Präzision und handwerkliches Geschick sind beim Schleifen von Messern gefragt. Fotos: Schwark Foto: Schwarzwälder Bote

Handwerk: Lukas Heinzelmann übt einen selten gewordenen Beruf aus / Tradition in fünfter Generation

Für alles, was scharf sein soll, ist Lukas Heinzelmann Spezialist. Er betreibt eine Messerschmiede und Schleiferei in der Ulanen-straße in Freudenstadt und ist in weitem Umkreis der Einzige mit dem selten gewordenen Beruf des Schneidwerkzeugmechanikers und Messerschmieds.

Freudenstadt. In fünfter Generation führt der 49-Jährige den Betrieb, und zwar mit viel Herzblut. Die Lehre absolvierte der Freudenstädter in Esslingen bei der Firma Trittle. Mit seinem Gesellenstück wurde er beim praktischen Leistungswettbewerb der Handwerksjugend im Messerschmiede-Handwerk seinerzeit Bundessieger. Im Berliner Reichstag überreichte ihm am 25. November 1988 der damalige Bürgermeister Eberhard Diepgen die Ehrenurkunde vom Zentralverband des Deutschen Handwerks.

Gerne erinnert sich Heinzelmann an seinen Esslinger Chef, bei dem er sein Handwerk von der Pike auf erlernt hat. 30 Jahre nach dem Abschluss seiner Lehre geht der Messerschmied in seinem Beruf immer noch auf.

Nach der Lehre arbeitete Lukas Heinzelmann zunächst im Betrieb seines Vaters Werner Heinzelmann in Freudenstadt. Nach seiner Bundeswehrzeit bildete er sich ein Jahr bei einem Fachbetrieb in Bern in der Schweiz weiter. "Da habe ich noch manches Wichtige für meinen Beruf mitbekommen", erinnert sich Heinzelmann, der die präzise Arbeit der Schweizer lobt.

Ab 1993 arbeitete Lukas Heinzelmann mit seinem Vater Werner zusammen und übernahm 2005 den Betrieb.

Wie Heinzelmann erläutert, sind mindestens sieben Arbeitsschritte zum Schleifen eines Kochmessers oder Tafelmessers mit Wellenschliff notwendig. Zehn bis 15 Minuten braucht er dafür.

Lukas Heinzelmann schärft täglich allerlei Schneidegeräte von Metzgereien, der Gastronomie sowie von Privatkunden. Große Sägeblätter, Gartengeräte wie Hecken- oder Gartenschere und Messer von Rasenmähern bearbeitet der Experte ebenfalls. Eine echte Herausforderung ist für Heinzelmann das Schleifen von Scheren. "Man braucht richtig lange, bis man das gelernt hat, da reichen drei Jahre Lehrzeit gar nicht aus", berichtet der Handwerker. Notwendig seien viel Erfahrung, ein gutes Gefühl und ein gutes Auge.

Jedes Produkt habe seine Tücken, weiß Lukas Heinzelmann. Auf Handarbeit könne man in der Branche nicht verzichten. Sein Beruf habe nichts mit den sonstigen Schleifern auf Märkten oder vor der Haustür zu tun, betont er. "Unser Handwerk liefert echte Qualitätsarbeit." Heinzelmann verwendet moderne Schleif- und Polierprodukte. Gute Dienste leistet immer aber noch die betagte Flachschleifmaschine aus dem Jahr 1956 von der Firma Erma in Fulda.

Kundenstamm setzt auf Qualität

Über Arbeitsmangel kann Lukas Heinzelmann nicht klagen. Besonders in der Urlaubszeit und in den Handwerkerferien bringen viele Firmen ihre Arbeitsgeräte zum schleifen. Spezielle Messer von Maschinen müssen beispielsweise für Metzgereien bearbeitet werden.

Viele Hotels und Restaurants aus dem ganzen Bundesgebiet schicken in gut gesicherten Paketen ihre Messer zum schärfen. Auch das Schreinerhandwerk nutzt die Dienste von Heinzelmann. Sein Kundestamm setzt auf Qualität.

Stolz ist Lukas Heinzelmann, den Betrieb in fünfter Generation zu führen. In seinem Archiv hat er noch Kassenbücher aus dem Jahr 1870. Für Urlaub bleibt Heinzelmann nahezu keine Zeit, doch an freien Wochenenden absolviert er gerne Bergläufe. Ab und zu reicht es nach Feierabend auch zu einem Ausflug mit dem Motorrad. "Sport ist für mich der Ausgleich für die körperliche Arbeit", sagt Heinzelmann.

Wichtig ist ihm auch der Kontakt mit den Kunden, von denen er viele persönlich kennt. In seiner Werkstatt bietet er auch hochwertige Messer und Scheren an.