Soziales: Wie Corna den Alltag in den Pflegeheimen im Landkreis verändert

Seniorenheime müssen aufgrund der gegenwärtigen Lage besondere Vorsichtsmaßnahmen treffen, da die zu betreuenden Personen zur Risikogruppe gehören. Doch dadurch ändert sich der Alltag der Heimbewohner zum Teil erheblich.

Kreis Freudenstadt. Das trifft auch auf die Bewohner im Haus Panorama in Dornstetten-Hallwangen und im Landhaus Weiler Wald in Pfalzgrafenweiler-Herzogsweiler zu. Beide Heime werden von der Unternehmensgruppe Maier betrieben. "Das ist schon eine ganz außergewöhnliche Situation und auch Belastung, für alle Beteiligten", schildert Jean-Marc Maier, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe, die Lage. Die insgesamt 52 Mitarbeiter tragen Schutzmasken und halten, so gut wie möglich Abstand zueinander. Außerdem gilt ein striktes Besuchsverbot für Angehörige und Freunde.

Außer Gefahrenabwehr gibt es ethische Ebene

Die Bewohner hätten zwar Verständnis für diese Maßnahmen, dennoch leide die Lebensqualität darunter. Um dem entgegenzuwirken und neben dem Telefonieren eine weitere Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu bieten, können sich die Bewohner neuerdings auch über Videokonferenz mit ihren Angehörigen austauschen. Den ersten Eindrücken zufolge scheine dies auch zu helfen, so Maier.

Derzeit führen die Betreuer auch viele individuelle Gespräche mit den Heimbewohnern, da momentan ein hoher Bedarf bestehe. Ebenso sei man auch mit den Angehörigen in engem Kontakt, etwa durch Beratungsgespräche. Das Tagesprogramm soll auch zur Aufmunterung der Bewohner beitragen. Neben Singen, Basteln, Gymnastik und Beten, versucht man "mit Frühlingsblumen, einem Sektfrühstück und sonstigen kulinarischen Highlights den Tag etwas zu versüßen und eine möglichst gute Atmosphäre zu schaffen", teilt Maier mit.

Sicherheit habe allerdings oberste Priorität. Früh habe man in beiden Heimen damit begonnen, den Bestand der Schutzausrüstung und der Desinfektionsmittel aufzustocken. Inzwischen habe man darüber hinaus auch Sauerstoff und Inhalatoren besorgt. Für den Fall einer Corona-Erkrankung habe man außerdem einen betrieblichen Pandemieplan für diverse Szenarien entwickelt.

Eigens für die Koordination dieser Maßnahmen hat die Unternehmensgruppe den Posten einer Covid-19-Managerin eingerichtet, der von einer erfahrenen Pflegeexpertin aus dem Unternehmen besetzt wurde. "So stellen wir sicher, auf jegliche Veränderung sofort reagieren zu können", erklärt Maier.

In dem Pandemieplan sind Maßnahmen geregelt, die ergriffen werden, wenn es zu Erkrankungsfällen kommt, wie die räumliche Unterbringung der Erkrankten, besondere Personalschutzmaßnahmen oder das Vorgehen bei Erkrankung von Mitarbeitern.

In den beiden Heimen gab es bisher noch keine Coronafälle. "Ich hoffe inständig, diesen Umstand so beibehalten zu können. Wir sind sehr gut vorbereitet, aber eine Garantie dafür, dass wir trotz der Ausschöpfung aller Möglichkeiten und Schutzmaßnahmen den Virus nicht in unsere Einrichtungen getragen bekommen, gibt es leider nicht", so Maier.

Landhaus Weiler Wald verfügt über 25 Heimplätze, das Haus Panorama über rund 40. Sollten Betreuungsplätze frei werden, würden auch weiterhin Personen aufgenommen werden. Allerdings müssten diese für zwei Wochen vorerst isoliert leben und stünden unter besonderer Beobachtung ihrer gesundheitlichen Entwicklung.

Eine Ausnahme vom Besuchsverbot gibt es allerdings doch: Wenn ein Bewohner im Sterben liege, werde den engsten Familienangehörigen gestattet sich zu verabschieden, wobei auch hier die üblichen Schutzmaßnahmen gelten. "Neben allen Gefahrenebenen existiert sehr wohl und für mich mindestens gleichberechtigt auch noch eine ethische Ebene", begründet Maier die Ausnahme.