Zum Ehrenmitglied des Viehzuchtvereins Freudenstadt wurde Willi Armbruster (Mitte) ernannt. Vorsitzender Hansjörg Keck und Geschäftsführerin Andrea Adolf dankten ihm für jahrzehntelanges Engagement. Foto: Ade Foto: Schwarzwälder-Bote

Viehzuchtverein: Freudenstädter Verein zieht Bilanz / Fleischmarkt stützt die Höfe

Kreis Freudenstadt. Rund 14 000 Kilo Milch von nur einem Tier: "Olga" ist die leistungsfähigste Kuh im Viehzuchtverein Freudenstadt. Insgesamt nahm die Leistung zu, allerdings waren die Marktpreise im Keller. Vielfältige Informationen bekamen die Mitglieder am Freitag in der Hauptversammlung im Gasthaus Linde in Oberiflingen.

Zahlreiche Teilnehmer waren da, darunter der Vorsitzende der Rinderunion Baden-Württemberg (RBW), Georg Häckel, der Leiter des Veterinär- und Verbraucherschutzamtes, Edmund Hensler, und den Leiter des Landwirtschaftsamts, Norbert-Jakob Ferch. Die Mitgliederversammlung stimmte zu, dass Willi Armbruster zum Ehrenmitglied des Viehzuchtvereins ernannt wird. Der Bauer aus Frutenhof war voriges Jahr aus dem Ausschuss ausgeschieden, nach mehr als 40-jähriger Tätigkeit. Vorsitzender Hansjörg Keck überreichte ihm die Urkunde.

Mit 7733 Kilo Milch von den Kühen im Zuchtverein gab Vorsitzender Keck eine enorme Leistungssteigerung von Plus 512 Kilo gegenüber dem Vorjahr bekannt. "Eine Leistungssteigerung, wie man sie noch nie hatte im Kreis", unterstrich Keck. Doch den hohen Produktionsmengen standen stagnierende Absatzmärkte gegenüber – so war das vorige Jahr laut Keck "von katastrophal niedrigen Milchpreisen geprägt war, bei denen keine Kostendeckung möglich war". Es wäre aus betriebswirtschaftlicher Sicht vernünftig, in solchen Zeiten die Produktion zu drosseln, so Keck. Erst gegen Jahresende zogen die Preise an.

Ebenfalls schwächer als im Vorjahr waren die Fleischpreise, sie tendieren aber seit Anfang Winter wieder fester, so Keck weiter. Froh seien die fleckviehaltenden Betriebe über die "ordentlichen Bullenkalbpreise" gewesen. Dem regenreichen ersten Halbjahr folgte im zweiten Halbjahr anhaltende Trockenheit.

"Insgesamt unterirdisch", fand Peter Haberkorn, Vertreter der Omira, das vorige Jahr mit Blick auf die Milchpreise. Es habe "Milch ohne Ende" gegeben, ihm falle "wirklich nichts Positives" ein. Bei schlechten Preisen solle mit niedriger Produktion gegengesteuert werden. Man habe gesehen, dass sich der Preis bei zurückgehenden Milchmengen relativ schnell erhole. Bei Gesprächen habe er die Anregung bekommen, den Milchpreis über die Börse abzusichern – das könnte ein Weg sein in schwierigen Zeiten, so Haberkorn. "Ich glaube an die Zukunft der Milch und ich glaube an 2017", schloss Haberkorn.

Der Leiter des Veterinär- und Verbraucherschutzamts, Norbert-Jakob Ferch, sagte, dass die Pflege des Grünlands nur mit Mitwirkung der Landwirtschaft gehe und dankte dafür. In Bezug auf drohende Krankheiten wie etwa die Blauzungenkrankheit und den damit verbundenen Impfschutz ging Edmund Hensler ein und referierte in einem zweiten Teil zudem zur "Biosicherheit in Rinderhaltungen".

Georg Häckel informierte, dass von der RBW voriges Jahr 4000 Tiere mehr vermarktet wurden als 2015. Wegen schlechterer Preise sei der Umsatz jedoch ungefähr gleich geblieben. Er hoffe, dass es dieses Jahr "bessere Preise drin sind", auch beim Milchpreis. Einen Blick aufs Prüfungsjahr gab Leistungsinspektor Reinhard Hagendorn. Die Durchschnittsleistung über alle Rassen hinweg legte 2016 weiter zu. Von der RBW werden 19 Zuchtvereine (1262 Betriebe) betreut. Im Zuchtverein Freudenstadt kamen voriges Jahr zwei neue Mitglieder dazu, sodass sich die Zahl der aktiven Betriebe im Verein auf 36 Betriebe erhöhte. Diese hatten 2012 Kühe (Plus 99) und brachten 7733 Kilogramm (Plus 509 Kilogramm) Milch.

Geschäftsführerin Andrea Adolf erinnerte in ihrem Rückblick auf die Aktivitäten des Viehzuchtvereins. An der Nachzuchtschau beteiligen sich acht Betriebe mit 18 Kuhfamilien und 85 Tieren. Zusammen mit der RBW gab es auf dem Bürklehof in Lombach einen Workshop zur schonenden Enthornung der Kälber. Ein Ausflug wurde zusammen mit Calw/Nagold und Böblingen unternommen. In der Übersicht zu den Finanzen legte die Geschäftsführerin schwarze Zahlen vor.

Etliche Mitglieder erhielten Leistungsplaketten für hohe Milchleistungen. Die höchsten Herdendurchschnitte nach Fett und Eiweiß beim Fleckvieh hatten Martin Schwenk (Aach), Siegfried Heinzelmann (Lombach), Holger Armbruster (Frutenhof), Gerhard Fassnacht (Altheim) und Hartwig Jung (Grünmettstetten). Kühe mit den höchsten Jahresleistungen nach Fett und Eiweiß standen in den Ställen von Gerhard Fassnacht (Altheim, Kuh "Olga" mit 13 958 Kilo Milch sowie 1118 Kilo Fett und Eiweiß), Heinzelmann GbR (Lombach) und Martin Schwenk (Aach). Kühe mit den höchsten Lebensleistungen sind bei Heinzelmann Lombach ("Rebekka" geboren 2003, 133 702/ 10 841), Christian Nübel (Dietersweiler, "Halma", 2002, 94 885/7500, Keck, Turmhof GbR (Oberiflingen, "Finka", 2004, 96 690/6565) sowie bei Stefan Schäfer (Betra, "Corni", 2004, 86 465/6548). Ebenfalls Kühe mit mehr als 5900 Kilo Fett- und Eiweiß-Leistung haben Eberhard Braun (Pfalzgrafenweiler), Johannes Trick (Hönweiler), Holger Armbruster (Frutenhof) und Ernst Beilharz (24-Höfe). Die besten Herdendurchschnitte bei den Holsteins hatten Gerhard Fassnacht (Altheim), Martin Marohn (24-Höfe) und Helmut Bok (Dornstetten). "Den Kühen geht es gut, die Ergebnisse zeigen, dass unsere Kühe gut gehalten werden" so das Fazit des Leistungsinspektors.