Sollten sich Interessenten für ein soziales Wohnungsbauprojekt finden, stünde die Stadt mit einem Grundstück bereit. Anbieten würde sich nach Ansicht der Verwaltung insbesondere das Gebiet am Kohlstätter Hardt – bislang ist dieses vorwiegend von Ein- und Mehrfamilienhäusern geprägt. Foto: Eberhardt

Thema sozialer Wohnungsbau treibt Gemeinderat und Stadtverwaltung um. Freudenstadt passt nicht ins Schema.

Freudenstadt - Die Förderung des sozialen Wohnungsbaus hatte sich der Gemeinderat vor zwei Jahren auf die Fahnen geschrieben. 2012 stellten die Freien Wähler den Antrag, ein Grundstück in Erbpacht für den sozialen Wohnungsbau bereitzustellen. Gescheitert ist das Vorhaben nun an den Investoren – diese haben kein Interesse.

Von Seiten der Verwaltung waren vor allem Gespräche mit Unternehmen geführt worden, die früher bereits auf dem Freudenstädter Wohnungsmarkt aktiv und mit der dortigen Situation vertraut waren. Das Ergebnis, das Oberbürgermeister Julian Osswald dem Gemeinderat präsentierte, war dennoch ernüchternd.

Überregional tätige Immobilienunternehmen legen ihren Fokus lieber auf Kommunen mit einem überdurchschnittlichen Mietpreisniveau. In Freudenstadt ist dies jedoch nicht gegeben. Ein weiterer Grund für das Desinteresse potenzieller Investoren liegt im aktuellen Landeswohnraumförderungsprogramm. Dieses konzentriert sich auf Groß- und Universitätsstädte oder Gemeinden in den Verdichtungsräumen des Landes. Auch hier passt Freudenstadt nicht ins Schema. Und ohne Mietraumförderung ist ein solches Vorhaben schlicht unwirtschaftlich – da hilft auch Erbbaurecht nicht weiter. Durch den derzeit niedrigen Kapitalmarktzins ist dies weitgehend uninteressant.

Wolfgang Tzschupke, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, bedankte sich bei Osswald für die Bemühungen der Stadt. Gleichzeitig bat er jedoch um eine Erweiterung des Blickwinkels bei der Suche. "Bis jetzt wurde der Bedarf seitens der Investoren abgeklärt. Aber vielleicht gibt es Menschen, die durchaus Interesse an solchen Wohnungen hätten." Dass dies der Fall ist, räumte auch der OB ein. "Aber ich muss auch jemanden finden, der sie baut." Die Stadt wäre durchaus bereit, ein Grundstück im Erbbaurecht zur Verfügung zu stellen, so sich doch ein Interessent findet, erklärte Osswald. Vor allem das Neubaugebiet Kohlstätter Hardt sei für den Mietwohnungsbau interessant. Von Seiten der Stadt wären dabei auch Mehrfamiliengebäude mit einer Durchmischung von Eigentums- und Mietwohnungen denkbar.

Die Stadt selbst hält derzeit 130 sozialverträgliche Wohnungen bereit. Allerdings stehen nicht alle auf dem Markt zur Verfügung. Teils, weil der Zustand derzeit keine Vermietung erlaubt, teils weil die Stadt ein gewisses Wohnraumkontingent für Notfälle, beispielsweise einen Hausbrand, reserviert hält. "Aktuell beträgt der Vermietungsgrad 70 Prozent", informierte Andreas Bombel (CDU). Der Kostendeckungsgrad belaufe sich dabei auf 48 Prozent.

Nach Einschätzung des Oberbürgermeisters bietet die Stadt damit einen ausreichenden Bestand an sozialverträglichen Wohnungen. Das sieht Kurt Breuer (Bürgeraktion) allerdings anders, der die Nennung von 130 Wohnungen als Augenwischerei betrachtet. "Das klingt ja nett, aber man kann offenbar nicht alle nutzen." Sozialer Wohnungsbau durch Investoren sei eine unsichere Sache, dies sei Sache der Stadt. "Sie können gerne zwei Millionen Euro im nächsten Haushalt einstellen", erwiderte Osswald. "Sofern Sie einen Gegenfinanzierungsvorschlag bringen." Das Bauamt erstelle jährlich eine Liste des Investitionsbedarfs bei den Sozialwohnungen und müsse bedingt durch die Haushaltslage stets Abstriche machen.

Sollte sich jedoch eine Nachfrage ergeben, stellt die Stadt ein entsprechendes Grundstück bereit. Eine Lösung, mit der Tzschupke (FWV) und schließlich auch der Rest des Gemeinderats zufrieden sind.