Ein paar Windräder mehr sollen demnächst auch im Raum Freudenstadt stehen. Foto: sb-Archiv

Stadt will auf Ebene der Verwaltungsgemeinschaft mit Nachbarn Flächennutzungsplan angehen.

Freudenstadt - Zwar geht laut Oberbürgermeister Julian Osswald "noch viel Wasser von Freudenstadt die Täler hinunter", bis auf städtischer Gemarkung und vor allem darum herum mehr Windkraftanlagen stehen. Aber die Stadt macht sich an die Arbeit.

Noch ist die Windkraftkarte für das Stadtgebiet äußerst übersichtlich. Die Windkraftanlage bei der Mülldeponie Bengelbruck ist darauf bisher als einzige zu finden. Nun ist auch Freudenstadt aufgerufen, weitere mögliche Standorte auszuweisen, nachdem die Landesregierung mit der Änderung des Landesplanungsgesetzes den Ausbau der Windkraft vorantreibt.

Die Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft Freudenstadt (VVF), zu der auch die Gemeinden Bad Rippoldsau-Schapbach und Seewald gehören, will bald das Verfahren für einen Teil-Flächennutzungsplan starten, zumal laut Oberbürgermeister Julian Osswald "die prädestinierten Flächen nicht im Stadtgebiet, sondern eher woanders im Verwaltungsraum" liegen. Bauamtsleiter Rudolf Müller und der Leiter des Bauverwaltungs- und Umweltschutzamts, Christoph Gerber, informierten den Gemeinderat am Dienstagabend über den Sachstand.

"Windatlas" der Landesregierung als Grundlage

Müller zeigte Karten, die immer bunter wurden und damit immer mehr mögliche Standorte aufwiesen, je weiter er den Faktor durchschnittliche Jahreswindgeschwindigkeit in einer bestimmten Meterzahl über dem Grund ("Windhöffigkeit") in die Höhe schraubte. Bei 140 Metern angelangt, meinte Müller: "Da kommt man in Bereiche, in denen es wirtschaftlich wird." Dies ist beim Standort Bengelbruck nicht in dem Maße der Fall, wie ursprünglich gewünscht. Deshalb wurde dort ein geplantes zweites Windrad erst gar nicht gebaut. Mit dem "Windatlas" der Landesregierung als Grundlage für den Flächennutzungsplan sollen Erfolgsprognosen künftig sicherer sein.

Der Bauamtsleiter betonte, dass das Thema grenzübergreifend angegangen werden müsse: für einen Windkraftstandort nordwestlich von Igelsberg etwa zusammen mit Baiersbronn. Dieser hat den Vorteil, dass sich in der Umgebung keine Tabu- oder Prüfflächen wie Wohngebiete oder Natur- und Vogelschutzgebiete befinden. Von Nachteil ist, dass es dort unzählige Privatbesitzer mit kleinen Waldflächen gibt, allein auf Freudenstädter Gemarkung rund 50, meint OB Osswald. Weitere mögliche Flächen befinden sich auf dem Zwieselberg und auf dem Kniebis. Dort sind allerdings noch diverse Gutachten nötig, bevor sie ausgewiesen werden können.

In 160 Metern Höhe angelangt, wurde es auf Müllers Karten noch farbiger, also standortreicher, aber er warnte vor Euphorie: Tabu- und Prüfflächen müssten noch berücksichtigt werden: "Da relativiert sich alles sehr schnell." Es bestehe weiterer Untersuchungsbedarf, bis es zu einer Ausweisung im Flächennutzungsplan komme.

Christoph Gerber verwies auf die Änderung im Gesetz, dass die Regionalplanung künftig nur Vorranggebiete für Windkraftanlagen festlegen könne, keine Ausschlussgebiete mehr. Die Stadt plane ihre Flächennutzung auf Ebene der Verwaltungsgemeinschaft. Der einzig sinnvolle Weg sei dabei die "Schwarz-Weiß-Planung": die Positivausweisung von Vorrangflächen mit Ausschlusswirkung im übrigen Bereich.

"Wir sind sehr ehrgeizig und wollen noch im ersten Halbjahr mit dem Flächennutzungsplan beginnen", sagte Bürgermeister Gerhard Link. Wichtig sei, dass sich die Stadt bei diesem Thema öffne, dass das gesamte Verwaltungsgebiet betrachtet werde und dass eine Abstimmung zwischen harten und weichen Faktoren erfolge. Harte Kriterien sind Naturschutzgebiete, Bann- und Schonwälder, Siedlungsflächen mit erforderlichen Abstandsbereichen sowie die vorhandene Infrastruktur. Zu den weichen Kriterien (Prüfflächen) gehören Landschaftsschutzgebiete, geschützte Waldgebiete, Biotope, Vogelschutz- und Flora-Fauna-Habitat-Gebiete, die im Schwarzwald konkret auf streng geschützte Arten wie Auerhuhn und Fledermaus hin zu überprüfen sind, aber auch Tourismuszentren oder das Landschaftsbild.

Andreas Bombel (CDU) und Wolfgang Tzschupke (Freie Wähler) sprachen sich dafür aus, sich auf wenige große Flächen zu konzentrieren. Von beiden setzte es Seitenhiebe in Richtung Landesregierung. Es sei merkwürdig, dass Vogelschutzflächen zugunsten der Windkraft "plötzlich wieder verhandelbar" seien, befand Bombel; dass Vogelarten offenbar mehr Schutz genössen als die Bevölkerung, merkte Tzschupke an. Letzterer regte an, sich zusätzlich mit dem Regionalverband Mittlerer Oberrhein abzustimmen, was OB Osswald ohnehin vorhat, wie auch mit den Nachbargemeinden.

Es sei wichtig, dass die Stadtwerke auch etwas von der Windkraft haben und sich auch die Bürger, etwa in Form von Genossenschaften, beteiligen können, sagte Kurt Breuer (Bürgeraktion). Die Stadtwerke befänden sich im Wettbewerb, stellte Osswald klar; für sie gebe es keinen Vorrang. Die Stadtwerke seinen allerdings ohnehin im Boot, da sie die Windkraftanlagen anschließen müssten. Walter Trefz (Bürgeraktion) dankte der Stadtverwaltung, dass sie das Thema früh angehe, was auch nötig sei: "Bürger und Bürgergenossenschaften sind da und wollen investieren – wenn nicht hier, dann woanders." Eberhard Haug (SPD) war an einer Relativierung gelegen: "Es ist leicht, ehrgeizig zu sein, wenn man so wenig Flächen hat."

Der gemeinsame Ausschuss befasst sich heute ab 17 Uhr im Technischen Rathaus ebenfalls mit dem Flächennutzungsplan zur Windkraft.