Ikonen-Galerist Karl Eisenlauer zeigt Raritäten seiner Exponate in der evangelischen Martinskirche in Freudenstadt. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Galerist Karl Eisenlauer zeigt kunstvolle Exponate in der Martinskirche Freudenstadt

Wahre Raritäten unter 70 Ikonen präsentierte die Galerie Karl Eisenlauer aus Ichenhausen/Autenried an zwei Tagen in der evangelischen Martinskirche in Freudenstadt. Die Ausstellung fand großes Interesse.

Freudenstadt. Die ausgestellten Exponate boten in teils musealer Qualität einen repräsentativen Querschnitt durch die Ikonenkunst Russlands und Griechenlands des 17. bis 20. Jahrhunderts. Ikonen sind Fenster zum Himmel: "Die geweihten Kultbilder der Ostkirche sind im Bereich der orthodoxen Kirchen millionenfach verbreitet", erklärte Experte Eisenlauer, der seit 1973 zusammen mit seiner Frau Gabriele im Geschäft ist.

Der Festtag des Heiligen, der 6. Dezember, rückt näher. Eine seltene Vita-Ikone des Heiligen Nikolaus, die um 1820 in Zentralrussland entstanden ist, erzählt sein Leben und seine Wundertaten in zwölf Szenen und ist mehrere tausend Euro wert.

Kolossale Exemplare

Stolz zeigte der Experte auf ein bedeutendes Sammlerstück um 1790 aus der berühmten Feinmalerei-Schule aus dem Dorf Palech, wo heute noch 20 Ikonenmaler die hohe Kunst pflegen: Christus Pantokrator, der Weltenherrscher, hält das aufgeschlagene Evangelium der Bergpredigt in Händen. In das Raritäten-Kabinett reiht sich auch die Christus-Emanuel-Darstellung mit imposanter Gold-Risa aus der Zeit um 1800 ein.

Selten im Handel zu finden

Kolossal wirken dagegen die 1,40 Meter hohen Kirchen-Ikonen mit gold-geschnittenem Rand von 1750 aus Weißrußland, welche die Erzengel Michael und Gabriel darstellen. "Das sind außergewöhnliche Ikonen, die äußerst selten im Handel zu finden sind", teilte Karl Eisenlauer mit, der neben zertifizierten Kunstobjekten auch fachgerechte Restaurierungen anbietet. Handwerklich hervorragend gearbeitet ist eine Silberrisa mit floraler Ornamentik des Heiligen Fürsten Feodor und seiner Söhne David und Konstantin. Eine Patronatsfunktion beigemessen wird Großmärtyrer Theodoros Stratelates: Die Holzikone aus dem 17. Jahrhundert erwies sich als älteste der Ikonen-Expo in Freudenstadt. Zu sehen gab es eine Nachbildung eines Werks, auf dem Christus seinen Freund Abt Menas umarmt. Die Original-Ikone aus dem 14. Jahrhundert wird im Louvre in Paris ausgestellt.

Ein Triptychon stammt aus dem weltbekannten Rila-Kloster in Bulgarien. Die geweihten Kultbilder würden niemals aufgehängt und dürften nicht angebohrt werden, teilte Galerist Eisenlauer mit, denn es sei "heiliges Holz".

Farben halten Jahrhunderte

In den Wohnungen der orthodoxen Christen werden oftmals mehrere Ikonen auf Postamente gestellt. Weil sie mit Versiegelungen ausgestattet sind, halten sich die Farben ein paar Jahrhunderte lang. "Sogar ewig", schmunzelte Eisenlauer, der in jungen Jahren durch bischöfliche Exzellenzen des Ikonen-Museums Autenried von diesem religiösen Kunst-Metier Feuer gefangen hatte. Pfarrer Uwe Stierlen sagte als Gastgeber: "Ich empfinde die Ikonen-Ausstellung als eine Bereicherung für unsere Kirchengemeinde." Mit Blick auf den Volkstrauertag sei die Verbindung zwischen West und Ost wichtig. "Viele unserer Gemeindemitglieder stammen aus östlichen Ländern und hier werden regelmäßig auch russisch-orthodoxe Gottesdienste in russischer Sprache gehalten." Guten Anklang fand das Konzert von fünf studierten russischen Bläsern des Ensembles "Sankt Petersburg Brass", die in der Martinskirche Werke von Bach, Händel, Mozart, Verdi, Strauss und Brahm aufführten.