Annette Burkhardt von der Diakonischen Bezirksstelle Freudenstadt mit einem Hemd, auf dem auf den Artikel eins des Grundgesetzes verwiesen wird. Foto: Schwark Foto: Schwarzwälder Bote

Demonstration: Etwa 70 Menschen machen auf dem Marktplatz auf unwürdige Zustände aufmerksam

Freudenstadt. "Unser Hemd für Menschen in Not" lautete der Titel einer Aktion, zu der die Fachberatung Flüchtlinge und Ehrenamt der Diakonischen Bezirksstelle Freudenstadt und der Freundeskreis Asyl auf den oberen Marktplatz in Freudenstadt eingeladen hatte.

Unter Beachtung der Corona-Abstandsregeln machten rund 70 Bürger auf die unmenschlichen und unwürdigen Zustände in den Flüchtlingslagern an den EU-Außengrenzen aufmerksam. Dazu schlossen sich die Teilnehmer zu einem großen Kreis zusammen. Verbindende Elemente waren bunte Hemden, mit deren Ärmeln sich die Teilnehmer berührungslos verbanden.

Von der Diakonischen Bezirksstelle begrüßte Annette Burkhardt die Teilnehmer. Mit der Demonstration wolle man ein Zeichen setzen, und auf die unhaltbaren Zuständen in den Flüchtlingslagern an den EU-Außengrenzen aufmerksam machen, betonte sie. Hierbei gehe es um die Menschenrechte.

Burkhardt schilderte Eindrücke eines Flüchtlings. Für den war das abgebrannte Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos in Griechenland "die Hölle". Das neue Lager empfand er als noch schlimmer. Für 1000 Menschen stünden gerade mal fünf Toiletten und Duschen zur Verfügung. Die Menschen wohnten in Zelten ohne Boden.

Burkhardt schilderte auch die gegenwärtige Lage im Mittelmeer. So seien in den letzten Tagen rund 140 Flüchtlinge bei zwei Bootsunglücken ertrunken. Oft werde den Menschen in großer Not nicht geholfen. "Diese Not muss ein Ende haben", forderten die Demonstranten mit ihrer Menschenkette. Am 18. September soll es unter dem Motto "Hand in Hand" eine Rettungskette für Menschenrechte durch ganz Deutschland geben, informierte Burkhardt.

Die Situation von Flüchtlingen schilderten auch Masoud Tahmasebi (Arzt) und Masoumeh Naderi (Psychologin). Beide waren 2014 als Flüchtlinge aus dem Iran nach Freudenstadt gekommen. 2017 erhielten sie die Aufenthaltsgenehmigung. Seit 2019 stehen nun beide im Berufsleben. Die Zeit des Wartens empfand Tahmasebi in der Übergangszeit als sehr schwierig. Belastend gewesen sei neben den Sprachproblemen, nicht arbeiten zu können. Dabei hätten viele Flüchtlinge allerlei Fähigkeiten zu bieten, schilderte Tahmasebi. Er dankte seinen deutschen Freunden, die ihn und seine Frau in dieser schwierigen Zeit begleitet hatten. Ziel müsse es sein, diese unmenschlichen Lager zu schließen, lautete die klare Botschaft der Verstaltung.