Peter Mast: »Bevor ich keine Zahl kenne, kann auch kein anderer eine Zahl kennen.« Foto: Hopp

KLF-Geschäftsführer will Defizit auf Dauer niedrig halten. Zuschussbedarf bei fünf Millionen Euro.

Kreis Freudenstadt - Die Umstrukturierung der Krankenhäuser Freudenstadt gGmbh (KLF) sorgt für Diskussionen. Der Aufsichtsrat hatte empfohlen, Freudenstadt zu optimieren und Horb zu einer geriatrischen Rehaklinik herabzustufen. Der Schwarzwälder Bote fragte KLF-Geschäftsführer Peter Mast nach.

Es gibt immer Spekulationen, wie viel nun wirklich künftig in die KLF investiert werden muss.

Da gibt es gar keine Zahlen, weil ich das noch nicht bewertet habe. Ich habe die Aufgabe bekommen, diese Schnittmenge rauszurechnen. Ich sage es mal so hart: Bevor ich keine Zahl kenne, kann auch kein anderer eine Zahl kennen.

Insider befürchten, dass durch die hohen notwendigen Investitionen das Minus nach 2017 drastisch steigen könnte.

Wir haben die Investition auf acht Jahre gerechnet. Ein großer Teil davon ist damit schon nach fünf Jahren in die Abschreibungen eingerechnet. Dabei haben wir jetzt eine volle Finanzierung gerechnet. Wir hoffen aber, dass wir einen Teil der Summe über Fördermittel bekommen können. Damit wird aus unserer Sicht die Belastung eher niedriger. Die Abschreibungs- und Finanzproblematik haben wir deshalb noch nicht refinanziert.

Sie gehen in Freudenstadt von drei Prozent Umsatzwachstum aus. Ist das irgend wann zu Ende?

Ja. Wir wollen die operative Null halten. Das zusätzliche Geld durch einen größeren Gewinn soll in die Patientenversorgung investiert werden. Deshalb gehen wir nach dem Jahr 2016 nicht mehr von einer dreiprozentigen Steigerung zur Verbesserung des Ergebnisses aus.

Was heißt das für die Zukunft der KLF über das Jahr 2017 hinaus?

Sehr grob gerechnet, wird sich, wenn die Konzepte so klappen, der Zuschussbedarf des Kreises auf ungefähr fünf Millionen Euro pro Jahr einpendeln.

Die Klinik in Freudenstadt ist offenbar nicht optimal aufgestellt. Was ist da baulich geplant?

Wir werden das Haus an moderne Strukturen anpassen. Wie, kann ich noch nicht sagen. Wir haben das Teamplan-Gutachten. Da steht drin, wir müssen 50 Millionen Euro in die Hand nehmen, um das Haupthaus betriebssicher zu machen. Wir müssen natürlich überlegen, ob das Sinn macht. Oder ob man nicht andere Wege gehen soll. Dass wir einen Neubau planen, können wir nicht sagen. Es kann auch sein, dass wir das ganze Haus neu aufbauen. Wir müssen das erst zusammenfassen und bewerten.

Die FDP fordert einen Neubau, um einen höheren Landeszuschuss zu bekommen.

Das Land hat leider immer weniger Geld. Geplante Großprojekte wie in Böblingen und Sindelfingen benötigen ebenfalls Fördermittel. Die 300 Millionen, die das Land zur Verfügung stellt, sind relativ schnell weg. Es gibt aber eine Regel, dass es für einen Neubau mehr Zuschuss als für eine Sanierung gibt.

Wann legen Sie ihre Bewertung der notwendigen Baumaßnahmen in Freudenstadt vor?

Ein paar Monate wird das schon dauern. Wir sind schon mitten drin im Prozess. Unser Personal muss dringend eingebunden werden, weil die Mitarbeiter am besten wissen, wie sie optimale Arbeitsvoraussetzungen haben. Dann muss das Ergebnis finanziell bewertet werden. Kann das für 50 Millionen Euro dargestellt werden? Oder kriegen wir was Gleichwertiges Neues zum selben Preis?

Sind Personalkürzungen zu befürchten?

Nein. Wir wollen mit dem gleichen Personal mehr Leistung erbringen.

Mehr Umsatz, mehr Leistung, doch die Bevölkerungszahl sinkt...

Die Entwicklung zeigt: Die Fallzahlen steigen. Trotz sinkender Bevölkerungszahl. Leute werden älter und häufiger behandlungsbedürftig. Wir wollen neue Leistungsangebote aufbauen, damit wir vielleicht auch überregional Patienten ziehen können. Beispiel Altersmedizin, Beispiel Gefäßmedizin. Zum Dritten wollen wir höherwertige Medizin anbieten. Freudenstadt soll attraktiv werden für überregionale Einzugsgebiete in einzelnen medizinischen Bereichen.

Welche sind das?

Altersmedizin und Gefäßmedizin. Zum Beispiel die Gefäßmedizin setzt sich aus der Fachexpertise der Viszeralchirurgie, der Radiologie und der Kardiologie zusammen. Hier haben wir jetzt schon eine hohe Expertise, die wir weiter ausbauen wollen.

Wie ist da die Konkurrenzsituation?

In der Altersmedizin haben wir den Vorteil: Wir haben die stationäre Altersmedizin, die Psychiatrie, die Reha. Dazu haben wir verschiedene Disziplinen, die dort gut reinpassen. Bundesweit sind die Fallzahlen steigend. Deswegen ist das Angebot sinnvoll.

Die Fragen stellte Jürgen Lück.