Frank Derricks ist auf dem Jakobsweg unterwegs nach Santiago de Compostela. Foto: Schwarzwälder Bote

Jakobsweg: Frank Derricks hat über 600 000 Schritte zurückgelegt / Etappen durch Weinland Burgund

Schlammige Wege, einsame Herbergen, menschenleere Dörfer und Klöster, eisiger Ostwind: Der "Pilger mit Sinn", Frank Derricks, hat weit über 600 000 Schritte auf dem Jakobsweg von Freudenstadt bis nach Santiago de Compostela und Cap Finisterra zurückgelegt.

Freudenstadt. Hinter dem 51-Jährigen liegen 21 Tagesetappen zwischen 20 und 35 Kilometern. Der letzte Eintrag in seinem Tagebuch stammt vom 25. Februar. Derricks befindet sich derzeit mitten im französischen Weinland Burgund.

Wie berichtet, hat sich Frank Derricks auf eine Pilgerreise für den guten Zweck aufgemacht, und zwar für die Schmetterlingsgruppe der Freudenstädter Kinderwerkstatt Eigen-Sinn. Er sammelt mit seiner Tour für diese Gruppe Spenden. Rund 2500 Kilometer will Derricks zurücklegen. Nachfolgend ein Eindruck von der 17. Etappe, 21,8 Kilometer von Brans nach Mont Roland. Schlammwege und die Überquerung von kleinen Flussläufen machten Derricks das Leben schwer. Am Ziel waren Herbergen und ein Kloster geschlossen. Derricks übernachtete in einem Hotel. Anderntags ging es rund 20 Kilometer weiter bis nach St. Jean des Losne, zunächst auf Feldwegen und Teerstraßen, dann entlang der Autobahn, die ab und zu überquert wurde.

"Ich vermisse keine Dinge. Körperlich geht es mir gut. Mal zwickt es hier und zwackt es dort", notierte der 51-Jährige in sein Tagebuch. "Bis jetzt musste ich noch keinen Hunger leiden und hatte immer genug Wasser zu trinken, hatte jede Nacht ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen. Was mir zu schaffen macht, ist die Einsamkeit." 32,7 Wanderkilometer waren es von St. Jean de Losne bis Vougeot, der nächsten Etappe. Es ging am Kanal entlang, und es blies ein eisiger Polarwind. Es war Schmetterlingstag. An diesem Tag telefonierte Derricks mit Kindern der Schmetterlingsgruppe in Freudenstadt. Die Kinder stellten viele Fragen: "Was gibt es zu Essen?", "habe ich mich verletzt?", "ist es kalt?".

Auf dem Chemin de Grand Crus, Weinkennern wohl bekannt, setzte Derricks die Pilgerreise am nächsten Tag fort, gut 24 Kilometer bis nach Beaune. Der Weg führte durch Weinberge mit knorrigen Weinstöcken. In Beaune genoss der Pilger das lebendige Treiben einer Kleinstadt. "Große Dankbarkeit" überschrieb Derricks seine nächste, die 21. Tagesetappe, 20 Kilometer von Beaune nach Chasny. Trotz Sonnenscheins war es "saukalt", der böige Wind trieb den Pilger vor sich her, drohte ihn sogar umzuwerfen.

Ein Bekannter brachte mit dem Auto einen wertvollen Kopfhörer, den Derricks an einem Etappenort vergessen hatte, zu einem vereinbarten Treffpunkt nach. "Diese große Hilfsbereitschaft macht mich sprachlos", schrieb Derricks in sein Tagebuch.