Tourismus: Party am Infopunkt am Stadtbahnhof / Mehrfach guten Grund zum Feiern

Pastetchen, Pianomusik und Preisnachlässe: Am Infopunkt am Stadtbahnhof gab es am Dienstag ein kleines Fest. Die Erlacher Höhe hatte dreifachen Grund zum Feiern – die Vertragsverlängerung für das Projekt mit der Stadt, eine neue Leiterin und ein kleines Jubiläum.

Freudenstadt. Die Seniorin hat Mühe mit der schweren Eichentür zur Bahnhofshalle. Ihre Gehhilfe steckt fest. Sofort eilt eine Helferin der Festgemeinschaft hin und befreit die Frau aus der Zwickmühle. Service und eine freundliche Geste – das ist das Prinzip des Infopunkts.

Am Dienstag feierte die Erlacher Höhe das sechsjährige Bestehen der Einrichtung. "Eher ein kleines Jubiläum", räumte Wolfgang Günther, Leiter der diakonischen Einrichtung im Kreis Freudenstadt, ein. "Aber Feste soll man ja feiern, wie sie fallen." Günther freute sich über die Vertragsverlängerung mit Freudenstadt Tourismus bis 2021. Dank ihrer vier Mitarbeiter, darunter welche mit Handycap, sei die Anlaufstelle an 365 Tagen im Jahr geöffnet.

Tourismusdirektor Michael Krause nannte den Infopunkt "ein außergewöhnliches Projekt". Folglich sei es "ein grandioses Jubiläum". Bevor es den "Punkt" gab, sei der Freudenstädter Stadtbahnhof eher ein Problemort gewesen. Das sei seit sechs Jahren anders. Durch die Präsenz ist es mit Randale und Gelagen deutlich besser geworden. Stattdessen gebe es eine Service- und Infostelle genau dort, wo viele Urlauber ankämen und erstmals Kontakt mit der Stadt hätten. Das werde geschätzt, von Touristen und von Einheimischen gleichermaßen. "Wir hören sehr viel Gutes über den Infopunkt", so Krause.

300 000 Kundenkontakte

Rund 300 000 Kundenkontakte habe der Infopunkt in sechs Jahren gehabt, sagte Meike Mast. Sie ist seit Januar neue Leiterin der Einrichtung. Gäste erhalten im "Punkt" Ausflugstipps, Hilfe beim Transfer zum Hotel, Auskünfte über Bus- und Bahnverbindungen sowie Souvenirs. "Bahntickets bieten wir keine an. Aber wir helfen gerne, wenn jemand einen Ausflug plant oder Probleme mit dem Fahrkartenautomaten hat", so Haist. Vor allem ältere Leute täten sich bisweilen schwer mit der Technik. Darüber hinaus wenden sich Obdachlose an die Mannschaft der Erlacher Höhe, wenn sie Hunger haben oder ein Dach über dem Kopf brauchen. Auch fürs Stadtleben leiste die Einrichtung einen Beitrag. Geplant sind eine "Warm-up-Party" zum Stadtfest mit alkoholfreien Cocktails, eine Wandertour und kleine Auftritte von Musikern, die die Bahnhofshalle "für ein paar Stunden zur Konzerthalle machen".

Mit dabei war am Dienstag auch Wolfgang Sartorius vom Vorstand der Erlacher Höhe. Er sei ohnehin in der Stadt gewesen, da passe es doch. Eigentlich sei ein Infopunkt nicht gerade ein satzungsgemäßes Aufgabenfeld für die diakonische Einrichtung. Mit einer Komponente allerdings schon: dass hier auch Leute einen Job finden, die sonst vielleicht kaum eine Chance auf Beschäftigung hätten. "Vor sechs Jahren sah es auf dem Arbeitsmarkt noch anders aus als heute", so Sartorius. Er selbst sei mittlerweile 57 Jahre alt und wäre bei einer Jobsuche "praktisch chancenlos". Ein Kollege aus der "Punkt"-Mannschaft, der im Rollstuhl sitzt, sei kürzlich zu Freudenstadt Touristik gewechselt. Durch seine Arbeit sei er oft mit der Bahn unterwegs, sagte Sartorius. Er habe dadurch schon viele Bahnhöfe in vergleichbaren Städten gesehen, aber noch nirgends ein vergleichbares Angebot.

Das freute auch Wolfgang Günther: "Man kann schon was machen, um etwas zu verbessern." Zur kleinen Feier gekommen waren zahlreiche Gäste, darunter Vertreter von Landratsamt und Behörden, Erlacher Höhe und Stricktreff SMS, der die Halle in der Weihnachtszeit dekoriert.

Das Catering steuerte die Gastro-Truppe "Windrad" der Erlacher Höhe bei. Musik machte Frederik Seeger vom evangelischen Jugendwerk im Bezirk Freudenstadt. Der Jugendreferent spielte und sang Stücke wie "Imagine" und "Hallelujah".