, die hinter dem Bürgerhaus von den Kursteilnehmern gepflanzt werden. Die Bürger sollen dann auch die Baumschnittmaßnahmen übernehmen. Auf diese Weise die Streuobstwiesenkultur aufrecht zu erhalten, findet Ortsvorsteher Günter Züfle ungewöhnlich und überaus löblich. Er will diese Aktion aus diesem Grund auch für den Umweltpreis der Stadt Freudenstadt vorschlagen.