Musikkabarettist Michael Bach führte mit großem Einsatz durch die bunte, schräge, internationale Schlagerszenerie. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Michael Bach schüttet ein Füllhorn an geistreicher Unterhaltung aus / Auch Popstars sind eben nur Menschen

Die sprachlichen Karambolagen der Unterhaltungsbranche nahm Musikkabarettist Michael Bach aus Emmendingen mit seinem Soloprogramm "Eine Runde Schlagerkunde" auf die Schippe – zum größten Vergnügen des Publikums bei Kultur am Dobel.

Freudenstadt. Höchst bedauerlich, dass dem Auftritt zum ungewöhnlichen Wochentagstermin am Donnerstag ein größerer Zuspruch versagt blieb. Michael Bach nahm’s gelassen und gab alles, was er an musikalischem, verbalem und interpretatorischem Potenzial aufzubieten hatte. Und das war außergewöhnlich vielfältig und bot ein ums andere Mal Anlass zu Lachsalven.

Bach war bereits vor Jahresfrist als Mitglied der "No Plastic Band" vor Ort und hinterließ schon damals positiven Eindruck. Sein Soloprogramm ist ein parodistischer Streifzug durch die bunte Schlagerszenerie, die sich unter dem Deckmantel gefälliger Melodien als verbaler Rohrkrepierer erweist. Das legte der Musikant gleich zu Beginn mal bloß, indem er das Publikum als Meditationsübung zum "kollektiven Nananen" einspannte: "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben, nananana…". Derlei semantische Höhenflüge ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Genre und sind an einer Vielzahl von Namen festzumachen. Michael Bachs Philosophie lässt sich demnach in seiner Überzeugung bündeln: "Der Schlager ist die Currywurst der Musik". Sein "kleiner musikwissenschaftlicher Abend" widmete sich denn auch dem Schlager über die Dezennien hinweg und als Frucht der technischen Entwicklung, die seine globale Verbreitung beförderte. Überhaupt: Die allgemeinen Musikpräferenzen sind laut Bach von den "drei großen "Bs" gekennzeichnet: Bach, Beethoven und Bohlen. Allerdings, so der Entertainer, mache "Beethoven auf den zeitgenössichen Abbildungen immer ein Gesicht, als habe er eben ein Lied von Bohlen gehört". Sein Schlagerseminar gliedert der Kabarettist didaktisch sinnvoll, wie es sich nach wissenschaftlichen Kriterien gehört – unter historischen, textlich-inhaltlichen, personellen und geopolitischen Aspekten. Das alles ist unterfüttert mit praktischen Musikbeispielen, gestaltet mit Gitarre, Akkordeon und Ukulele.

Und da kommen sie alle zu ihrem Recht, die Maffays, Turners, Carpendales, Rolling Stones, Grönemeyers, Westernhagens und Lindenbergs, um nur eine Auswahl zu nennen. Verblüffend authentisch und urkomisch anzusehen und anzuhören wirken die Parodien auf Typen und Ohrwürmer. Wenn er gleichzeitig mit Bassgitarre, Trompete, Schlagzeug und Gesang am Retromikrofon die Count Basie Bigband imitiert oder mit der Akkordehuhn-Puppe "Flieg mit mir zum Hahn" als Verballhornung von "Fly me to the moon" intoniert, ist die Komik kaum mehr zu überbieten. Lachtränen provoziert Bachs Auftritt als Kritikerpapst Reich-Ranicki, der in der ihm eigenen Weise den alten Schlager "Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen" in seine intellektuellen Teile zerlegt.

Bi-Ba-Butzemann im Rammstein-Sound

Michael Bach setzt unter der Rubrik "Kritik und Ausblick" auf die Neue deutsche Welle noch eins drauf. Er lässt die Gruppe Rammstein im Stil eines gotischen Horrorszenarios das Kinderlied "Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann" als "fröhlichen, sonnigen Text" interpretieren. Der blonde, sonnenbebrillte Dauergast im Schlagermilieu outet sich schließlich als Hardrocker mit "Heino all over the world".

Michael Bach machte Lust auf mehr, und so kam er um ein paar Zugaben nicht herum, die seine musikalische Breite zusätzlich auffalteten. Sein musikkabarettistischer Abend stand unter seiner Überzeugung, dass auch Popstars eben nur Menschen sind.