Der Krippenbau auf dem Kohlstätter Hardt geht voran - wird aber auch rund 128.000 Euro teurer. Foto: Eberhardt

Labiler Baugrund, unzuverlässiger Fensterbauer und Preissteigerungen: Pechsträhne treibt Kosten auf dem Kohlstätter Hardt nach oben.

Freudenstadt - Die Kinderkrippe im Kohlstätter Hardt wächst, die Kosten allerdings auch. Gut, dass da noch unverbrauchte Haushaltsmittel aus dem Vorjahr in der Stadtkasse lagen. Diese sollen nun zur weiteren Finanzierung herangezogen werden. 128.000 Euro Mehrkosten kommen nach derzeitigem Kalkulationsstand bei dem Projekt zusammen. "Kein erfreulicher Tagesordnungspunkt", räumte Oberbürgermeister Julian Osswald auch gleich ein, als er dem Gemeinderat das Thema mit strategischer Rhetorik nahebrachte. Die Krippe war von allen gewollt, erinnerte das Stadtoberhaupt vorsorglich. Und: Die Belegungszahlen entwickelten sich gut. "Die Entscheidung war richtig."

Auch Rudolf Müller griff zur Taktik der bittersüßen Darstellung. Die Kinderkrippe sei ein Leuchtturmprojekt, betonte der Bauamtsleiter, während er in einer Präsentation Innenräume und Details der kindgerechten Sonderausstattung vorstellte. Letztere sei allerdings etwas unterpreisig veranschlagt worden, räumte Müller ein. Und dann kam es noch zu "einigen Unwägbarkeiten und Schwierigkeiten beim Bau", wie Osswald formulierte. Zunächst einmal war die Stadt vom beauftragten Fensterbauer hängengelassen worden. Schließlich mussten die Fensteröffnungen provisorisch verschlossen und der Auftrag an einen anderen Anbieter vergeben werden. Zeit- und Kostenplan waren Makulatur.

Dann – eine Pechsträhne beim Baugrund. Starke Niederschläge und eine labile Bodenbeschaffenheit hatten diesen aufgeschwemmt, in Folge kam auf einmal der eingebaute Pellet-Tank wieder aus der Erde. "Wir haben den Boden in drei Schürfungen geprobt", erklärte der Osswald. "Nur ausgerechnet nicht an der Stelle der Tankaufschwemmung." Des Problems wurde man zwar mit einer Betonplatte Herr, doch diese schlug mit knapp 27 000 Euro zu Buche.

Hinzu kam, dass die ursprüngliche Baukostenschätzung noch aus dem Jahr 2012 stammt und teils auf noch nicht im Detail ausgearbeiteten Entwürfen basiert. Auch die zwischenzeitliche vierprozentige Preissteigerung im Baugewerbe war noch nicht integriert. "Wir können es nur offen legen, es lässt sich nicht anders heilen", gab sich Osswald vor dem Gemeinderat schicksalsergeben. Doch bis Herbst werde die Krippe mit zwei Gruppen voll sein. "An der Sinnhaftigkeit der Kinderkrippe müssen wir nicht zweifeln." Der taktische Kreisflug, mit dem Osswald und Müller die Nachricht überbrachten, war allerdings unbegründet. Niemand im Gemeinderat hatte Interesse daran, das Projekt in Frage zu stellen. Zumal die Frage der Gegenfinanzierung von der Stadtverwaltung bereits mit einem Vorschlag beantwortet wurde: Die Erschließung des Baugebiets Muggengärtle in Dietersweiler war 2013 um 150.000 Euro günstiger gekommen als veranschlagt. Aus den Restmitteln soll nun die Kostensteigerung der Kinderkrippe finanziert werden.

Dass der Stadt dennoch einige Verbesserungsforderungen ins Hausaufgabenbuch geschrieben wurden, war freilich unvermeidlich. Elisabeth Gebele (Bürgeraktion) kritisierte, dass man sich in Sachen Ausstattungskosten nicht bei anderen Einrichtungen erkundigt hatte. "Ich hoffe, dass die Verwaltung lernt, künftig Menschen einzubinden, die Sachverstand haben." Beate Gernsheimer (Freie Wähler) bedauerte, dass bislang nur fünf Kinder in der – noch ausgelagerten – Betreuungsgruppe der neuen Kindertagesstätte angemeldet sind. Hätte sich die Bauzeit nicht verzögert, überlegte Gernsheimer, wäre die Krippe vielleicht schon besser besetzt, was im Umkehrschluss mehr Zuschussgelder bedeuten würde.

Für Julian Osswald war dies jedoch Spekulation. "Wir haben genommen wer da war, aber wir können keine Kinder schnitzen", erklärte der OB. In der Vergangenheit habe man Kostenunterschreitungen gerne in Kauf genommen. "Jetzt sind wir halt mal mit einem Projekt drüber rausgeschossen." Bei zwei Enthaltungen stimmte der Gemeinderat der Gegenfinanzierung zu.