Moritz Casimir Franz-Gerstein (Mitte) erläuterte den Mitgliedern der Bürgeraktion die Pläne für den Wildtierpark. Foto: Bürgeraktion Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Experte erläutert Konzept für den Wildtierpark / Wiesente können für Landschaft nützlich sein

Wisente (europäische Bisons) an der Schwarzwaldhochstraße – macht das Sinn? Dieser Frage ging die Bürgeraktion (BA) in ihrer jüngsten Montagsversammlung nach.

Freudenstadt. Als Experte auf diesem Gebiet war Moritz Casimir Franz-Gerstein, Projektleiter des Wildtierparks Alexanderschanze zu Gast. Unterschiedlicher Meinung waren die Mitglieder der Bürgeraktion in Bezug auf den geplanten Wildtierpark und die Ansiedlung von Wisenten. Die Bedenken konnte Franz-Gerstein beiseite räumen und somit die Mehrheit der Bürgeraktion vom Konzept überzeugen. Mitglieder, die der Ansicht sind, dass Wisente nicht zum Konzept des Nationalparks gehören, wurden hingegen nicht überzeugt.

Moritz Casimir Franz-Gerstein erläuterte die ursprüngliche Verbreitung der Wisente, die im Mittelalter in Deutschland unter anderem auf der Schwäbischen Alb gelebt haben. Die Tiere seien vom Aussterben bedroht. Ein europäische Artenschutzprojekt versuche, die Tiere zu erhalten. Dies sei ein schwieriges Unterfangen in Anbetracht der Inzuchtproblematik. Aus diesem Grund werde die Ansiedlung von Wisenten streng kontrolliert. Kälber würden in den verschiedenen Herden europaweit untergebracht, in der Hoffnung auf Rettung dieser bedrohten Tierart. Aus diesem Grund werde, so Franz-Gerstein, mit sehr großem Interesse die Absicht Wisente auf der Schwarzwaldhochstraße anzusiedeln, verfolgt und später dann wissenschaftlich begleitet.

Von Grundsatz her scheue Tiere

Wisente seien vom Grundsatz her scheue Tiere, die vor Menschen flüchten. Sie seien weit weniger gefährlich als Elche, die in Nordeuropa frei leben. Wisente gingen nur in Verteidigungshaltung, wenn sie ihre Jungen beschützten, so Franz-Gerstein weiter. Die Wisente müssten an der Schwarzwaldhochstraße eingezäunt werden. Durch eine ganz besondere Konstruktion würden diese Zäune den Wildwechsel jedoch nicht behindern. Dicke Holzpfosten verhinderten den Durchbruch der Kolosse, ermöglichten jedoch durch die großen Lücken, dass Rehwild, Wildschweine und das Auerwild weiterhin die Wiesen und den Wald durchqueren können.

Auf erhöhten Bohlenwegen auf dem Zaun könnten dann Besucher bequem die Wisente beobachten, erläuterte der Experte. Wege und Fahrradwege blieben erhalten und böten für Wanderer und Radfahrer eine Attraktion. Wisente fressen nicht nur Laub- sondern auch Nadelgehölz. Sie würden, so Franz-Gerstein, den Wald östlich der Alexanderschanze zurücknehmen und für mehr offene Flächen sorgen, was gut für Pflanzen und Insekten sei. Im Winter müsse allerdings zugefüttert werden. Doch auch das sei positiv, denn die Hanglagen im Tal der Tiere sollen freigehalten werden. Immer schwieriger werde es dabei, das Gras oder Heu los zu werden. Durch die Wisente hätten die Bauern in Bad Rippoldsau-Schapbach die Möglichkeit, ihr Heu zu verkaufen. Eine Win-Win-Situation, wie Franz-Gerstein meint.

Die Wisente seien nur ein Modul des geplanten Wildtierparks. Daneben sollten auch die wechselnde Beweidung der Grinden, durch Heckrinder, Schafsherden, Ziegen und Pferde erfolgen. Auch die Idee, alte Tierrassen dort zu zeigen, sei angedacht. Nicht gewollt und auch nicht genehmigungsfähig sei ein Zoo mit exotischen Tieren.

Im Einklang mit dem Nationalpark

Der Tierpark werde im Einklang mit dem Nationalpark stehen und geführt werden, versprach Moritz Casimir Franz-Gerstein. Als eine Attraktion an seinem Rande, aber immer im Blick und mit der Absicht, die Menschen auf den Nationalpark und seine Einmaligkeit aufmerksam zu machen.