Bernd Möhrle ist seit einem Jahr Schulsozialarbeiter an der Falkenrealschule / Fazit fällt positiv aus

Von Ursula Blaich Freudenstadt. Seit knapp einem Jahr hat die Falkenrealschule in Freudenstadt einen Schulsozialarbeiter. Er heißt Bernd Möhrle, ist zu 50 Prozent an der Schule und kümmert sich um die Probleme der Schüler. "Wir sind sehr froh, dass Bernd Möhrle sein Büro hier bei uns an der Schule hat und dass wir in ein paar Tagen unseren ersten Jahrestag mit ihm als Schulsozialarbeiter haben", sagt Stefanie Maier, Rektorin der Falkenrealschule. Sie betont: "Gesellschaftliche Veränderungen und Medieneinflüsse machen Schulsozialarbeit heutzutage notwendig." Sie hat ein Beispiel parat. Etwa die Hälfte der Schüler lebe nicht mehr in der Ursprungsfamilie. Die Probleme in den Familien tragen die Schüler mit in die Schule und in den Unterricht. Sie können sie nicht einfach an der Eingangstüre abgeben.

Die Lehrer seien nicht dafür ausgebildet, um mit verhaltensauffälligen Schülern umzugehen, erklärt Maier. Hier kommt Schulsozialarbeiter Bernd Möhrle ins Spiel. Der Diplom-Pädagoge ist zu 100 Prozent bei der Kinder- und Jugendwerkstatt Eigen-Sinn angestellt, die die Trägerschaft der Sozialarbeit an der Falkenrealschule übernommen hat. Mit den restlichen 50 Prozent deckt er soziale Gruppenarbeit, mobile Jugendarbeit und Gewaltprävention an anderen Schulen in den Landkreisen Freudenstadt, Rottweil und Calw ab.

"Ich orientiere mich an den Stärken und am Potenzial eines Einzelnen oder einer ganzen Klasse", sagt Möhrle. Manchmal seien es Einzelfälle, die Schüler oder Schülerinnen kämen regelmäßig zu ihm. Krisenmanagement, Intervention und Schlichtung aber auch Beratung sind seine Aufgaben. Seine Erkenntnis: Jede Altersstufe hat andere Probleme.

Die Thematik bei den Fünftklässlern sei oft die Umstellung und Einfügung in die neue Schule, während ältere Schüler die Orientierungs- und Perspektivlosigkeit nach der Schulzeit belasten würde. "Oft ist Druck der Auslöser, der die Jugendlichen belastet und mit dem sie nicht mehr fertig werden." Möhrle will dann erste Anlaufstelle sein. Gespräche seien wichtig, eine Beziehung und Vertrauen müsse erst aufgebaut werden, sagt Bernd Möhrle. "Während sich Mädchen zurückziehen, werden Jungs auffällig in ihrem Verhalten, wenn sie mit Problemen nicht klarkommen. Sie stören den Unterricht oder verhalten sich auffällig durch verbale und körperliche Gewalt."

Zugang zu den Jugendlichen verschafft er sich bei gemeinsamen Aktivitäten wie Tischfußballspielen, Radfahren oder Raufspielen. "Entweder durch reden oder über das Erleben kann man den Kindern klar machen, was Regeln sind und was eingehalten werden muss." Im Auftrag der Stadt Freudenstadt hat Eigen-Sinn die Trägerschaft der Schulsozialarbeit übernommen. Bernd Möhrle kann daher bei seiner Arbeit auf ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern und Fachkräften zurückgreifen, das, falls nötig, hinzugezogen werden kann oder ihm beratend zur Seite steht.

Auch Hans Martin Haist von der Kinderwerkstatt Eigen-Sinn freut sich über die gelungene Zusammenarbeit, die letztlich dem Wohle der Kinder und Jugendlichen dient. Es sei zwar kein Pilotprojekt aber neu in Freudenstadt, sagt er. In Altensteig laufe die Zusammenarbeit mit Eigen-Sinn und mehreren Schulen bereits erfolgreich seit drei Jahren.

Volle Unterstützung von Seiten der Stadt sicherte Bürgermeister Gerhard Link der Schulsozialarbeit zu. Das Konzept mit dem Träger von außen habe sich als geeignete Form herauskristallisiert, sagt er. Ob eine Aufstockung der Schulsozialarbeit möglich und nötig ist, werde man im nächsten Schuljahr im Gemeinderat diskutieren.