Einfühlsam und hochkonzentriert: Gabriele Amarú mit der Jungen Münchner Philharmonie Fotos: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Junge Münchner Philharmonie mit "Mozart +" im Kurtheater

Von Tina Eberhardt Freudenstadt. Im Rahmen ihrer Konzertreihe "Mozart +" gastierte die Junge Münchner Philharmonie im Kurtheater Freudenstadt. Was die Orchester und Solisten dabei unter Leitung von Mark Mast im Kurtheater boten, war Hörgenuss höchster Klasse.

Das Kontrastprogramm zu Mozarts Meisterwerken bilden in der diesjährigen Konzertreihe die rauen, drängenden Tango Nuevo-Klänge des 1992 verstorbenen argentinischen Komponisten Astor Piazzolla. Die Verbindung von Wiener Klassik mit südamerikanischer Dramatik ist vor allem eines: mitreißend. Besondere Freude bereitete Dirigent Mark Mast dabei, dass sich die Philharmonie in diesem Jahr mit fünf hochtalentierten Solisten präsentieren kann. Und mit der Besetzung der Soloparts war Mast der Perfektion auch ziemlich nahe gekommen.

Einen wunderbaren Einstieg in das Konzert gab das einfühlsame, hochkonzentrierte Spiel von Gabriele Amarú. Der 24-jährige Italiener interpretierte Mozarts Hornkonzert in Es-Dur mit zunächst leichter Zurückhaltung, die jedoch der Klasse seines Vortrags keinerlei Abbruch tat. Mark Mast verstand es, Orchester und Solist zu einer Einheit zusammenzuführen, deren Klang die Zuhörer in andere Welten entführte. Astor Piazzollas Las Cuatro Estaciones Porteñas – "Die vier Jahreszeiten der Porteñas" – wurden in den ersten beiden Sätzen hingegen ganz von der Expressivität der Violinsolistin Hani Song beherrscht. Die junge Asiatin berauschte mit einer künstlerischen Reife und Perfektion, die es schwer machte zu glauben, dass hier eine erst 14-jährige Künstlerin auf der Bühne stand. Entrückt und scheinbar ohne geringste technische Anstrengungen wirbelte die junge Frau zwischen Glissandi, dramatischen Stakkato-Rhythmen und melancholischen Themen im Zusammenspiel mit dem Orchester.

Der 17-jährige Schweizer Simon Wiener griff die Perfektion seiner Vorgängerin in den nachfolgenden beiden Sätzen mühelos auf. Er stellte sein ausdrucksstarkes Spiel jedoch in einen fesselnden Dialog mit dem Orchester, der die Zuhörer im Anschluss zu Bravo-Rufen animierte. Mozarts Sinfonia concertante Es-Dur prägte mit ihren majestätischen Klängen den zweiten Teil des Konzertabends. Mast, der persönlich durch den Abend führte, stellte die Komposition als "symphonisches Dokument besonderen Ausmaßes" vor, das von der Verschmelzung von Orchester und Soloinstrumenten geprägt ist. Sebastian Bohren (Violine) und Lech Antonio Uszynski (Viola) zeigten sich übermütiger als ihre Vorgänger und schienen stellenweise ganz in ihrem solistischen Zwiegespräch aufzugehen. Mast verstand es jedoch, das Orchester durch ein präzises und packendes Dirigat immer wieder in den Vordergrund zu holen und so einen Spannungsbogen zu gestalten, der Längen im Vortrag verhinderte.

Die Zuhörer honorierten den Konzertabend der Jungen Münchner Philharmonie mit anhaltendem und begeistertem Applaus. Dass im Kurtheater an dem Abend zahlreiche Ränge leer geblieben waren, lag womöglich am Wetter – die künstlerische Qualität kann es nicht gewesen sein.