Bei der Berufseinstiegsbegleitung sind manchmal schon kleine Schritte ein Erfolg. Für Dieter Eberhardt, Jürgen Schwab, Susanna Loewe-Schlaich, Tobias Dantl, Jörg Burckhardt und Marina Krause (von links) ist der Weg dennoch alternativlos. Foto: Eberhardt

Berufseinstiegsbegleiter bereiten Schüler auf Zeit nach Schulabschluss vor. Es geht um grundlegende Kompetenzen.

Freudenstadt - Die Anforderungen an Fachkräfte werden immer höher. Ebenso die Zahl derjenigen, die den Ansprüchen aus eigener Kraft kaum gerecht werden können. Mit der Berufseinstiegsbegleitung will man dem Problem deshalb aktiv entgegensteuern.

An der Werkrealschule der Keplerschule wird das Konzept der Berufseinstiegsbegleitung bereits seit fünf Jahren praktiziert; seit 2013 in Kooperation mit dem Internationalen Bund (IB). Berufsbegleiter stehen ab der achten Klasse für diejenigen Schüler als Unterstützer bereit, die in Sachen Bewerbung oder Wechsel ins Arbeitsleben vor Herausforderungen stehen.»Viele Schüler werden von ihren Eltern nicht mehr begleitet«, erklärt Schulleiter Dieter Eberhardt. Manchmal, weil der Austausch innerhalb der Familie völlig darnieder liegt.

Oft stammen die Eltern aber auch aus einem anderen Kulturkreis und haben überhaupt keine Vorstellung davon, was denn zwischen Schulabschluss und Berufseinstieg vonstatten geht. Beides ist für Dieter Eberhardt und die Mitarbeiter des IB »ein riesengroßes Problem«. Zwei- bis dreimal pro Woche sind daher die Berufseinstiegsbegleiter Tobias Dantl und Marina Kraus in der Schule unterwegs und bereiten ausgewählte Schüler in Einzelcoachings, Gruppenarbeiten, Bewerbungstrainings und Assessment-Szenarien auf die Zeit nach dem Schulabschluss vor.

Oft müssen dabei grundlegende Kompetenzen vermittelt werden: Pünktlichkeit, Gesprächsführung, Sozialkompetenz. Häufig ist den Jugendlichen gar nicht bewusst, welche Erwartungen Betriebe an ihre Mitarbeiter stellen, wie Jörg Burckhardt, Projektleiter beim IB, weiß. »Manchmal haben sie auch eine völlig falsche Einschätzung der eigenen Kompetenzen«, sagt Susanna Loewe-Schlaich vom IB Nordschwarzwald.30 Plätze stehen in Freudenstadt zur Verfügung. Wer diese erhält, wird in Gesprächen zwischen Eltern, Schülern und Schulleiter erörtert.

 Das Programm ist freiwillig, doch hat sich ein Schüler zur Teilnahme entschlossen, ist Schulleiter Eberhardt strickt: »Dann ist Anwesenheit Pflicht. Da lege ich Wert drauf.«Schule, IB und die Agentur für Arbeit als Finanzierer haben im Rahmen der Maßnahme ein enges Netzwerk zwischen Betrieben, Schulsozialarbeitern, Schülern und Begleitern geschaffen.

Der Erfolg der Maßnahme lässt sich dennoch schwer bemessen. Im Idealfall findet jemand den Weg in eine selbstständige Zukunft. Jürgen Schwab, Vorsitzender der Geschäftsführung der hiesigen Agentur für Arbeit, setzt bei der Bewertung aber unten an. »Erfolg ist schon, wenn jemand zum Hauptschulabschluss kommt, der es sonst nicht geschafft hätte.« Schwab ist von dem Modell der Berufseinstiegsbegleitung überzeugt. »Der Weg ist alternativlos, sonst wäre nur noch Zugucken möglich.« Auch der wachsende Fachkräftemangel zwingt zum Umdenken, wenn es um benachteiligte Jugendliche geht. »Es lohnt sich, hier zu investieren«, meint Schwab.

Die Berufseinstiegsbegleitung biete die Chance, Jugendliche durch die Schulabgangsphase hindurch bis in die Berufsausbildung hinein zu begleiten. Für Schwab der »ideale Weg«. Und zur Erfolgsquote findet schließlich Susanna Loewe-Schlaich  einen Anhaltspunkt: 80 Prozent der Teilnehmer gelangen im Programm zu einer realistischen Einschätzung über Anforderungen und eigene Fähigkeiten. Und das ist bereits ein Erfolg.