Die Zahl der Mahner gegen den Atomausstieg ist gleich geblieben. Am gestrigen Montag protestierten wieder rund 190 Bürger auf dem Freudenstädter Marktplatz. Unter den Rednern war auch Walter Trefz (Mitte). Foto: Altendorf-Jehle

190 Bürger versammeln sich wieder auf oberen Marktplatz. Jeden Montag gegen Atomkraft.

Freudenstadt - Sie waren wieder da: 190 Bürger aus Freudenstadt und dem Kreisgebiet, die trauern um die Opfer von Japan und mit ihrer Präsenz der Forderung Nachdruck verleihen wollen: Alle Atomreaktoren abzuschalten.

"Wollt Ihr weiterhin jeden Montag kommen oder wollt ihr einen zweiwöchigen Rhythmus unserer Mahnwache?" Dietmar Lust von den Grünen stellte diese Frage. Die Antwort war eindeutig: Die Menschen wollen jeden Montag kommen, so lange bis der letzte Mailer abgeschaltet ist. Mit dem Goethe-Zitat: "Herr, die Not ist groß, die ich rief die Geister, werd ich nun nicht los", wandte sich diesmal Dietmar Lust an die vielen, die wieder zur Mahnwache auf den Freudenstädter  Marktplatz gekommen waren.

Lust freute sich über die Bereitschaft, auch weiterhin jeden Montag zu kommen, denn: "Unser stiller Protest darf nicht weniger werden – nicht hier in Freudenstadt, nicht in Baden-Württemberg, auch nicht in Deutschland und Europa. Überall auf der Welt muss er da sein." Nur so werde man seiner Ansicht nach die Abkehr von dieser Gefahr, die alle bedrohe, auch schaffen. Die Mahnwache stand ganz im Zeichen der neusten Meldungen aus Japan: Kernschmelze, das Meer durch radioaktive Partikel verseucht.

Am 28. März 1979 war das große AKW-Unglück bei Harrisburg (USA). Pfarrer  Frank Ritthaler erinnerte in seiner Rede daran. Nach dem Gedenken an die Toten und Hinterbliebenen in Japan ging er auf das Schreckensszenario auf der Insel ein: "Die Lage droht, völlig aus den Fugen zu geraten." Es sei unverantwortlich angesichts dieser Tatsache, weiterhin an einer Verlängerung der AKW-Laufzeiten in Deutschland festzuhalten.

Als das sicherste Kernkraftwerk der Welt bezeichnete Walter Trefz  das nie in Betrieb gegangene AKW Zwentendorf in Österreich. Er wies darauf hin, dass der Ausstieg aus der Atomenergie nicht nur nötig, sondern auch möglich sei, nannte energieautarke Dörfer als Beispiel und forderte die Teilnehmer der Mahnwache dazu auf, auf atomfreien Strom zu achten.