Die Zirkusstars von der Forchenkopfschule bei einer Reifenpräsentation. Fotos: Altendorf-Jehle Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Projekt an der Forchenkopfschule gibt faszinierenden Einblick in Welt der Artisten und Clowns

Selbst Artist sein, als Clown die Menschen zum Lachen bringen oder donnernden Applaus genießen – das alles erlebten die Grundschulkinder der Forchenkopfschule in Wittlensweiler bei ihrem einwöchigen Zirkusprojekt.

Freudenstadt-Wittlensweiler. "Was es hier zu sehen gibt, ist eine Weltpremiere", sagte Schulleiter Klaus Schmid-Krimmer schmunzelnd und so Unrecht hatte er damit gar nicht, denn noch nie sind die Schüler aus Wittlensweiler in dieser Weise vor ein Publikum getreten und noch nie haben die Bürger im Ort so etwas erlebt.

Die Forchenkopfschule hatte den Kinderzirkus Bingo engagiert. In Gegensatz zu normalen Zirkusprojekten, die es öfter in Schulen gibt, hatten die Kinder einmal wirklich die Möglichkeit, Zirkusleben und Zirkusarbeit zu erleben, denn die Macher von "Bingo" sind echte Zirkusleute, die auf eine langjährige Zirkusdynastie zurückblicken können.

Oberhaupt der Familie verkauft Zuckerwatte

Mit dabei ist auch noch das Oberhaupt der Familie. Die rüstige 80-Jährige verkauft in den Pausen die Zuckerwatte und steht auch sonst mit Rat und Tat ihrem Sohn Roman Fiala zur Seite. Mit weiteren vier Mitarbeitern schaffte es die Truppe in einer Woche aus den Schulkindern kleine Zirkusstars zu machen. Alle Kinder durften mitmachen.

Jeder der Dreikäsehochs glänzte auf seine Art. Sei es gleich zu Beginn, als pantomimisch die nicht vorhandenen Glasscheiben der Manege geputzt, und die Besucher mit dem Reinigungssprüher bespritzt wurden oder als bunt verkleidete Clowns, die ihren Unsinn in der Manage trieben. Es gab Jonglage, Bodenakrobatik, Reifenpräsentationen, Gewichtheber und richtige kleine Trapezkünstler. Ganz auf harte Jungs zugeschnitten war die Fakirnummer. Mutig liefen die Schüler über Glasscherben, legten sich auf das Nagelbrett und trauten sich mit der brennenden Fackel dicht unter ihren Armen und am Körper entlangzustreifen, ohne mit der Wimper zu zucken.

Auch die Zauberkiste brachte die Zuschauer – beide Vorstellungen waren jeweils ausverkauft – zum Staunen. Ein Mädchen in die Kiste zu stecken und sie dann zwischen den Stäben, die durch die Zauberkiste geschoben werden, einzuklemmen, ist ein bekannter Trick. Doch als dann der Zirkusdirektor, nachdem alle Stäbe wieder herausgezogen waren, nicht nur das eine Mädchen, sondern zwei weitere aus der engen Kiste hob, war das Staunen groß.

Das wirtschaftliche Überleben kleiner Zirkusunternehmen ist immer schwieriger. Der Kinderzirkus Bingo hat mit seinem Angebot eine Nische gefunden, die ihn überleben lässt. Da die Eltern und Lehrer beim Auf- und Abbau des 200 Personen fassenden Zirkuszelts mithelfen, ist das Angebot für Schulen bezahlbar. Der Eintritt bei der Vorstellung wandert auch in die Kasse des kleinen Zirkus und sichert mit dem Verkauf von Getränken, Zuckerwatte und Popkorn das Einkommen.

Schulleiter Klaus Schmid-Krimmer staunte, was innerhalb nur einer Woche alles mit den Schülern passiert war. Ganz schüchterne Kinder gingen plötzlich aus sich heraus, versteckte Talente kamen zum Vorschein. Teamarbeit, Disziplin und Ausdauer, ohne die es bei keinem Zirkus geht, wurde von den Schülern umgesetzt. Wer sonst nicht so gerne in die Schule geht, war plötzlich überpünktlich zur Stelle. Wer nicht immer so folgsam ist, wenn der Schulleiter was sagt, hörte dem Zirkusdirektor aufs Wort. Der ließ seine Stimme dann auch erschallen: "Ich brauche absolute Ruhe" und schon war Stille im Zelt.

Zirkusleben soll für Kinder sichtbar sein

Roman Fiala kommt aus Tschechien. Er und seine Truppe sind mittlerweile in Horb daheim. Doch zu ihren Projekten bringen sie auch ihre Wohnwagen mit und campieren direkt neben ihrem Zelt. Zirkusleben soll für die Kinder auch sichtbar sein. Der landwirtschaftliche Betrieb Bohnet direkt gegenüber der Schule hatte bereitwillig seine Wiese zur Verfügung gestellt. Lehrer und Eltern waren gleichermaßen begeistert von dieser etwas anderen Art von Schule. Zirkusdirektor Roman Fiala: "Hier arbeiten wir jahrgangsübergreifend, die Älteren müssen auf die Jüngeren achten, die Größeren auf die Kleinen. Nur durch ein abgestimmtes Miteinander funktioniert es und das lernen die Kinder bei diesem Zirkusprojekt." Darüber hinaus geht es um Ausdauer und Durchhaltevermögen. Nicht gleich aufgeben, wenn es mit dem Diabolo nicht sofort klappt, üben, üben und nochmals üben, betont der Zirkuschef.

Neu war für viele Schüler auch das Lampenfieber, aber auch das Gefühl im Rampenlicht mit toller Musik in der Manege zu stehen und schließlich den donnernden Applaus in Empfang zu nehmen. "Das sind Gefühle, die es in dieser Form eben im Zirkus gibt", sagt Roman Fiala schmunzelnd.

"Habe ich zu viel versprochen?", fragte Schulleiter Schmid-Krimmer zum Schluss der Vorstellung. Nein das hatte er nicht. Vom 20. bis 24. August ist der Kinderzirkus Bingo beim Loßburger Ferienprogramm zu Gast. Anmeldungen sind beim Jugendreferat Loßburg, Telefon 07446/9 50 47 15 möglich. Die Anmeldung gilt für eine Woche, täglich von 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr.